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„Aktionsbüro Norddeutschland“

Das „Aktionsbüro Norddeutschland“ stellt für Hamburg und Teile Schleswig-Holsteins aktuell die bedeutendste neonazistische Struktur außerhalb der NPD dar. Seit Mitte der 90er Jahre setzt es das Konzept der „Freien Nationalisten“ um und diente damit zahlreichen Neonazi-?Kameradschaften? bundesweit als organisatorisches Vorbild.

 

Als Reaktion auf die staatlichen Verbote Anfang der 90er Jahre gegen eine Reihe von Neonazi-Parteien und extrem rechte Gruppierungen entwarfen die Führungskader Thomas Wulff und Christian Worch, selbst durch das Verbot der „Nationalen Liste“ betroffen, das Konzept der so genannten „Freien Nationalisten“. Einer der Eckpfeiler war ein Organisationsmodell außerhalb herkömmlicher Vereins- und Parteistrukturen auf informeller Basis. ?Kameradschaften?, wie sie heute bundesweit auftreten, sollten untereinander vernetzt werden, ohne dabei juristisch angreifbare Strukturen mit Vorstand, Kassenwart oder ähnlichen offiziellen Posten zu bieten.

Das heutige „Aktionsbüro Norddeutschland“ (ABN) wurde 1994 als „Nationales und soziales Aktionsbündnis Norddeutschland“ zur Umsetzung dieses Konzeptes gegründet und aufgebaut. Zu den Initiatoren zählte damals neben dem heutigen NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff auch Tobias Thiessen.

Das eng an das Projekt ABN gebundene Magazin „Zentralorgan“ brachte beiden eine Verurteilung wegen Volksverhetzung ein.

Das ABN umfasst ein Dutzend Neonazis, welche bei regelmäßigen Treffen eine Reihe unterschiedlicher Aktionen organisieren. Zu Demonstrationen, Infoständen, der Pflege von Kriegerdenkmälern oder zur Störung linker Veranstaltungen kann es sich regelmäßig auf Unterstützung aus Kreisen der Hamburger NPD, der Bramfelder ?Kameradschafts?-Szene um Torben Klebe sowie auf ?Kameradschaften? aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein verlassen.

Seit Thomas Wulff 1999 nach Mecklenburg-Vorpommern zog, führt Tobias Thiessen gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Inge Nottelmann das ABN. Nottelmann trat in den letzten Jahren unter anderem als Anmelderin diverser Neonazi-Demonstrationen in Norddeutschland auf.

Obwohl das ABN schwerpunktmäßig regional aktiv ist, kommt seinen Protagonisten auch bundesweit eine bedeutende Rolle zu. So trat Inge Nottelmann nicht nur am 1.Mai 2008 als Anmelderin eines Großaufmarsches in Hamburg auf, sondern leitete beispielsweise gemeinsam mit Jürgen Rieger eine Versammlung mehrerer tausend Neonazis aus ganz Europa zu Ehren des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess 2004 im bayerischen Wunsiedel.

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