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Auf dem Seziertisch Böhse Onkelz

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Wenn irgendwo über Rechtsrock geredet wird, fällt noch heute oft der Name Böhse Onkelz. Was nicht überraschend ist. Wurden doch „die Onkelz“, wie Fans sie liebevoll nennen, in einem Artikel der tageszeitung im Jahr 2001 als „berüchtigte rechtsradikale Band“ bezeichnet. Dagegen reicht die Band zwar Klage ein, scheiterte jedoch vor Gericht. Also eine ganz und gar berechtigte Kennzeichnung? Und dies bei einer Band, die aufgrund von Verkaufzahlen als eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands der letzten zwanzig Jahre gelten kann?

Zumindest über die Anfänge der im Jahr 2005 aufgelösten Band kann es keinen Zweifel geben: Die Böhsen Onkelz spielten in der rechten Skinhead-Szene der achtziger Jahre die führende Rolle; sie waren stil- und genrebegründend für das, was später Rechtsrock genannt wurde.

1984 erschien das offizielle Debut-Album „Der nette Mann“, das bis heute als eines der wichtigsten in der Geschichte der deutschen Skinhead- und auch Rechtsrock-Musik gilt. Veröffentlicht wurde es von einem kleinen Underground-Label namens Rock-O-Rama. Dieses Unternehmen, betrieben von Herbert Egoldt, war zunächst spezialisiert auf Punk-Musik. Egoldt war kein überzeugter Rechtsextremist, doch der Erfolg der frühen Böhsen-Onkelz-Alben überzeugte ihn offenbar davon, dass Rechtsrock eine lukrative Marktnische sein könnte. So entwickelte sich Rock-O-Rama im Zuge des Erfolges der Böhsen Onkelz (und der englischen Nazi-Band Skrewdriver, die gleichermaßen bei Egoldt unter Vertrag stand) zum führenden Label der Szene der achtziger Jahre.

„Der nette Mann“ wurde 1986 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert, ein Schritt, der entscheidend zum Kultstatus des Albums und auch der Band in der deutschen Skinheadszene beitrug. Im Lied „Deutschland“ heißt es:

In diesem Liedtext finden sich wesentliche Elemente extrem rechten Denkens: Ein nationalistisches Bekenntnis und eine Relativierung des Nationalsozialismus nach dem Motto, dass auch andere Staaten Verbrechen begangen hätten – und damit implizit eine Leugnung des besonderen Charakters des Holocausts. Auffallend ist jedoch die in der Formulierung „zwölf dunkle Jahre“ enthaltene Distanzierung vom Nationalsozialismus und, mit genauem Gefühl für politische Symbolik, das Bekenntnis zur schwarz-rot-golden Fahne ? und damit zur demokratischen deutschen Tradition. Harte Rechtsextremisten lehnen diese Farben ab und beziehen sich lieber auf die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Reichs.

Das Hauptcharakteristikum der frühen Böhsen Onkelz war im Gegensatz zu späteren NS-Bands nicht etwa eine ausgefeilte politische Ideologie, sondern eine hohe persönliche Gewaltbereitschaft gegenüber allen und allem, was ihnen nicht passte:

Für die Straßengewalt brauchte es keine ausgearbeitete Ideologie. Eine rassistisch und nationalistisch angereicherte „action-orientierte“ Grundhaltung, ein Fußballstadion und jede Menge Bier reichten vollkommen aus. Fußball und Bier waren wichtiger als Politik:

Zur Einstimmung auf die Fußball-Europameisterschaft 1984 in Frankreich sangen sie:

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Rechtsextreme Bands „Kommando Freisler“

„Kommando Freisler“ ist ein Untergrundprojekt aus Raum Kassel, dessen Mitglieder vorwiegend auch in der rechtsextremen Band „Agitator“ aktiv sind. Der Name der Band bezieht sich auf den Präsidenten des Volksgerichtshofs während des NS-Regimes, Roland Freisler, der für tausende Todesurteile verantwortlich war.

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