Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Der „Deutschland Kurier“ Die äußerst rechte Seite des Boulevards

Von|
Screenshot von der Website des "Deutschland Kuriers"

Ob Zeitung und Onlineauftritt weiterhin so heißen dürfen, steht allerdings noch in den Sternen. Der „DuMont Berliner Verlag“, Herausgeber des Boulevardblatts „Berliner Kurier“, dessen Logo dem „Deutschland Kurier“ verdächtig ähnlich sieht, hat bereits juristische Schritte gegen das Blatt angekündigt. Wir haben uns die Onlineausgabe des Noch-„Deutschland Kuriers“ genauer angeschaut.

 

Überparteilich für die AfD

Herausgeber der Zeitung ist der „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“, als Chefredakteur fungiert der Vorsitzende des Vereins, Martin Bendels. Die Website des Vereins betont Überparteilichkeit: „Der Verein ist nach seinem Selbstverständnis bewusst parteipolitisch ungebunden. Es geht ihm nicht um Personen, Posten und Pfru?nde, sondern um Werte, Inhalte und die Zukunft unseres Landes. Basierend auf diesen Werten erlaubt sich der Verein, bei Wahlen Empfehlungen abzugeben (…).“ Empfehlungen, die tendenziell in Richtung AfD gehen. Bisher sogar immer.

Bendels, der auf seiner privaten Facebook-Seite diverse Fotos postet, die ihn mit der versammelten Parteiprominenz der AfD zeigen, geriet schon früher in diesem Jahr in die Schlagzeilen. Sein Verein verteilte bei bisher fünf Landtagswahlen eine Gratiszeitschrift namens „Extrablatt“ in hoher Auflage an Haushalte. Zusätzlich buchte der Verein Plakatflächen und warb mit AfD-Parolen. Wie genau das alles finanziert wurde, erklärt Bendels bis heute nicht. Gleichzeitig könnte die AfD durch diese Aktionen des Vereins in Bedrängnis kommen, sollte sich herausstellen, dass mit Hilfe des Vereins das Parteispendengesetz umgangen worden sein sollte.

Bei der bisherigen Gratiswerbung für die AfD fand die FAZ eine Spur in die Schweiz. So unterhält der Verein lediglich eine „Briefkastenadresse“ in Deutschland. Post, die dort eingeht, wird direkt nach Andelfingen in der Schweiz weitergeleitet. Dort hat auch die Goal AG ein Postfach. Die Werbeagentur und ihr Geschäftsführer Alexander Segert zeichnen sich für mehrere Kampagnen der Schweizer Rechtspopulisten der SVP verantwortlich. Unter anderem verteilte auch diese Partei eine Gratiszeitung namens „Extrablatt“. Segert sagte der NZZ, dass die Goal AG lediglich Sekretariatstätigkeiten für Bendels Verein übernehme. Laut Informationen der NZZ ist Segert jetzt auch für die Gestaltung des „Deutschland Kuriers“ zuständig.

 

Unkonventionelle, namhafte Autoren. Not.

„Mit dem Deutschland-Kurier steht Ihnen von nun an eine politische Wochenzeitung zur Verfügung, die Ihnen eine unabhängige und unkonventionelle Alternative zum Einheitsbrei der deutschen Medienlandschaft bietet“, schreibt David Bendels in seinem „Klartext des Chefredakteurs“.  Die „Alternative zum Einheitsbrei“ kommt dem Einheitsbrei der rechtspopulistischen “alternativen” Medien allerdings verdächtig nahe. Die etablierten Parteien und ihre Vertreter_innen – vor allem natürlich die Kanzlerin – abzulehnen, genauso wie Geflüchtete, offene Grenzen oder die Ehe für Alle, ist in der Welt der AfD eher nicht „unkonventionell“.  Die gleichen alten Themen der Rechtspopulisten werden nochmal, diesmal im Boulevard-Format, wiedergekäut.

Auch „unabhängig“ könnte man ob der Verflechtungen des Vereins schon anzweifeln. Wenn man sich dann allerdings noch die Seite der Redaktion anschaut, wird „Unabhängigkeit“ immer fraglicher. „Für den Deutschland-Kurier schreiben namenhafte deutsche und internationale Autoren,“ so Bendels. Das wären: Guido Reil, AfD-Mitglied, Maximillian Krah, AfD-Mitglied, Erika Steinbach, parteilos und AfD-Unterstützerin, sowie Peter Bartels, Ex-Bild-Chefredakteur und zuletzt Autor beim Kopp-Verlag und dem rechtsextremen Blog PI-News.

Erika Steinbach – zufällig auch „Gewinner der Woche“, wegen ihrer Rede gegen die Ehe für Alle – erklärt warum „wir wieder eine echte Opposition brauchen“. Hauptgrund: Angela Merkel. Guido Reil, Ex-SPDler, findet Martin Schulz doof, Maximillian Krah Geflüchtete und Peter Bartels wieder Merkel und vergleicht sich noch in einem Atemzug unerklärlicherweise mit Heinrich Heine. Die „namhaften“ Autoren bleiben sich immerhin treu.  Auch wenn „Einheitsbrei“ vielleicht doch eine ganz gute Bezeichnung für die vertretenen Meinungen sein könnte.  

 

Neutralität – AfD-Style

„Sie wollen Nachrichten lesen, die nicht ‚gefärbt‘ sind? Sie wollen Einblicke in Themen gewinnen, die normalerweise totgeschwiegen oder nur am Rande berührt werden?“ fragt Bendels auf der Seite der Redaktion und verspricht: „Dann sind Sie mit dem Deutschland-Kurier bestens bedient.“

Nehmen wir einen besonders prominent platzierten Beitrag als Beispiel für „ungefärbte“ Nachrichten, die im Rest der Medienwelt „totgeschwiegen“ werden: „Merkel irrer als Trump?“. Inhalt: Merkel verrät die Konservativen in der CDU, Merkel und der Atomausstieg, Merkel und die Zuwanderung. Fazit: „Das Parlament kontrolliert die Regierung nicht mehr, die Opposition nimmt ihre Rolle nicht mehr wahr und Merkel kann frei agieren, wie die Vorsitzende einer Allparteien-Staatspartei.“ Das ist weder „ungefärbt“ noch „unkonventionell“ oder etwas, was man nicht in zahllosen konservativen bis rechtspopulistischen oder rechtsradikalen Blogs, Zeitungen und Zeitschriften lesen kann. Der US-Präsident kommt übrigens nur in der Überschrift und im ersten Satz der Artikelvorschau vor.

Im Gegensatz zum „Extrablatt“ sind die „unabhängigen“ Nachrichten des „Deutschland Kuriers“ nicht mehr kostenlos. Die erste Ausgabe, die am Donnerstag in Teilen von Berlin verteilt werden soll, ist gratis. Danach soll das Blatt zunächst für 30 Cent zu haben sein. Im Abo gibt es das ganze dann für 52 Euro im Jahr (Vorteilspreis!). Ob Unterstützer_innen der Rechtspopulisten Geld für Nachrichten ausgeben werden, die sie exakt genau auf jeder wutbürgerlichen Website lesen können, bleibt dabei abzuwarten.

Weiterlesen

hetze_0

Rechtspopulismus Wie rechtsextrem ist die AfD?

Lange Zeit machte sich die AfD die Mühe, die Fassade einer bürgerlichen Partei zu wahren und galt lediglich als rechtspopulistisch. Das hat sich offenbar in den letzten Monaten geändert. An ausgewählten Beispielen zeigen wir, dass die AfD zunehmend zu einer rechtsextremen Partei wird.

Von|
Eine Plattform der