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Neonazis verhöhnen das Opfer des rechtsextremen Zeltlager-Angriffs in Hessen

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Von Patrick Gensing

Die Frankfurter Rundschau kommentiert die Reaktionen auf den Neonazi-Überfall:

?Was am Neuenhainer See in Nordhessen geschehen ist, ist erschütternd. Neonazis greifen schlafende Jugendliche an, ja erschlagen fast ein Kind – nur weil es Linke sind. Doch was erschreckt, ist nicht nur die Gewalt. Es ist auch die Tatsache, dass die überfallenen Camper der Linksjugend eine derartige Attacke regelrecht erwarten mussten. Sie wussten, dass sie sich auf einen Angriff von rechtsaußen einzustellen haben, wenn sie im Schwalm-Eder-Kreis – einem ganz normalen Landstrich mitten in Deutschland – ein antifaschistisches Zeltlager organisieren. Berichte über Drohungen und Einschüchterungsversuche gegen Nazi-Gegner in der Region hatte es vorher schon zuhauf gegeben. Politik und Polizei aber hat das vor dem Überfall von Neuenhain offenbar kaum alarmiert.

So wenig sogar, dass sie auch nach der Attacke in die übliche Beschwichtigungsroutine verfielen: kein organisierter Rechtsextremismus, keine braune Hochburg, alles nur Einzelfälle. Landrat Neupärtl mag recht haben, wenn er seinem Kreis bescheinigt, kein größeres Rechtsextremismus-Problem zu haben als andere Kommunen im Land. Nicht nur hier gibt es Neonazis, nicht nur hier organisieren sie sich, nicht nur hier ist ihre Ideologie menschenverachtend und gewalttätig. Die Schwalm, so könnte man in Anlehnung an einen Slogan der Atomkraftgegner sagen, ist überall. Das aber darf keine Ausrede sein, den Kampf gegen rechts nicht auch am Ort aufzunehmen und den Schulterschluss mit all jenen zu suchen, die Feinde des Rechtsextremismus sind. Ein Problem mit Neonazis zuzugeben, gereicht einer Kommune nicht zur Schande. Schlimm wird es erst, wenn sie es kleinzureden versucht.?

?Nicht bewusst 13-Jährige verletzt?

Auf Neonazi-Seiten feixen sich die Nazis unterdessen wieder einen zurecht. Ob man noch tiefer sinken kann? Man weiß es nicht. Einige Beispiele:

?Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Wie oft wurden rechte Veranstaltungen und Lager von Antifanten angegriffen (und werden es immer noch), ohne dass sich die Systempresse auch nur im Ansatz darum scheute? Jetzt dreht sich der Spiess um.?
?Natürlich kann sich das auch anders zugetragen haben. Die Berliner Antifa zerstritt sich seinerzeit auch an den sexistischen Eskapaden eines Antifa-Männchens, das ein ebensolches Weibchen vergewaltigen wollte. Und die antifaschistische Fürsprache für Pädophile sollte man auch nicht vernachlässigen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die „Spatenhiebe? als Faustschläge eines notgeilen Vergewaltigers und die „Bierflaschenspuren? als Fingernagel-Kratzwunden einer Pubertierenden herausstellen.?
?Himmelherrgott nochmal?da war ein Zeltlager von linken und die haben geschlafen, also hat der Angreifer auch nicht gesehen auf wen er da einschlägt und somit hat er nicht bewusst eine 13 jährige verletzt. Wenn es so war wie es die Medien schildern, dann wollte er wohl nur ein paar Afas was vor den Kopf schlagen. Wobei ich schon anmerken muss das es doch recht feige ist, auf schlafende einzuprügeln. Und ob das wirklich einer von ?unseren? Leuten ist wage ich zu bezweifeln! Den Eltern der 13 jährigen sollte man was vor den Kopf schlagen, weil sie ihr Kind zu so nem Rotz überhaupt hinlassen!?
?Der linke Müll jammert ja rum als hätte man denen die Drogen abgenommen. Zudem kann ich mir sehr gut vorstellen das die vorher,so wie alle linken das machen, kriminell gegen deutsche aufgefallen sind.
Zudem sollten sich gewisse Behörden doch mal Gedanken machen was Kinder in einem links faschistischem Terror Schulungslager zu suchen haben. Denn mehr als Vorbereitungen und Verabredungen zu Straftaten kommt bei solchen Zusammenkünften bei linken nicht zu Stande.?
?Soso, der 23jährige hat also mit seiner 13jährigen Schwester in einem Zelt geschlafen! Hmmm??

Allerdings gibt es auch Rechtsextremisten, die diese Tat ablehnen, überwiegend aus strategischen Gründen – oder weil man ?Gegner und keine Opfer? haben wolle.

Angaben bestätigt: Haupttäter aus NPD-Umfeld

Mittlerweile bestätigte auch die Frankfurter Rundschau Angaben, bei dem mutmaßlichen Haupttäter, der die heimtückische Attacke nach Polizeiangaben bereits gestanden hat, handele es sich um den 19-jährigen Kevin S.. Wie berichtet stammt er aus dem direkten Umfeld des ehemaligen hessischen NPD-Vorsitzenden Marcel Wöll in Butzbach und ist an dem Video-Projekt ?Volksfront Medien? beteiligt gewesen.

Seit einigen Monaten soll er sich laut FR als eine Art brauner Reisekader um die Neonazi-Kameradschaft im Schwalm-Eder-Kreis bemüht haben. Und das offenbar mit Erfolg: Auch wenn die Polizei die sogenannten ?Autonomen Nationalisten? der ?Freien Kräfte Schwalm-Eder? nach wie vor als ?relativ losen Zusammenschluss? einstufen mag, haben sich die rechtsextremistischen Aktivitäten in der Region rund um Schwalmstadt in jüngerer Zeit vervielfacht. Weiterhin ist es gerade eine Eigenschaft von ?Autonomen Nationalisten?, dass sie sich eher in losen Zusammenschlüssen organisieren. Das ist der Witz an dieser Organisationsform.

Dieser Artikel erschien erstmals am 23. Juli 2008 beim Störungsmelder und wurde BTN freundlicherweise von Redaktion und Autor zur Verfügung gestellt.

Zum Thema:

| Wir wollen hier bleiben: Jugendinitiative in hessischer Neonazi-Hochburg Schwalm-Eder-Kreis

Weblinks:

| Attacke rechtsextrem motiviert

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