Weiter zum Inhalt

Die Geschichte der „Anti-Antifa“

„Unter dem Begriff ‚Anti-Antifa‘ verfolgen Neonazis in Anlehnung an Terminologie und Vorgehensweise von Linksextremisten ein Konzept zur Erfassung und Veröffentlichung von Daten über politische Gegner.

 

Mit der Begriffswahl wollen sie verdeutlichen, dass ihr Handeln eine Reaktion auf linksextremistische Aktivitäten darstellt und als solche auch militante Aktionsformen umfassen kann. Ihre Aktivitäten weisen bisher in der Regel allerdings einen propagandistischen Charakter auf und zielen vornehmlich auf die Verunsicherung des Gegners ab. Als Gegner werden dabei auch Angehörige der Sicherheitsbehörden angesehen“, hebt das Bundesamt für Verfassungsschutz auf seiner Homepage hervor.

Das Konzept „Anti-Antifa“, das heißt Sammeln von persönlichen Daten über den politischen Gegner, war erstmals von dem bekannten Hamburger Neonazi Christian Worch 1992 propagiert und in der Neonazi-Zeitschrift „Index“ verbreitet worden. In den darauf folgenden Jahren gab es zahlreiche Beispiele, dass Neonazis Steckbriefe über missliebige politische Gegner veröffentlichen. Ende der 90er Jahre wurde beispielsweise eine Liste bekannt, als deren Urheberin die militante Gruppierung „Anti-Antifa-Kurpfalz enttarnt wurde, die personenbezogene Daten von ?Feinden des deutschen Volkes“ (Politiker und Journalisten) enthielt. In einer Broschüre ?Der Wehrwolf? wurde zu Gewalt gegen „Volksfeinde“ (genannt waren auch jüdische Einrichtungen etc.) aufgefordert. Der Neonazi Steffen Hupka formulierte in einem 1995 veröffentlichten Artikel in der Neonazi-Zeitschrift „Umbruch“ (10/1995) deutlich: Jeder, der sich gegen die nationale Sache direkt oder indirekt ausspricht, ist Volksfeind. Jeder, der gegen nationale Gruppierungen und deren Anschauungen agitiert, stellt sich gegen das Volk, denn wir vertreten das Volk. (…) Redakteure und andere Medienvertreter, Antifa und u.U. bestimmte Linke, Mitarbeiter in städtischen Behörden, Institutionen und Initiativen wie Ordnungsamt,AWO, Post u.a., die sich gegen nationaleingestellte Menschen hervortun.?

Im Visier der Neonazis sind besonders Politiker, Journalisten, Gewerkschafter, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Zum Teil werden diese von den Neonazis direkt bedroht, wie es schon in zahlreichen Fällen bekannt geworden ist. Auch in jüngster Zeit sind wieder so genannte „Schwarze Listen“ aufgetaucht. Die „Frankfurter Rundschau“ berichtete am 26. Februar 2007 über Datensammlungen von Neonazis aus Nordhessen, die mehrere hundert Namen und Adressen aus dem gesamten Bundesgebiet umfassen sollen.

Dieser Text stammt aus dem Online-Dossier zum Thema Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de/rechtsextremismus

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

20140113_magdeburg_demo

„Trauermarsch“ in Magdeburg Same procedure as every year?

Einst war Dresden das Mekka für Europas Rechte, dann entwickelte sich Bad Nenndorf zur Pilgerstätte für Demonstrant*innen des neonazistischen Lagers.…

Von
2018-12-20-berlin-2

Berlin 2018 Die Hauptstadt als Brennglas

Jahresrückblick 2018: Obwohl die Rechtsaußen-Szene der Hauptstadt überschaubar ist, können Rechte der ganzen Republik hier neue Strategien erproben – und…

Von
2013_Saarland_NDC_a

Saarland 2013 Eine Vielzahl rechter Aktivitäten von Lifestyle bis Parteien

Demonstrationen, Kundgebungen, der Aufbau rechter Treffpunkte, Parteien, Kameradschaften, „Einzeltäter“ oder rechte Szenebands: Die Vielzahl rechter Aktivitäten war im Jahr 2013…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.