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„Neonazis sind einfach uncool“

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Vor kurzem haben Sie das Projekt „Nazis auslachen“ gestartet. Was für ein Konzept steht dahinter?

Dietrich Baron von der Ropp: Was wir im Grund erreichen wollen, ist, dass Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren sehen und erfahren, wie uncool Neonazis eigentlich sind. Die Idee dahinter ist: Wenn sich die Mehrheit der Jugendlichen auf dem Schulhof oder in der Freizeit täglich über die Videos unterhält, werden sich labile, der extrem rechten Szene zugeneigte Jugendliche eher selten den Rechtsextremisten zuwenden, weil sie den Spott ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler fürchten müssen. Wir wollen die erreichen, die noch nicht in dieser Szene angekommen sind. Es gibt sicher keinen Königsweg in der Prävention, aber Witze gegen Nazis auf den Schulhöfen, das wäre ein wichtiger Schritt.

Nun sind Neonazis ja alles andere als witzig…

Nun ja, die Auswirkungen des Rechtsextremismus sind sicher alles andere als witzig. Aber mal ehrlich, ihre Rituale und Sprüche sind einfach lächerlich, ihr Outfit mindestens zu belächeln.

Auf ihrer Webseite schreiben Sie: ?Da sie allein Nullen und sehr ängstlich sind, müssen sie sich in Gruppen zusammen rotten, machen sich dabei Mut und wenn dann noch Alkohol dazu kommt, fühlen sie sich plötzlich stark.? Aber ist diese Beschreibung nicht zu einfach?

Wenn Jugendliche erstmal in der extrem rechten Szene angekommen sind, können wir sie nicht mehr erreichen. Die Frage ist aber doch, wie kommen sie dorthin? Darauf gibt auch die Forschung keine erschöpfende Antwort. Gefährdet sind meiner Meinung nach besonders Jugendliche, die ein hohes Provokationspotential haben und ? oder bildungsfern sind. Sie erreichen durch ihr Anbändeln mit Rechtsextremen eine immense Aufmerksamkeit. Wenn diese Aufmerksamkeit sich allerdings ins Lächerliche zieht, sieht das schon ganz anders aus.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen?

Die Idee ist während eines Fußballspiels gekommen. Das Spiel selbst war sehr langweilig. Die Zuschauer frustriert. Dann wurden im Stadion kurze satirische Clips über Neonazis gezeigt. Das ganze Stadion hat plötzlich gebrüllt vor Lachen. Da dachte ich, das ist es…

An wen richtet sich das Projekt?

Alle Jugendlichen in Deutschland können eigene Videos drehen und einsenden. Die Clips werden auf der neuen Plattform präsentiert und zur Kommentierung sowie Bewertung freigegeben. Herstellen, Kommentieren und Bewerten liegt in der Hand der Jugendlichen, sodass auch die Gewinner der Preise von Jugendlichen bestimmt werden.

Aber wenn Jugendliche nun gar nicht das Know-How oder die Ausstattung haben?

Viele Eltern haben doch heute für jeden Urlaub eine Kamera. Warum die nicht auch mal an die Tochter oder den Sohn ausleihen? Und auch in den Schulen gibt es die oftmals. Warum nicht in einem Theaterprojekt mal einen Film drehen statt zum 200ten Mal Maria Stuart auf die Bühne bringen? Wichtig finde ich, dass die Jugendlichen anfangen darüber zu diskutieren und daraus das Bild entsteht, dass Neonazis nun wirklich nicht cool sind. Jugendliche, die gerne Filme drehen würden, aber nicht das nötige Know-how besitzen, werden aber auch über uns von Medienprofis unterstützt.

Wo werden die Film veröffentlicht?

Die Videos werden durch einen eigenen Kanal auf der Videoplattform youtube.com veröffentlicht. Dort können die Jugendlichen auch abstimmen und die Filme kommentieren. Wichtig ist auch, dass dahinter ein Wettbewerb steht. Wer am meisten Zuspruch bekommt, gewinnt.

Wie ist denn bisher die Resonanz?

Bisher haben wir leider gerade die Schulen noch nicht erreichen können. Die wären jedoch unserer Meinung nach der richtige Ort. Ich glaube, dass wir mit unserem Ansatz gerade die erreichen, die mit den ? zwar richtigen ? aber üblichen Argumenten nicht zu erreichen sind. Die meisten Schülerinnen und Schüler wissen, warum sie gegen Neonazis sind. Uns geht es um diejenigen, die gefühlsmäßig in die extrem rechte Ecke tendieren. Und die erreichen wir nicht über den moralischen Zeigefinger, denn sie hören uns im Zweifelsfall gar nicht zu. Wenn sie aber erstmal drin sind, beginnt der schleichende Prozess der ideologischen Festigung. Dann ist es oft zu spät.

Die Fragen stellte Haidy Damm.

Zum Thema:

| Internetportal „Nazis auslachen“

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