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Männerrechtler gegen Tobias Ginsburg Verteidigung mit antisemitischem Raunen

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Ob es für Antifeminist*innen ein schlechtes Omen ist, dass Justitia eine Frau ist? (Quelle: moritz320/Pixabay)

Wer zu Abwertungsphänomenen in der Gesellschaft recherchiert, hat oft ein Definitionsproblem. Rechtsextreme Männerrechtler*innen und Antifeminist*innen sind stolz auf ihre Haltung zu vermeintlich traditioneller Familie, auf ihre biologistischen Ansichten über Geschlechterrollen und auf die damit einhergehende Abwertung von Frauen. Sie vertreten selbst offensiv Verschwörungserzählungen wie die einer jüdischen Weltverschwörung, die den Feminismus erst erfunden hätte. Beim bürgerlichen Antifeminismus ist dies anders. Zwar sind es durchaus ähnliche oder gar dieselben Ideen, die in bürgerlichen Männerrechtler- oder Väterrechtler-Gruppen geteilt werden, allerdings würden sich die Beteiligten qua Selbsteinschätzung sicher nie als antifeministisch oder gar rechtsextrem begreifen. Aber: Wer antifeministische Ideen verbreitet, in antifeministischen Männerrechtler- oder Väterrechtler-Vereinen Führungsrollen einnimmt, in Chat-Gruppen NS-Politiker-Zitate mit zustimmenden Kommentaren teilt oder antisemitische Memes verbreitet, muss mit einer solchen Einordnung gemeinhin leben, die zudem unter die Meinungsäußerungsfreiheit fällt.

Einer, der sich seinem Platz in Ginsburgs Buch „Die letzten Männer des Westens. Antifeministen, rechte Männerbünde und die Krieger des Patriarchats“ durch zahlreiche Aktivitäten und Beiträge verdient hat, ist der Nürnberger Aktivist und FDP-Kommunalpolitiker Sebastian von Meding. Von Meding war in diversen Männerrechtler-Organisationen federführend aktiv, beim FDP-nahen Verein „Liberale Männer“ und bei „Väter in Not“ zum Beispiel. Kennengelernt haben sich Ginsburg und von Meding auf einer Klausurtagung des Vereins „Liberale Männer e.V., da ist er stellvertretender Vorsitzender. Außerdem ist er Organisator des „Deutschen Gender-Kongresses“ – der größte antifeministischen Veranstaltung Deutschlands, die sich offen zu rechten Organisationen & Initiativen bekennt.

Auch auf Social Media ist von Meding ein Netzwerker, war etwa während der Buch-Recherche Admin einer MANNdat-Whatsapp-Gruppe – auch MANNdat ist ein Männerrechtler-Verein. Dazu hat von Meding auch ein aussagekräftiges Facebook-Profil. Screenshots von den Inhalten, die von Meding in diesen Zusammenhängen teilte, hat Autor Tobias Ginsburg entsprechend zuhauf. Sie sind sexistisch und antifeministisch, zeigen aber auch, freundlich formuliert, eine Rechtsextremismus-Offenheit, bis zur Übernahme rechtsextremer Sprache und Ideen („alliierter Bombenterror“), bei Rechtsextremen beliebter Rhetorik („Und nur weil man Stolz ist auf sein Land, ist man noch lange kein NAZI!!!! Bin gespannt wie viele es sich trauen es weiterzuleiten!“ [alle Fehler im Original]) bis zu inhaltlichen Übernahmen wie Holocaust-Relativierung oder Glorifizierung des Nationalsozialismus. Feminismus nennt von Meding einen „Faschismus mit Hängetitten“ und „Hassideologie“. Bürgerlich-liberal ist an all diesen Dingen nichts. Wenn das der Ausdruck eines radikalisierten Bürgertums ist, hat dieses hier schon den grundrechtebasierten Wertekonsens der Demokratie verlassen.

All dies ist unangenehm, zumal für einen in der FDP-Kommunalpolitik aktiven Mann. Kein Wunder, dass Sebastian von Meding sich nicht in solchen Zusammenhängen erwähnt lesen möchte. Blöd aber auch, dass er dies nachweislich alles geteilt und geliked hat, was Screenshots zweifelsfrei belegen. Trotzdem klagt Meding nun gegen den Rowohlt Verlag und Tobias Ginsburg als Autor. Er will die Passagen geschwärzt sehen, in denen er vorkommt. Der Prozess beginnt am heutigen, 21. November 2023 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. Es verspricht, interessant zu werden.

So behauptet Sebastian von Meding etwa, kein Politiker zu sein, ergo gäbe es doch wohl kein Interesse an seiner namentlichen Erwähnung in Ginsburgs Buch. Seine Homepage, die ihn als Nürnberger FDP-Kommunalpolitiker auswies und auf der er erklärte, warum er so gern Kommunalpolitiker sei, hat Meding selbstredend schlau gelöscht. Allerdings lässt sich die Website in Internetarchiven einfach finden und lesen. Weiterhin online ist derweil ein Interview mit dem „Väter-Netzwerk“ zu seiner Kandidatur für die Landtagswahl 2018 für die FDP, in der er auch seine Aktivitäten im FDP-Kreisvorstand Nürnberger Land beschreibt. Im Moment ist er allerdings ein FDP-Mann ohne Mandat. Wann verjährt das Politiker-Sein?

Der „Verein liberale Männer“ hat derweil ein Statement zum Buch „Die letzten Männer des Westens: Antifeministen, rechte Männerbünde und Krieger des Patriarchats“ auf seiner Website veröffentlicht. Das Buch wird als „skurrile Medienberichterstattung“ bezeichnet wird und hat sogar einen extra Navigationspunkt bekommen. Absätzelang gehen die Klagen, wie falsch die Darstellung des Vereins und seiner Aktivitäten und Protagonisten im Buch sei, in wie falsche Zusammenhänge alles gerückt werde. Überraschend wenig wird aber richtiggestellt.

Dafür gibt es aber interessante Gedanken zum Autor Tobias Ginsburg. Der reise mit dem Buch durch die Republik (eine klassische Lesereise, wie sie die meisten erfolgreichen Buchautor*innen machen, um ihr Werk zu promoten). Wer bezahle denn das alles, fragen sich die „Liberalen Männer“. Bei einem jüdischen Autor fällt dem Verfasser des Textes offenbar nicht Naheliegendes ein wie der Verlag, die beteiligten Buchhandlungen und einladenden Initiativen oder die Zuschauer*innen mit Eintrittsgeldern, sondern: Andere Juden. Genannt werden Anetta Kahane, die ehemalige Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung und George Soros von der Open Society Foundation  – beide als jüdische Aktivist*innen für Demokratie Feindbilder der rechtsextremen Szene und als solche auch Teile einer imaginierten Weltverschwörung. Aber beide sind keine Finanziers der Lesereise von Tobias Ginsburg – das ist antisemitische Projektion.

Im Video fasst Tobias Ginsburg den Fall aus seiner Sicht zusammen:

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