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50. Jahrestag des Eichmann-Prozesses – ein Nebenkläger erinnert sich

Dieses Jahr jährt sich die Verfahrenseröffnung gegen den ehemaligen SS-Oberstumbannführer Adolf Eichmann zum fünfzigsten Mal. Dem weltweit einzigartigen Prozess, der 1961 in Israel stattfand, widmen die Stiftung ?Topographie des Terrors?, die ?Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas? und die ?Gedenk -und Bildungsstätte Haus Wannsee-Konferenz? in einem Gemeinschaftsprojekt in Berlin nun eine Sonderausstellung ?Der Prozess ? Adolf Eichmann von Gericht?. Anlässlich der Ausstellungseröffnung am lud die Stiftung am 7. April 2011 zu einer Podiumsdiskussion mit dem damaligen Nebenkläger des Eichmann-Prozesses, Gabriel Bach, ein.

 

Die zweihundert Zuhörer und Zuhörerinnen im Auditorium der Topographie des Terrors erlebten ein Gespräch unter Freunden. Dr. Norbert Kampe, Direktor der Gedenk – und Bildungsstätte ?Haus der Wannsee-Konferenz?, verwickelte seinen langjährigen Freund Gabriel Bach mit klugen und persönlichen Fragen in ein Gespräch, auf die sein Gegenüber erstaunlich locker, eindrücklich, hochamüsant und voll Weisheiten antwortete. Er berichtete von seinem Erleben des Eichmann-Prozesses und von persönlichen Eindrücken aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Eine Familie auf der Flucht

Der 84-jährige Gabriel Bach wurde in Halberstadt geboren wurde, wuchs jedoch in Berlin auf und floh vor den Nazis nach Holland und später weiter nach Israel. Bach erzählt noch heute erleichtert über das Glück seiner Familie, auf der Flucht immer einen Schritt vor den Nazis gewesen zu sein. So flohen die Bachs nur zwei Wochen vor der ?Reichskristallnacht? von Berlin nach Holland und verließ die Niederlande in Richtung Palästina ebenfalls nur einen Monat, bevor die deutschen Truppen im Nachbarland einfielen. Jahrzehnte später erfuhr Bach von einem ehemaligen Mitschüler, der ihn im Fernsehen bei der Berichterstattung zum Eichmann- Prozess wiedererkannt hatte, dass er von seiner gemischten Schule in Amsterdam der einzige jüdische Überlebende war.

Doch auch von seiner Rückkehr nach Deutschland berichtet Bach an diesem Abend in Berlin. Daran hatte der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann einen großen Anteil, sagt Bach. Der habe sich 1969 in der Hochphase des Wahlkampfes viel Zeit für seinen israelischen Gast genommen und sämtliche Termine absagt, um mit Bach ?bummeln? zu gehen.

Der Prozess in Israel

Besonders eindrücklich wird Bach bei der Schilderungen des Eichmann-Prozesses, bei dem sich der SS-Obersturmbannführer 1961 unter anderem für ?Verbrechen gegen die Menschheit?, Kriegsverbrechen? und ?Verbrechen gegen das jüdische Volk? verantworten musste. Er war als Leiter des für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen Eichmannreferats des Reichssicherheitshauptamtes zentral mitverantwortlich für die Ermordung von sechs Millionen Menschen im weitgehend von Nationalsozialisten besetzten Europa.

Zum ersten Mal wurde damals ein Prozess zu einem Medienspektakel. Gleichzeitig erfuhr damals das Auftreten von Zeugen eine neue Dimension, da wirkliche ?Zeitzeugen? vor Gericht aussagten. Gabriel Bach ist war es wichtig, aus jedem betroffenen Land einen Zeugen zu hören. Er und recherchierte diese akribisch: ?Es war überraschend schwer Zeugen zu finden?.

So trat vor Gericht nach langer Suche ein Zeuge auf, der eine von den Postkarten erhalten hatte, welche die Aufseher in KZs diktierten, um Verwandte und Freunde glauben zu lassen, die der Insassen verlebten einen herrlichen Urlaub ? mit dem Ziel, diese zu schnellen Nachreisen zu animieren. Außerdem sagte ein Mann aus, der als Kind bereits in einer abgeschlossenen Gaskammer eingesperrt war und nur durch mehrere glückliche Zufälle trotzdem überlebte. So wird im Prozess erstmals der Holocaust in vielen einzelnen Facetten behandelt. Er endete mit dem Todesurteil gegen Adolf Eichmann.

Ein Abend als Auftakt

Gabriel Bach erzählt an diesem Abend mehr als eine Stunde über sein Leben. So nimmt er die positiven als auch die niederschmetternden Augenblicken des Lebens an, und erzählt nun mit einigem Abstand reflektiert von den Erlebnissen.

Mehr über den Eichmann-Prozess zeigt im Detail die Ausstellung in der Stiftung Topographie des Terrors. Sie ist noch bis zum 18. September in Berlin zu sehen.

Mehr im Internet:

Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat die Filmaufzeichnung des Eichmann-Prozesses auf dem Portal YouTube veröffentlicht. Es handelt sich um rund 400 Stunden Filmmaterial.

| www.topographie.de

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