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Rudolf-Heß-Gedenken mit und ohne Flashmobs

Am 17. August 1987 brachte sich Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß im Gefängnis Zitadelle Spandau in Berlin um – deshalb „gedenken“ Neonazis an diesem Tag ihrem „Helden“. Autonome Nationalisten hatten zu „Hessmobs“ genannten „Flashmobs“ für den ehemaligen Sekretär aufgerufen. Die wurden vielerorts verhindert – fanden aber auch statt.

 

Es rätselte die rechtsextreme Szene, Demokraten und die Polizei: Treffen sich Nazis zum Gedenken an Rudolf Heß dezentral zum „Flashmob“, oder trauen sie sich doch nicht? Aufgerufen wurde zum Verlesen der letzten Worte Rudolf Heß‘ vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg, um 19.30 Uhr am 17. August, angemeldet waren eine Vielzahl von Orten, aber genau das erweckte Misstrauen: In der Regel sind sowohl Flashmobs als auch rechtsextreme Aktionen geheim, werden über Handynummern, per Email oder persönlichem Chat weitergegeben – nicht im Internet veröffentlicht.

Doch da zur Nutzung des Internets als Propagandamedium aufgerufen worden war, das auch – via Twitter, Youtube und Flickr – in Nachhinein der Dokumentation dienen sollte, kann dies auch zur Nachlese der Aktion dienen. Zahlreich finden sich bei Twitter Meldungen erfreuter Demokraten, dass zahlreiche Nazi-Flashmobs nicht, dafür aber zivilgesellschaftlicher Proteste gegen Nazis stattgefunden haben: So etwa in Dresden, Frankfurt am Main, Bernau, Ulm, Pirna, Mannheim und Linz. In Ulm und mehreren Orten Brandenburgs (Wittstock, Ludwigsfelde, Lübben) erteilte die Polizei schon im Vorfeld Platzverweise an auftauchende Neonazis und verhinderte so Aktionen.

Aus Wien schreibt Twitterer porrporr: „Hessmob09 Wien: Soeben via Telefon durchgesagt bekommen. 5 Neonazis + 1 Baby (3typen, 2 frauen) sind aufgetaucht am w-bhf. #fail #haha“.

Allerdings gibt es bei Youtube auch schon Dokumentationen durchgeführter Nazi-Flashmobs. Während die „Kameraden“ aus Löbau dabei öffentlichkeitsscheu nur ihre Füße filmen, sind die Chemnitzer Neonazis weniger schinant, wenn auch oftmals sonnenbebrillt, und unterlegen ihr Filmchen in passendem Braunton. In Borna standen die Damen und Herren vor einem Blumenladen, filmten ihre Hände mit den Ablesezetteln und schmückten den Schwarzweiß-Film mit funkigen Farbspritzern.

In Lüneburg versuchte es der „Freie Widerstand“ mit einer Mahnwache, allerdings wurde dem kleinen Häufchen Anwesender mit „Ihr seid so lächerlich“-Sprechchören der Gegendemonstranten die Schamesröte ins Gesicht getrieben.

Dafür wurden in zahlreichen Städten rechtesextreme Parolen geschmiert, etwa in Berlin-Spandau. In Siegen liefen zwei vermummte Rechtsextreme bei einem Stadtbesuch auf NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper zu und warfen Papierschnipsel mit einem Porträt von Rudolf Hess auf die Gruppe des Ministers.

In Halle überklebten Neonazis bereits vorgestern Straßenschilder zur „Rudolf-Heß-Straße“. In Berlin überfielen Nazis in der Nacht zum Montag ein chilenisches Kulturzentrum in Neukölln. In der Nacht zum Montag haben Unbekannte in Kloster Lehnin 19 Plakate der SPD mit Nazi-Aufklebern versehen. Sie standen im Bezug zum Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß am 17. August 1987. Bereits am Wochenende gab es zwei Neonazi-Aufmärschen in Mecklenburg mit Bezug zum Todestag.

Zum Thema

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| Warum verehren Neonazis Rudolf Heß?

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