Nach den Rechten sehen: Schweizer attackiert jüdischen Touristen +++ Woldegk: Unbekannter droht schwarzem Kind mit tätowiertem Hakenkreuz +++ Bielefeld: Polizei findet keine fremdenfeindlichen Hintergründe nach Moscheebrand.
Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de
Schweizer attackiert jüdischen Touristen
Der 26-jährige A.W. aus Antwerpen verlässt in Davos Dorf die Migros und will zu seinem Auto gehen, wo die Familie auf ihn wartet. Plötzlich stellt sich ihm ein etwa 60-jähriger Schweizer in den Weg, wie das jüdische Wochenmagazin «Tachles» berichtet. Da passiert es. Der Schweizer habe laut «Juden raus!» und ähnliche Parolen geschrien. Dann habe er den Familienvater tätlich angegriffen (20min.ch).
Woldegk: Unbekannter droht schwarzem Kind mit tätowiertem Hakenkreuz
Der Neubrandenburger Staatsschutz ermittelt nach einem rechtsextremistischen Vorfall in einem Einkaufsmarkt in Woldegk (Kreis Mecklenburgische Seenplatte). Wie eine Polizeisprecherin in Neubrandenburg schilderte, soll ein Unbekannter einem schwarzen Jugendlichen offen mit seinem im Halsbereich tätowierten Hakenkreuz gedroht haben. Der Vorfall habe sich am Montag ereignet, als der 14-Jährige mit seiner 71 Jahre alten Großmutter zum Einkaufen war (Nordkurier).
Bielefeld: Polizei findet keine fremdenfeindlichen Hintergründe nach Moscheebrand
Unbekannte zünden ein Koran-Exemplar an, legen damit Brand in einer Moschee und die Spurensicherung sucht vergeblich nach Hinweisen für einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Geistiger Slapstick, kommentiert Ekrem ?enol (Migazin).
Neumarkt: Anwohner verhindern Flüchtlingsheim
Eine gehörige Portion Vorurteile, ein Sammelsurium an Hörensagen und die Angst vor dem Unbekannten: Das ist es, was einige Anwohner des Stadtteils Holzheim in Neumarkt derzeit umtreibt. Seit sie erfahren haben, dass ein Holzheimer sein Anwesen als Asylbewerberunterkunft zur Verfügung stellen will, wird viel geredet (Mittelbayerische).
Grafrath: Kirche im Visier der Rechtsradikalen?
Drei Wochen nach den Filmveranstaltungen “Bunt statt Braun”, mit denen die Evangelische Jugend im Dekanat Fürstenfeldbruck Flagge gegen fremdenfeindliche und nationalsozialistische Bewegungen zeigte, wurden in Grafrath Aufkleber einer rechtsradikalen Gruppierung geklebt. “Dass ausgerechnet einer unserer Schaukästen verunstaltet wurde, in dem wir für die “Aktionswoche gegen Rechtsradikalismus” warben – die Schaukästen rundum am S-Bahnhof aber nicht beklebt wurden – lässt uns vermuten, dass da jemand gezielt die evangelische Kirche im Visier hat” meint Pfarrer Christian Dittmar (Kreisbote).
Verden: Nazi-Drohungen „irrelevant“
Der Präsident des Landgerichts Verden weist die Kritik der zwei Verteidiger am Kirchweyhe-Prozesses zurück. Die Anwälte beschwerten sich, dass sie über die Drohungen von Neonazis gegen den Vorsitzenden Richter nicht informiert wurden. Sie nannten das Urteil deshalb „kontaminiert“ und beantragten Revision (taz).
NPD-Kundgebung: Kein Bußgeld für Gleisblockierer
Das Frankfurter Amtsgericht stellt das Verfahren gegen drei Anti-Nazi-Demonstranten ein. Sie hatten sich an einer Sitzblockade in der Nähe des Ostbahnhofs beteiligt, um eine NPD-Kundgebung zu verhindern. Die Richterin hält die Motivation der Blockierer grundsätzlich für ehrenwert (Frankfurter Rundschau).
Rotlichtnetzwerk: Prozess um Neonazi-Schutztruppe
Der Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Anführer einer Neonazi-Schutztruppe für einen Ex-Rotlichtboss ist am Mittwoch im Landesgericht Wels fortgesetzt worden. „Leute manipulieren – das können sie gut“, so ein Belastungszeuge über die Beschuldigten, die auch Anführer der rechtsextremen Vereinigung „Objekt 21“ waren. In seinen Aussagen verwickelte sich der 25-Jährige mehrmals in Widersprüche (Salzburger Nachrichten).
Österreich: Neonazi-Seite veröffentlicht Daten von Polizisten
Die Neonazi-Homepage „alpen-donau.info“ hat nach der Veröffentlichung zweier Anzeiger neuerlich zwei Namen öffentlich gemacht. Konkret werden auf der vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuften Internetseite zwei Polizisten namentlich genannt (Kurier).
Antisemitische Posts zum Tod von Robin Williams: Verroht das Internet?
Der tragische Selbstmord von Schauspieler Robin Williams hat das Netz erschüttert. Während Fans und Filmkollegen trauern, schockieren andere Internetnutzer mit antisemitischen und höhnischen Kommentaren. Ist es vorbei mit der Moral im Internet? (Focus Online)
Berlin-Lichtenberg: Kühler Wind für Neonazis
Für die sogenannten aktionsorientierten Neonazis wird es schwieriger: In den vergangenen Monaten haben sie mehrere ihrer Treffpunkte verloren, darunter eine Gartenlaube in Neukölln, das Lokal „Zum Henker“ in Schöneweide und seit Ende Mai auch den Lichtenberger Treffpunkt in der Lückstraße im Weitlingkiez. Im Falle Lichtenbergs scheint das direkte Auswirkungen auf die Aktivitäten der Rechtsradikalen zu haben: Das Lichtenberger Register, in dem rechtsextreme Vorfälle dokumentiert werden, verzeichnet in seinem aktuellen Bericht eine „abnehmende Tendenz“ (taz).
Forsa: „Die AfD wird vom rechtsradikalen Wählerpotential profitieren“
Für Forsa-Chef Manfred Güllner wäre es keine Überraschung, wenn die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) am 31. August in den sächsischen Landtag und im September auch in die Landesparlamente von Thüringen und Brandenburg einzöge. „Dort gibt es ein rechtsradikales Wählerpotenzial, das auch für die AfD empfänglich ist“, sagt Güllner dem stern (Stern).
Berlin: 30,5 Millionen für den Kampf gegen Extremismus und Fremdenhass
Deutschland erlebt täglich rechte Gewalt und Hass gegenüber Minderheiten. Um Organisationen zu stärken, die gegen Extremismus kämpfen, stellt die Regierung mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung. Familienministerin Schwesig schlägt damit einen deutlich anderen Weg als ihre Vorgängerin ein (Berliner Zeitung).
Vergesst „Mein Kampf“—Moderne Nazi-Theorien sind viel kreativer
Nächstes Jahr endet der Urheberschutz für „Mein Kampf“, was in der Vergangenheit immer wieder erschreckend verschwurbelte Diskussionen darüber ausgelöst hat, ob man das Buch dann noch weiter verbieten soll, oder ob es nicht besser sei, eine kommentierte Ausgabe davon herauszugeben. Die Diskussion ist mittlerweile natürlich vollkommen sinnlos geworden, und zwar aus zwei Gründen: erstens kann man in genau einer Sekunde den kompletten Text im Internet finden, und zweitens ist das Buch sowieso hoffnungslos veraltet (Vice).
Frankreich: SOS-Racisme gerät selbst in Not
Als Frankreichs Rechtsextreme in den 80er-Jahren erstarkte, rief eine starke Zivilgesellschaft erfolgreich zur Gegenwehr. Heute ist der Front National mächtiger denn je – aber der Aufschrei bleibt aus, das gesellschaftliche Klima ist ein anderes (Berliner Zeitung).
Niederlande: Rassismus-Streit um Nikolaus geht weiter
Der Rassismus-Streit um den niederländischen Nikolaus geht in eine neue Runde. Der Traditionsverein für „Zwarte Pieten“ (Schwarzer Peter) kündigte am Mittwoch Berufung gegen ein Urteil an, wonach die dunkelhäutigen Nikolaus-Helfer eine negative Stereotypisierung von Schwarzen darstellten (Der Standard).
USA: Hakenkreuz im Hamburger
Eine Kundin der Fast-Food-Kette McDonald’s hat in den USA ein Hakenkreuz in ihrem Hamburger entdeckt. Das Nazi-Symbol war mit Butter auf die Innenseite des Brötchens gemalt worden, bevor sie den Burger an einem Drive-in-Schalter im US-Staat North Carolina entgegennahm. Sie fand das Zeichen, als sie gerade Mayonnaise auftragen wollte (Die Welt).