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Landtagswahl Schleswig-Holstein AfD vor Bedeutungslosigkeit

Bei der Landtagwahl in Schleswig-Holstein am 07.05.2017 zeigen die Wähler_innen, dass sie von der AfD nicht (mehr) viel halten: Mit 5,9 Prozent der Stimmen mussten die Rechtspopulist_innen erstmals seit ihrer Gründung 2013 sogar um den Einzug ins Landesparlament bangen. Damit ist das Ergebnis noch schlechter als das letzte schlechteste Ergebnis, dass die AfD bei der Landtagswahl im Saarland im März mit 6,2 Prozent der Stimmen holte. Da hilft nur: Schönreden und Schuldige suchen! 

 
Feierstimmung bei der AfD in Schleswig-Holstein... Nicht. (von rechts: Beatrix von Storch und Jörg Nobis) (Quelle: dpa)

Zugegebenermaßen hatte die AfD es in Schleswig-Holstein sogar für ihre Verhältnisse schwer: Da ist der Führungsstreit mit Zug in den nationalistisch-völkischen Rechtspopulismus in der Bundespartei. Dazu kommt ein gesichtsloser Landesverband, den kaum jemand kennt (Spitzenkandidat: Jörg Nobis) und der vor allem mit sich selbst beschäftigt ist – zum Beispiel damit, sich einen neuen Vorstand zu wählen, weil der letzte nicht rechtmäßig zustande gekommen sei, oder den Vorwurf zu klären, ob der stellvertretende Landesvorsitzende Volker Schnurrbusch ein Parteimitglied mit einem Stuhl traktiert habe (vgl. Belltower.News). Bei der Landtagswahl straften die Wähler_innen in Schleswig-Holstein die AfD dann ab:

Landesweit erhielt die Partei 5,9 Prozent der ZweitstimmenSie ist damit im Landtag mit vier Sitzen vertreten.Gewählt sind  Jörg Nobis (Landesvorsitzender), Claus Schaffer (stellvertretender Landesvorsitzender und „Sicherheitsbeauftragter“), Doris von Sayn-Wittgenstein (Mitglied des Landesvorstandes) und Dr. Frank Brodehl (Beisitzer des Landesvorstandes, familienpolitischer Sprecher)Die besten Ergebnisse gab es in den Wahlkreisen Lauenburg-Süd (8 %), Neumünster und in Teilen von Kiel und Lübeck – in den Stadtteilen mit den weniger gefragten Wohnlagen (vgl. DW).Am schwächsten schnitt die AfD in Nordfriesland ab. Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zur letzten Landtagswahl von 60,2 auf 65 Prozent gestiegen (welt). Die NPD erhielt übrigens 0,7 Prozent der Zweitstimmen. Detaillierte Zahlen zur Landtagswahl finden sich hier.

Was macht nun der wackere AfD-Freund oder die wackere AfD-Freundin mit dieser Misere?

a. Schön reden

 

Oder, wie es die beste neue AfD-Freundin Erika Steinbach macht: Mit alternativer  Mathematik. Die AfD ist 2012 natürlich noch gar nicht zur Landtagswahl angetreten.

 

b. Schuldige finden!

Ja, immer diese linksversifften Bundesländer, in denen die CDU die stärkste Kraft wird.Wir sagen jedenfalls:  Danke liebe Schulen und liebe Medien in Schleswig-Holstein. Ihr macht einen guten, guten Job!

 

Und dann ist da natürlich noch die für AfD-Anhänger_innen die besonders bedauerliche Tatsache, dass sich die Menschen in Schleswig-Holstein offenbar nicht bedroht genug fühlen, um die AfD zu wählen!

 

Und dann gab es in der Wahlkampfberichterstattung noch „alternative Fakten“ – von der AfD-Spezialistin auf diesem Gebiet, Beatrix von Storch. Und das kam so: Offenbar war die AfD-Wahlparty recht mäßig besucht . So mäßig, dass selbst im Facebook-Live-Stream zur Veranstaltung kommentiert wurde:

 

Das ZDF bat allerdings Beatrix von Storch um eine Einschätzung. Und die hatte auch eine: Die AfD-Freund_innen  hätten wohl Angst gehabt, sich durch die vielen Antifa-Demonstranten zu kämpfen. Dankenswerterweise hat der ZDF-Reporter die erschreckenden Zustände vor dem Dorfgasthof in Aukrug auf Twitter geteilt:

#zdfwahl BvStorch zur leeren Wahlparty in SH:“Viele AfDler haben wohl Angst gehabt,sich durch viele Antifa-Demonstranten zu kämpfen!“ s.Foto pic.twitter.com/VzPA78tUik

— Carsten Rüger (@RuegerCarsten) 7. Mai 2017

Alle Kommentare von der Facebook-Seite der AfD Schleswig-Holstein oder unter dem Artikel zur Schleswig-Holstein-Wahl auf „PI-News“.

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