Weiter zum Inhalt

Gesellschaft für freie Publizistik (GfP)

Die „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP) ist mit rund 500 Mitgliedern die größte rechtsextreme kulturpolitische Vereinigung in Deutschland. Die Organisation wurde 1960 von ehemaligen SS-Offizieren und NSDAP-Funktionären gegründet.

 

Die Mitglieder rekrutieren sich vor allem aus rechtsextremistischen Verlegern, Redakteuren, Publizisten und Buchhändlern. Laut Verfassungsschutz Baden-Württemberg betreibt die GfP unter dem Deckmantel historischer Forschung fremdenfeindliche und revisionistische Agitation. Die GfP erfüllt eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der rechts-konservativen und der neonazistischen Szene.

Zwischen der GfP-Führung und der NPD bestehen enge personelle Verflechtungen. Der seit 2005 amtierende GfP-Vorsitzende Andreas Molau ist zugleich NPD-Bundesvorstandsmitglied und war Spitzenkandidat der Partei zur niedersächsischen Landtagswahl 2008. Im GfP-Vorstand sitzt zudem bereits seit Jahren der baden-württembergische NPD-Landesvorsitzende Jürgen Schützinger. Ebenfalls lange Zeit im Vorstand war der Historiker Olaf Rose, der seit Ende 2006 dem Parlamentarischen Beratungsdienst der sächsischen NPD-Fraktion angehört. Vierteljährlich wird von der GfP das Heft „Das Freie Forum“ herausgegeben. Jedes Jahr führt die GfP einen Kongress mit mehreren hundert Teilnehmern durch, zuletzt im Mai 2007 unter dem Motto „Geschichte und Justiz im Würgegriff der Politik“ in Bad Kissingen (Bayern).

Die GfP fordert unter anderem die „Prüfung der Verfassungsmäßigkeit“ des Paragrafen 130 Strafgesetzbuch (Volksverhetzung). Sie möchte eine „Überprüfung des Gesetzes“ durch das Bundesverfassungsgericht herbeiführen. Ziel der GfP ist die Abschaffung des Paragrafen 130, womit volksverhetzende Parolen und die Leugnung des Holocausts nicht mehr strafbar wären. Dementsprechend lehnt die GfP Gerichtsverfahren gegen rechtsextreme Historiker, Forscher und Autoren wegen Volksverhetzung (vor allem wegen Leugnung des Holocausts) mit Verweis auf die „freie Wissenschaft“ kategorisch ab. Die Geschichtswissenschaft dürfe nicht „Sklave des Zeitgeistes“ und „Opfer der Justiz“ sein. Derartige Anklagen und Prozesse seien unberechtigte Eingriffe in das grundgesetzlich garantierte Recht auf Meinungs- und Wissenschafts-Freiheit. Gesetzliche Bestimmungen, die eine „freie Geschichtswissenschaft“ behinderten, müssten abgeschafft werden. Programmatisch stehen daher auch die jährlichen Kongresse der GfP meist unter den Themen Kriegsschuld, das Leugnen des Holocausts, die „Ausländerfrage“ und „Meinungsfreiheit“.


Zum Thema

| Verfassungsschutz zur GfP

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für ein breites Publikum zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sollen immer frei verfügbar sein und nie hinter einer Paywall verschwinden.
Dafür brauchen wir aber auch Ihre Hilfe.
Bitte unterstützen Sie unseren Journalismus, Sie helfen damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

20180919-Sachsen-verlassen

Sachsen 2018 Chemnitz zeigte die Mobiliserungsfähigkeit rechtsaußen

Was wird uns von 2018 in Erinnerung bleiben? Für den Belltower.News-Jahresrückblick befragen wir zivilgesellschaftlichen Initiativen und Akteur_innen über die Situation in ihrem Bundesland. Teil 1: Sachsen. Da waren die Ereignisse von Chemnitz – aber das war nicht alles.

Von
2019-08-30-angriff-zivilges

Demokratie in Gefahr Angriffe auf die Zivilgesellschaft

Die Zivilgesellschaft spürt den wachsenden Einfluss von rechtsradikalen Akteuren in Parlamenten und Medien am deutlichsten. Die AfD hat – Stand…

Von
118149459_web

Gedenken an Thomas Haller Neonazi-Skandal beim Chemnitzer FC weitet sich aus

Der Skandal um das Gedenken an den verstorbenen Neonazi-Hooligan und Gründer von HooNaRa Thomas Haller in Chemnitz zieht weitere Kreise.…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.