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Landtagswahl NRW AfD verliert den Westen

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Auf Instagram versuchte die AfD mit Rassismus, Hetze gegen andere Politiker:innen und Muttertagsgrüßen zu punkten - vergeblich. (Quelle: Screenshot Instagram)

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat als bevölkerungsreichstes Bundesland durchaus rechtsextreme Hochburgen zu bieten, doch die AfD kann bei der Landtagswahl in NRW davon nicht profitieren: Auch hier gehen die Zahlen abwärts. Mit 5,4 Prozent der Wähler:innen-Stimmen hat es knapp zum Einzug in den Landtag gereicht. Doch damit hat die Partei 1,9 Prozent Stimmen gegenüber 2017 verloren, übersetzt sind das 4 Sitze im Landtag. Und das bei einer niedrigen Wahlbeteiligung von 55,5 Prozent, was sonst oft den extremeren Parteien nützt.

Doch zuletzt war die AfD unentschlossen, erst, ob sie an die Existenz von Corona glaubt und dass „der Volkskörper“ geschützt werden müsse, oder ob es die Pandemie doch nicht gebe, was sich durchgesetzt hat, als klar war, dass viele AfD-Wähler:innen diese Position unterstützen. Und auch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bringt die AfD ins Schwitzen, unterstützen doch größere Teile der Bevölkerung in Deutschland die Ukraine, während die AfD sich eher prorussisch positioniert.

In NRW versuchte es die AfD deshalb eher mit Dauerbrenner-Themen: Innere Sicherheit (Polizei besser ausstatten, Rassismus als Engagement gegen „kriminelle Clans“ verkleidet), Familie und Kinder (traditionelle Familie, „Die systematische Benachteiligung von Jungen und Männern beenden“ laut Website), bezahlbare Energie (es gäbe keine „menschengemachte Klimakatastrophe“, und „Die Menschheitsgeschichte belegt, dass Warmzeiten immer zu einer Blüte des Lebens und der Kulturen führten, während Kaltzeiten mit Hunger, Not und Kriegen verbunden waren.“) und Zusammenhalt statt Spaltung (heißt: weniger Migrant:innen).

Also: Rassismus, überholte Familienbilder und Klimawandelleugnung überzeugten im Schnitt nicht mehr als 5,4 Prozent der Menschen in NRW. Hochburgen der Zweitstimmen waren Gelsenkirchen II (10,7 Prozent), Duisburg III (10,1 Prozent) und Gelsenkirchen I (9,2 Prozent).

Was sagt die AfD dazu? Der Bundesvorsitzende Tino Chrupalla zeigte sich nicht „in Gänze zufrieden“ und kommentierte, seine Partei müsse wohl eine „Initiative West“ starten, um Westdeutschland so AfD-affin zu machen wie Ostdeutschland. Vor zwei Wochen war die AfD in Schleswig-Holstein aus dem Landtag ausgeschieden, das mäßige Ergebnis in NRW kann als weiteres Zeichen des Niedergangs zu gelesen werden. Ob Tino Chrupalla den weiteren Weg der Partei noch bestimmt, wird sich im Juni zeigen: Dann möchte der radikale AfD-Vertreter Björn Höcke die Parteiführung übernehmen.

Auf Facebook ergibt sich die AfD NRW in Zweckoptimismus: Immerhin sei man ja noch im Landtag, sei „gekommen, um zu bleiben“, „aller massenmedialen Stimmungsmache zum Trotz“. Auf die eigene Schulter klopfend stellen Spitzenkandidat Markus Wagner und Landessprecher Martin Vincentz fest: „Wir haben geschafft, was noch keinem gelungen ist: Wir sind zum zweiten Mal angetreten und zum zweiten Mal eingezogen.“ Das lässt sich auch als Seitenhieb nach Schleswig-Holstein lesen.

In den Kommentaren unter dem Facebook-Post haben die Wähler:innen andere Theorien. „Jens“ meint etwa: „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es zu Wahlmanipulation gekommen ist.“ Vermeintliche Wahlfälschung ist eine beliebte Verschwörungserzählung im rechtsalternativen Spektrum. Andere sind noch einer größeren Sache auf der Spur: „Marlies“ meint etwa: „Wahl- und Wettermanipulation, das ist wohl wahr, nur sehen es die wenigsten.“ Gemeint ist, dass das schöne Wetter offenbar erzeugt wurde, um AfD-Wähler:innen von den Urnen fernzuhalten. Verschwörungsideologie. „André“ ist verwundert: „Egal mit wem man sich unterhält, jeder sagt immer „ich wähle die AfD“. Am Ende gab es kaum Stimmen.“ Ob das an seinem Freundeskreis liegt?

Andere sind einfach entmutigt. „Ralf“ meint mit Dramatisierung: „Ein Erfolg ist das dennoch nicht … eher viel schlimmer, diese Wahl war ein Todesstoß für unser Land.“ „Hannelore“ schreibt: „Spielt doch eh keine Geige mehr, was man wählt. Das Volk wird nicht gescheit und wählt freiwillig den Untergang.“

Oder die Menschen interessieren sich eben doch mehr für gesellschaftliche Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit und möchten den Klimawandel ernst nehmen, damit es auch den kommenden Generationen noch gut geht. Doch diese Form der Verantwortungsübernahme ist wohl nichts für die AfD.

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