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Ukraine Wie ein rechtsextremes Freiwilligenregiment mit Black Metal Nachwuchs rekrutiert

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Ein martialischer Aufmarsch der rechtsextremen Partei „Nationales Korpus“ in Kiew 2019. Die Partei ging aus dem Freiwilligenregiment „Asow" hervor. Europaweit rekrutiert das Regiment Neonazis für den Kampf an der Front in der Ostukraine. (Quelle: picture alliance | Serg Glovny)

Das rechtsextreme ukrainische Freiwilligenregiment „Asow“ kämpft seit sechs Jahren gegen die Annexion der Ostukraine durch Russland. Europaweit rekrutiert es Neonazis für den Kampf an der Front – insbesondere aus der National Socialist Black Metal-Szene (NSBM), einer musikalischen Subkultur, deren personelle Verstrickungen mit dem internationalen Neonazitum nur wenig bekannt sind. Sie spielt für die besorgniserregenden Entwicklungen des militanten ukrainischen Rechtsextremismus eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion schlossen sich die Ukraine, Weißrussland und Russland zur Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen. Die GUS sollte einen gemeinsamen Schutz- und Wirtschaftsraum bilden. Weitere ehemalige Sowjetrepubliken traten bei. Viele dieser Länder schlossen 2009 die östliche Partnerschaft mit der Europäischen Union ab. Wladimir Putin, der das Ende der Sowjetunion als geopolitische Katastrophe bezeichnet hat, möchte jedoch eine weitere Westbindung osteuropäischer Staaten und damit russischen Einflussverlust verhindern.

Eine besondere Rolle in diesem Interessenkonflikt nehmen auf ukrainischer Seite die extreme Rechte rund um die ukrainisch-orthodoxe „Bratstwo“-Gruppierung und das mit ihr eng verbundene „Regiment Asow“ ein. Letzteres ist federführend von den militanten rechtsaußen-Politikern Dmytro Olexandrowytsch Kortschynskyj und Oleh Walerijowytsch Ljaschko gegründet worden.

Dmytro Olexandrowytsch Kortschynskyj ist ein Veteran der Tschetschenienkriege auf Seiten der antirussischen Separatisten. In den 1990ern beteiligte er sich in der antirussischen UNA-UNSO, der Partei „Ukrainische Nationale Versammlung – Selbstverteidigung des ukrainischen Volks“. Er stieg zu ihrem Anführer auf, wurde 1997 aber ausgeschlossen. Die Partei war 1991 in den Augustputsch in Moskau involviert und kämpfte damals gegen Kräfte, die eigenständige Gebiete im Donbass in der Ostukraine etablieren wollten. 2002 gründete Kortschynskyj nach einer verlorenen Parlamentswahl die antirussische Organisation „Bratstwo“, zu Deutsch „Bruderschaft“. Er bezeichnete sie als „christliche Hisbollah-Bruderschaft“ und als „orthodoxe Taliban“, die Online-Zeitung „Ukrajinska Prawda“ nannte sie den ukrainischen Ku-Klux-Klan. Sie ist antisemitisch, rassistisch und antirussisch geprägt. Zu einer Partei umgewandelt, wurde Kortschynskyj ihr Präsidentschaftskandidat. Kortschynskyj schied früh aus und unterstützte daraufhin den Kandidaten und schließlich Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Die Unterstützung endete jäh, als dieser 2013 sukzessive das Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine kippte und Versuche einer wirtschaftlichen Annäherung an Russland unternahm.

Revolution in der Ukraine

Folge dieser Regierungspolitik waren die Euromaidan-Proteste von November 2013 bis Februar 2014. Ein großer Teil der Bevölkerung sorgte sich um zu große russische Einflussnahme, ein anderer wünschte sie sich. Zudem herrschte aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der korrupten Regierung Janukowytsch schon lange Frust. Polizeigewalt eskalierte die Situation. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im Zuge der Proteste griffen am 01. Dezember 2013 etwa 300 von Kortschynskyj angestachelte Menschen das Präsidialamt der Ukraine in Kiew an. Kortschynskyj wurde zur Fahndung ausgeschrieben und flüchtete gen Russland. Parallel dazu begann im Februar 2014 die russische Annexion der ostukrainischen Oblasten Donezk und Luhansk sowie der Krim-Halbinsel, um die Ukraine weiter zu destabilisieren und die Westbindung zu verhindern.

Eine Ost-West-Balance war nicht mehr denkbar. Zum Ende des Euromaidans bildete die Ukraine eine Übergangsregierung, die 2014 im März den politischen und im Mai den wirtschaftlichen Teil des Assoziierungsabkommens mit der EU unterzeichnete. Kortschynskyj kehrte straffrei ins Land zurück und gründete das „Heilige Maria“-Bataillon zum Kampf gegen Russland.

Im Juni 2014 kam der „SchokoladenoligarchPetro Poroschenko an die Macht. Seine Regierungsperiode stand im Zeichen des anhaltenden Ostukraine-Konflikts. Daneben bekämpfte er die Korruption, strebte Unabhängigkeit von Russland auch auf religiöser und sprachlicher Ebene und einen Einbezug der Ukraine in die NATO an. Poroschenko verlor 2019 die Wahl gegen den Schauspieler Wolodymyr Selenskyj und wird der Steuerhinterziehung und Geldwäsche verdächtigt.

Russland betrachtet die Krim nun als russisches Föderationssubjekt im Range einer Republik. Chruschtschow hatte sie 1954 der Ukraine zugeteilt. Er wollte sich der Ukraine versichern, um mit ihrer Befürwortung in Stalins Fußstapfen treten zu können und zugleich das Land seiner Geburt stärken. Wenngleich nicht allen russischstämmigen Ukrainer*innen die Ethnie etwas bedeutet, fühlen sich viele gerade aus den östlichen Landesteilen bis heute Russland zugehörig. Zugleich verstehen sie Kiew als Metropole mit einer so habgierigen wie korrupten Elite und die Ostukraine als ausgebeutete Peripherie. Ihre auf realen Ohnmachtserfahrungen beruhende Gemütslage dient als Ansatzpunkt für antiwestliche und antiukrainische Propaganda sowie als vorgeschobene Rechtfertigungsgrundlage der Annexion.

Volksrepubliken nach sowjetischem Vorbild

In Luhansk und Donezk wiederum haben von Russland gestützte Separatisten mittels manipulierter Volksbefragungen zwei nicht anerkannte, korrupte, nach altem sowjetischem Vorbild strukturierte Volksrepubliken ausgerufen. Diese Gebiete sind für Russland aufgrund ihres Reichtums an Kohle, Eisenerz, Graphit und Mangan interessant. Einst gehörten Luhansk und Donezk zum Gebiet Neurussland im Russischen Kaiserreich. Viele der dortigen Russland-Sympathisanten schwelgen in historischen Sehnsüchten, wenngleich sie einst nur Schubmasse der Sowjetpolitik waren. Stalin hatte in der Ostukraine den russischen Bevölkerungsanteil zum Brechen der sozialen Kohäsion erhöht und hunderttausende Ukrainer deportiert.

Seit Beginn der russischen Aggression versuchen über 80 ukrainische paramilitärische Freiwilligenbataillone, die Landesverteidigung zu stärken, von Russland gestützte oder russische Truppen oder Personen aus der Ostukraine zu vertreiben oder zu exekutieren und das annektierte Gebiet zurückzuerobern. Einige dieser Freiwilligenbataillone folgen einer rechtsextremen Agenda. Rosaria Puglisi beschreibt in ihrem Artikel „Heroes or Villains? Volunteer Battalions in Post-Maidan Ukraine“ die Hintergründe dieser Entwicklungen.

Das Regiment Asow

Darunter fällt das „Bataillon Asow“, welches Oleh Walerijowytsch Ljaschko, der ebenfalls Präsidentschaftskandidat und am Euromaidan beteiligt war, zusammen mit Kortschynskyj gründete. Der Name ist seinem Hauptsitz in Berdjansk am Asowschen Meer an der Krim entlehnt. Zu Teilen ging es aus Ljaschkos aufgelöstem Bataillon „Schachtar“ bzw. „Schachtjor“ hervor, das aus der Hooliganszene rekrutierte, zu anderen Teilen etwa aus den Reihen antirussischer Kämpfer der 90er oder der jüngeren rechtsextremen Szene.

Aus dem ideologischen Bezug zum Nationalsozialismus macht das Regiment keinen Hehl. Sein Abzeichen ist eine stilisierte Wolfsangel, welche es mit der rechtsextremen ukrainischen Swoboda-Partei teilt. Partei und Regiment eint zudem die Verehrung Stepan Banderas, eines NS-Kollaborateurs und Kriegsverbrechers. Im Hintergrund des Logos ist oftmals eine schwarze Sonne, ein Zeichen der SS, zu sehen.

„Asow“ ist nicht als einfache Freiwilligen-Kampfeinheit zu verstehen. Im September 2014 bezeichnete Poroschenko das damals noch „Bataillon Asow“ nach den Kämpfen in Mariupol als „Freunde“, „wahre Beschützer“ und „Helden der Ukraine“. Im Oktober 2014 wurde das Bataillon zu einem offiziellen Regiment der ukrainischen Nationalgarde ernannt und ist seitdem dem ukrainischen Innenministerium unterstellt. Es gilt nicht als Teil des Militärs. Der Innenminister Arsen Awakow ernannte Wadim Trojan, den Vizekommandanten des Regiments, 2015 zum Chef der Nationalen Polizei in Kiew und 2017 zu seinem Stellvertreter. Dies sicherte dem Regiment eine solide Finanzierung. Angefangen bei soldatischer Grundausrüstung über einfache Gefährte bis hin zur schweren Artillerie und Aufklärungsdronen verfügt es über modernstes Kriegswerkzeug. Die Regierung Poroschenko wurde nicht grundlos vom russischen Ideologen Alexander Dugin wie von den Separatisten als „Kiewer Junta“ bezeichnet. Die Propaganda streute Salz in die richtigen Wunden.

Darüber hinaus sollten „Asow“-Einheiten unter den ersten sein, die im Rahmen der US-amerikanischen Operation „Fearless Guardian“ durch das Pentagon ausgebildet und mit schweren Waffen ausgerüstet werden, wie es in einem Bericht des republikanischen Mitglieds des Repräsentantenhauses John Conyers Jr. heißt. Er und sein Amtskollege Ted Yohos blockten dieses Vorhaben. Einige Abgeordnete fordern nun, das Regiment auf die Terrorliste zu setzen.

Aktuell entwickelt sich „Asow“ immer mehr zu einer rechtsextremen politischen Bewegung und Organisation. Es betreibt Jugendarbeit und entwickelt Parteistrukturen unter dem Namen „Nationalnyy Korpus“, zu Deutsch „Nationales Korpus“. Den Vorsitz hat Andriy Biletsky, der als Kommandant im Regiment gedient hat. Regiment und Korpus veranstalten in Schulen beworbene Sommercamps namens „Asovets” für bislang hunderte, geplant aber für tausende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, auf denen sie an paramilitärischen Übungen teilnehmen müssen und indoktriniert werden.

Neue Rekruten werden über das Inland hinaus durch Mittelsmänner auch im Ausland angeworben. Frei verfügbare Werbevideos und diverse andere Infomaterialien kursieren insbesondere in den sogenannten alternativen Medien und werden auf diversen rechtsextremen Veranstaltungen verteilt. Dem europäischen Rechtsextremismus bietet „Asow“ eine attraktive Kombination aus weltanschaulicher Lehrschule und paramilitärischer Übungs- als auch Kampferfahrungen. Es bespielt nicht nur das klassische Rechtsrock-Milieu, über das Belltower.News bereits berichtete.

NSBM an der Frontlinie

Einer der prominentesten Unterstützer und Rekrutierer in Zentraleuropa ist der französische Faschist und selbstbezeichnete Nationalanarchist Ludovic van Alst, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „La Sale Famine de Valfunde“, kurz „Famine“. Alst ist Kopf und Sänger der Band „Peste Noire“, die dem National Socialist Black Metal, kurz: NSBM, zuzuordnen ist. Ihr Logo ist dem der Ku-Klux-Klan-nahen Gruppe „White Aryan Resistance“ um Tom Metzger entnommen. Die Band erfreut sich seit zwei Jahrzehnten großer internationaler Popularität. In der Vergangenheit zeigte sich Alst als Unterstützer Marine Le Pens und des Front National. Zudem ist er in der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ vernetzt. Dies belegt beispielsweise das zusammen mit dem identitären Rapper Kroc Blanc produzierte Lied „Nagini“.

Alst posiert auf einem Foto mit einem T-Shirt der sogenannten „Misanthropic Division“, die als Teil des „Regiments Asow“ geschaffen wurde, um NSBM-Hörer anzusprechen. Die Division verfügt über Unterstützungsnetzwerke in Brasilien und ganz Europa, die sie mit Geld und Material versorgen. Sie zeichnet sich etwa für die Ermordung des prorussischen Kommandanten Arseni Pawlow verantwortlich, der russischerseits bis zu seinem Ableben propagandistisch immer weiter in den Vordergrund gerückt ist.

Auf ukrainischer Seite ist der des Doppelmords verdächtigte Alexey Levkin zu nennen. Größeren Bekanntheitsgrad erlangte er als Sänger der weltbekannten NSBM-Band „M8l8th“ (sprich: Moloth), welche sich dem nationalsozialistischen Militärkitsch verschrieben hat. Aktuell präsentiert sich Levkin auf seinem Facebookbild in Kampfausrüstung mitsamt Maschinengewehr. Er versteht sich als politischer Ideologe innerhalb des „Regiments Asow“. Zudem ist er eine der führenden Figuren der „Wotanjugend“, eines in den frühen 2000ern gegründeten rechtsextremen Musiknetzwerks, das „M8l8th“ mit einem Album bedachte. 2014 waren es Anhänger der „Wotanjugend“, die die ersten ausländischen Kämpfer im „Regiment Asow“ stellten. Anfang 2019 übersetzten sie das Manifest des Christchurch-Attentäters ins Ukrainische.

Sowohl Famine als auch Levkin thematisierten „Asow“ in ihren musikalischen Veröffentlichungen. So spielen die Titel „Le Dernier Putsch“ von 2015, zu Deutsch: „Der letzte Putsch“ von „Peste Noire“ und „Reconquista“ von „M8l8th“ von 2018 auf den ostukrainischen Krieg an. Ihnen zufolge soll von dort aus der bewaffnete nationale Kampf nach ganz Europa getragen werden.

Damit nicht genug: Levkin, Teile des Regiments und ein Unterstützernetzwerk veranstalten einmal jährlich mitten in Kiew das größte NSBM-Festival Europas: „Åsgårdsrei“. Der Name bezeichnet die sogenannte „Wilde Jagd“: Ein von Odin angeführtes Heer von Einherjer, d.h. von ehrenvoll im Kampf gefallenen Männern, das von Walhalla aus über den Himmel jagend in die Schlacht zieht. Die „Wilde Jagd“ zu sehen sei ein schlechtes Omen. Es deute auf kommende Naturkatastrophen, Dürren oder aber Kriege hin und könne sogar den eigenen Tod bedeuten. Die Wahl dieses Namens kommt nicht von ungefähr.

Die Ästhetik des NSBMs ist geprägt von übersteigerter Herrschaftsästhetik, Epik und Männlichkeit, von der Akzeptanz und Toleranz von Leid, kaschiert als einer Art von stolzer Katharsis sowie von einem Verständnis von Krieg als transzendenter Erfahrung ganz im Sinne von Ernst Jünger, einem der geistigen Wegbereiters des Nationalsozialismus. Darüber hinaus beschwört der NSBM Statthaftigkeit, den Untergang für heere Ideale, thematisiert die Verderbnis der Zivilisation als auch innere Zerrissenheit und romantisiert den Nationalsozialismus.

Die Diesseitsverdrossenheit und Lebensfeindlichkeit dieser Musik – wenn nicht nach innen gewendet gegenüber dem eigenen, dann doch nach außen gewendet gegenüber dem Leben des Anderen bedient tiefe antizivilisatorische emotionale Spannungen, die in der Breite der modernen Gesellschaft vorhanden sind: Man denke nur an Sigmund Freuds Unbehagen in der Kultur oder an Adornos und Horkheimers Dialektik der Aufklärung.

Deshalb bietet der NSBM einen fruchtbaren Boden für die Rekrutierung und findet auch Hörer fernab der Szene. Die mögen sich zwar nicht durchweg mit der dazugehörigen Ideologie identifizieren, normalisieren aber potentiell ihre Vertreter, dulden sie und ermöglichen ideologischen Anschluss. Ein großer Teil der Black Metal-Szene versteht sich als unpolitisch, begreift aber nicht, dass er Gegenstand von Politik ist.

Zentraler Knotenpunkt der Verbindung zwischen „Famine“ und Levkin ist das vermutlich von beiden gegründete NSBM-Label „Militant Zone“. Das Label veranstaltet neben dem „Åsgårdsrei“-Festival auch „Peste Noir“-Konzerte in Kiew. Seine Räumlichkeiten befinden sich im sogenannten Kossakenhaus in der Kiewer Innenstadt, welches sich im Besitz von „Asow“ befindet. „Militant Zone“ beteiligt sich wohl zudem, kenntlich anhand vieler Werbe-Sponsorings, an dem ukrainischen Flügel der identitären „Reconquista“-Bewegung. Ihre prominenteste Vertreterin, die außerdem eine Führungsfigur des Nationalen Korpus ist, ist Olena Semenyaka. In Deutschland ist sie auf Vorträgen bei der „Identitären Bewegung“ in Halle, beim Radio des „III. Wegs“ und im „Haus Montag“ in Pirna in Erscheinung getreten.

Gemeinsames Agieren von NSBM-Szene und Identitären

„Reconquista Ukraina“ organisiert regelmäßig die „Pact of Steel“-Konferenzen, benannt nach dem Freundschaftspakt zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland. Als Redner traten bislang eine Reihe prominenter Neonazis aus ganz Europa auf. Dazu gehörten beispielsweise der verurteilte Mörder und Gründer der bereits auf dem „Åsgårdsrei“ aufgetretenen deutschen NSBM-Band „Absurd“ Hendrik Möbus sowie Fróði Midjord, ein Aktivist der „Identitären Bewegung“ aus Dänemark und Gründer des „Scandza Forums“, einer vorrangig im skandinavischen Raum agierenden Organisation zur Vernetzung der extremen Rechten.

Möbus als auch Levkin sind enge Bekannte von Semenyaka, die wie Valfunde in identitären Kreisen aktiv ist, zugleich aber mit dem „III. Weg“ klassische Neonazis adressiert. Diese Entwicklung entspricht der Anmerkung des identitären Chefideologen Martin Sellner, dass der „orthodoxe Nationalsozialismus“ kaum noch Mobilisierungspotential habe. Von einer wirklichen Abgrenzung der Szenen der genannten Akteure untereinander, vom Ku-Klux-Klan über den Neonazismus und die Identitären bis hin zur NSBM-Szene und der rechtsextremen Freikorps, ist trotz ihres Binnenpluralismus nicht zu sprechen.

Eine rechtsextreme Erfolgsgeschichte

Anfangs mit etwa 850 Kämpfern vor Ort, vergrößerte das „Regiment Asow“ sich laut „Spiegel Online“ auf 2500 im Jahr 2017. Welche Rolle die Rekrutierung innerhalb der europäischen NSBM-Szene bei dieser bis heute anhaltenden Vergrößerung spielt, lässt sich nicht mit Sicherheit quantifizieren. Dass die „Misanthropic Division“ und ihre Unterstützer aber weltweit politisch erfolgreich arbeiten, ist beispielsweise einer Antwort auf eine kleine Anfrage an die Bundesregierung seitens der Linksfraktion zu entnehmen.

Die Bundesregierung ist sich dem Einsatz ausländischer Kämpfer an der ostukrainischen Front also bewusst. 2015 trafen sich die Ukraine und Russland mit Deutschland und Frankreich als Vermittlern in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Resultat war das Protokoll „Minsk I“. Es sieht u.a. vor, dass sich ausländische Kämpfer aus der Ukraine zurückziehen sollen. Russland wird in „Minsk I“ nicht als Konfliktpartei geführt, obwohl es die korrupten Regime der beiden Volksrepubliken mit Kämpfern, Kriegsgerät und Finanzmitteln versorgt und sich die Krim einverleibt hat. Im Rahmen der OSZE-Beobachtungen verschleiert das OSZE-Mitglied Russland die Situation vor Ort, weshalb unklar ist, inwiefern das Protokoll umgesetzt worden ist. Jedoch wird die Anwesenheit von ausländischen Kämpfern in Reportagen und in „Minsk II“ bestätigt. „Minsk II“ ist Resultat von Folgegesprächen, die den Anspruch verfehlten, „Minsk I“ zu spezifizieren. Nicht nur bleibt die Zahl ausländischer Kämpfer ungeklärt. Vielmehr hat „Minsk II“ sogar die ostukrainischen Volksrepubliken als Verhandlungspartner entgegen der UN-Resolution 68/262 anerkannt und den Konflikt damit verstetigt.

Nach vier vergeblichen Verhandlungsjahren reagierte die Ukraine 2018 mit einem Austritt aus der GUS. Wahrgenommenen Gesprächsangeboten zum Trotz zeigt sich Russland bislang nicht kompromissbereit. Vereinbarte Waffenstillstände hatten nur kurz Bestand. Ein Ende des Kriegs in der Ostukraine ist nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund bleibt offen, ob und unter welchen Bedingungen das „Regiment Asow“ jemals die Waffen niederlegen wird. Die Rekrutierung ausländischer Kräfte hält an. Anders als bei Heimkehrern des Islamischen Staates gibt es kein Sicherheitskonzept für den Umgang mit rechtsextremen Kämpfern aus der Ostukraine nach ihrer Rückkehr in ihr jeweiliges Heimatland darunter auch Deutschland. Dabei stellen militärisch erfahrene Neonazis, die den Krieg von der Ostukraine nach Europa tragen möchten und die dem Gedankengut des Rechtsterrorismus nahestehen, eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft dar. Wir täten gut daran, sie nicht aus den Augen zu verlieren.

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