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Verfassungsschutz zu Skinheads

Skinhead-Szene

 

Die Skinhead-Bewegung versteht sich als Protestbewegung gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft. Es wäre jedoch falsch, mit dem Begriff Skinhead automatisch Rechtsextremismus zu assoziieren. Denn neben rechtsextremistischen Skinheads gibt es auch nichtrechtsextremistische Strömungen wie zum Beispiel die Oi!-Skins. Unter den Beobachtungsauftrag des Verfassungsschutzes fallen ausschließlich rechtsextremistische Skinheads.

Rechtsextremistische Skinheads

Innerhalb der rechtsextremistischen Skinheads wiederum ist zwischen neonazistischen und sonstigen rechtsextremistischen Skinheads zu unterscheiden. Die meisten Skinheads verfügen über kein klares rechtsextremistisches Weltbild, lassen jedoch fest umrissene Feindbilder erkennen: Ausländer, insbesondere Türken und Farbige, Juden, Homosexuelle, als linke „Zecken“ titulierte politisch Andersdenkende, Obdachlose und Sozialhilfeempfänger. Die Aggression gegen diese Personengruppen entlädt sich häufig in Gewalt- und anderen Straftaten.

Rechtsextremistische Skinheads, die eine latente Gewaltbereitschaft erkennen lassen, werden häufig auch unter dem Begriff „Subkulturell geprägte und sonstige gewaltbereite Rechtsextremisten“ geführt ? hierzu zählen außerdem Straftäter, die Gewaltdelikte mit einem rechtsextremistischen Hintergrund zu verantworten haben. Das vom Verfassungsschutz unter diesem Begriff erfasste Personenpotenzial gibt Aufschluss über die Militanz des Rechtsextremismus.

Strukturen

Die Skinhead-Szene ist in der Regel nicht fest strukturiert und unterliegt einer starken Fluktuation. Statt formeller Mitgliedschaften besteht die Szene vielmehr aus losen Bindungen zur Gruppe. Das Durchschnittsalter der Skinheads beläuft sich auf 15 bis 20 Jahre; das Einstiegsalter liegt zum Teil noch darunter. Der Anteil von Männern beträgt nahezu 90 Prozent; Frauen spielen in der durch ihren Männlichkeitskult geprägten Subkultur nur eine untergeordnete Rolle.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe wird gestärkt über eine szenetypische Kleidung, Szene-Zeitschriften (Fanzines) und insbesondere über einen eigenen Musikstil. Außerdem verwenden rechtsextremistische Skinheads häufig Zahlencodes, die für Buchstaben im Alphabet stehen, und Abkürzungen. Zum Beispiel bezeichnen die Ziffern 18 die Initialen von Adolf Hitler, 28 die in Deutschland verbotene Organisation Blood & Honour und 88 die verbotene nationalsozialistische Grußformel „Heil Hitler“.

Bedeutung für den Rechtsextremismus in Deutschland

Mit dem Entstehen der Skinhead-Bewegung hat sich das Erscheinungsbild des Rechtsextremismus in Deutschland erheblich verändert. Ein deutlicher Verjüngungsprozess ist eingetreten. Jugendliche Rechtsextremisten bestimmen seither mit ihrem szenetypischen Äußeren die öffentliche Wahrnehmung des Rechtsextremismus. Das Entstehen der Skinhead-Bewegung hat aber auch Rückwirkungen auf die Entwicklung in anderen Bereichen des Rechtsextremismus. Denn Skinheads dienen rechtsextremistischen Organisationen ? etwa der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und deren Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) ? häufig als Mobilisierungspotenzial für öffentlichkeitswirksame Aktionen. Zudem gehören rechtsextremistische Skinheads häufig neonazistischen Kameradschaften an, so dass die Grenzen zu „klassischen“ Neonazis zunehmend verschwimmen.

Hammerskins

Eine weitere rechtsextremistische Skinhead-Gruppierung stellt die 1986 in den USA gegründete Hammerskin-Bewegung dar, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle weißen Skinheads auf der ganzen Welt in einer „Hammerskin Nation“ zu vereinigen. Als Symbol der rassistischen Organisation mit elitärem Anspruch fungieren zwei gekreuzte Zimmermannshämmer.

Wie bei Blood & Honour ist auch die Hammerskin-Bewegung in landesweite Divisionen und regionale Sektionen unterteilt. In Deutschland traten die Hammerskins erstmals 1991 in Brandenburg in Erscheinung. In Niedersachsen spielt die Hammerskin-Bewegung, die bundesweit nur wenig mehr als 100 Mitglieder zählt, kaum eine Rolle.

Nichtrechtsextremistische Skinheads

Neben den neonazistischen Gruppierungen Blood & Honour und Hammerskins gibt es Strömungen innerhalb der Skinhead-Bewegung, die nicht dem Rechtsextremismus zuzurechnen sind. Anzuführen ist in dieser Hinsicht insbesondere die in den 70er Jahren in Großbritannien entstandene Oi!-Bewegung. Ihr dürfte mindestens ein Drittel der deutschen Skinhead-Szene anhängen. Oi! steht für den spaß- und erlebnisorientierten Teil der Skinhead-Bewegung. Der Name leitet sich von einem Slang-Ausdruck aus dem Londoner East End her. Mit „Oi, Oi, Oi“ anstelle des traditionellen „one, two, three“ zählte die Skinhead-Band Cockney Rejects ihre Songs an. Die Konzerte sind frei von politischen Botschaften.

Die Oi!-Bewegung unterliegt deshalb nicht dem Beobachtungsauftrag des Verfassungsschutzes. Gleiches gilt für die linksorientierten, 1987 bzw. 1993 in den USA gegründeten Skinhead-Richtungen Skinheads Against Racial Prejudice (SHARP) und Redskins. In Deutschland gehören den beiden Strömungen nur wenige Personen an.

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