Weiter zum Inhalt

#7 Ganz Afrika steht vor den Toren Europas!?

 

Zunächst: Afrika ist kein Land. Afrika ist ein Kontinent. Mit 30,3 Millionen Quadratkilometern. Mit über einer Milliarde Einwohner*innen. Mit über 50 Staaten. Darunter sind terrorgeplagte Länder wie Somalia, Diktaturen wie Eritrea, aber auch stabile Demokratien wie Botswana.Dort, wo es Armut und Hunger gibt, ist dies vor allem eine Folge von politischen Konflikten, Geldflüssen und globalen Ausbeutungsmechanismen und auch ein Resultat der Kolonialgeschichte. Viele Staaten sind reich, sie haben Bodenschätze wie Erdöl, Diamanten und Kupfer. Aber Profite landen oft nicht bei der Bevölkerung, sondern gehen an herrschende Eliten und ausländische Unternehmen. So beispielsweise beim Landgrabbing (Landraub): Ausländische Konzerne und Regierungen haben in den letzten Jahren Millionen Hektar Land in afrikanischen Entwicklungsländern billig gepachtet oder gekauft und exportieren die Erträge in die Industriestaaten. Die ansässigen Kleinbauern wurden vertrieben, ohne Chance, selbst neues Land zu erwerben. Während riesige Mengen an Nahrungs- und Futtermitteln sowie Biosprit zum Profit der ausländischen Investoren produziert werden, wachsen unter der lokalen Bevölkerung Hunger, existenzielle Armut und Perspektivlosigkeit.[i] Ein weiteres Beispiel: Die Überproduktion von Milch in Europa führt nicht nur hier zu Tiefstpreisen. Die EU kauft hiesigen Konzernen Milchpulver ab und verkauft es dann billig etwa in Kamerun – wodurch der dortige Aufbau einer eigenen Milchwirtschaft massiv erschwert wird.[ii]Wie viele Schutzsuchende aus afrikanischen Staaten kommen hierher? Tatsächlich erreichen vergleichsweise wenige Flüchtlinge Deutschland: Etwa 110.000 Asylsuchende kamen insgesamt in den Jahren 2015 und 2016 aus afrikanischen Ländern in die Bundesrepublik – das entspricht knapp 10 % aller hier Schutzsuchenden. Rund ein Viertel von ihnen kam aus einem einzigen Staat: der brutalen Diktatur Eritreas.[iii] Die weitaus meisten Schutzbedürftigen bleiben in der Region: Laut UNHCR lebten Ende 2015 etwa 18 Millionen Flüchtlinge auf dem afrikanischen Kontinent, davon fast 11 Millionen als Vertriebene im eigenen Land.[iv]

[i] Infos z.B. unter www.oxfam.de/landgrabbing.

[ii] ZDFzoom (Sendung vom 25.01.2017): Dokumentation „Der Irrsinn mit der Milch“.

[iii] BAMF: „Antrags- Entscheidungs- und Bestandsstatistik“ für das Jahr 2015(PDF-Dokument)bzw. das Jahr 2016(PDF-Dokument)

[iv] UNHCR: „Global Trends. Forced Displacement in 2015”.

 

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

personal-1087838_1280

Broschüre „Menschenwürde online verteidigen“ Best Practice für eine Digitale Zivilgesellschaft

Wie umgehen mit Hate Speech im Social Media Management? Die neue Broschüre „Menschenwürde online verteidigen“ des Projekts „Civic.net- Aktiv gegen…

Von
Fotograf: Tobias Koch
www.tobiaskoch.net

Norbert Lammert fordert Mindeststrafe für Hasskommentare

„Ich akzeptiere, dass sich politische Mandatsträger eine besonders kritische Begleitung, auch Kommentierung ihres Handelns gefallen lassen müssen. Aber das, was Kolleginnen und Kollegen (…) an Verleumdungen, Beschimpfungen und unmittelbarer Gewaltandrohung erleben, ist in keiner Weise hinnehmbar.“

Von
11Netanjahu in Berlin

Kommentar „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ – Antisemitismusoffen bleiben

Weite Teile des deutschen Kulturbetriebs zeigen sich mit der „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ vor allem antisemitismusoffen. Sie kämpfen dafür, dass das auch so bleiben kann. Ein Kommentar.

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.