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Rechte Verwirrung Muslimische Karnevalisten?

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Ein gehöriger Teil der Kölner mache alljährlich im Februar „einen mehr oder weniger desintegrierten Eindruck“, beklagt sich ein ungenannter Autor auf der Internetseite der Gruppierung, die vom Landes-Verfassungsschutz (Dienstsitz: Düsseldorf) als Rechtsextremisten beobachtet werden. Doch gemeint sind damit keineswegs die Menschenmassen, die durch übermäßigen Verzehr des dort als Bier angebotenen „Kölsch“ niedergestreckt wurden. Gemeint sind als Desintegrierte während des Kölner Karnevals – für Eingeweihte auch: „Fastelovend“ – nämlich nur „Kölner muslimischen Glaubens“.

Der Vorwurf gegen die Andersgläubigen läuft darauf hinaus, dass sie sich eben wegen ihres Glaubens eigentlich nicht an den ortsüblichen jahreszeitlichen Ausschweifungen beteiligen könnten. Die mangelnde „Kompatibilität von Alkoholgenuß und relativer sexueller Freizügigkeit mit den Geboten der Scharia“ stehe der Integration von Immigranten entgegen, argumentieren die Islam-Verächter von Rechtsaußen.

Da muss es die Retter des Abendlandes hart getroffen haben, dass sich nun in der Hochburg rheinischen Frohsinns ein „Erster Türkischer Karnevalsverein Deutschlands? (TKVD) gebildet hat, der den „türkischen Landsleuten eine Möglichkeit bieten“ will, „eine eigene Karnevalskultur zu entwickeln“, die dann „langfristig“ in die des Kölner Karnevals „einfließen“ könne, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet. „Der Kölner Frohsinn zur Karnevalszeit ist etwas, das auch wir Türken in unseren Herzen tragen“, wird aus der Selbstbeschreibung des neuen Vereins zitiert.

Soviel auswärtiger Frohsinn war den „Rechtspopulisten“ des Schlechten zuviel, doch in der Eile hatten sie sich wohl nicht recht klar gemacht, weshalb sie nun eigentlich gegen Immigranten-Humor wettern wollen. Denn zum Einen wird durch die Beteiligung am Karneval befürchtet, nun stünde bald „Alkoholverbot bis Ende Februar, Burka-Gebot für Karnevalistinnen“ bevor. Andererseits ist angeblich Multi-Kulti in Sachen Karneval längst gescheitert, denn „die Feierlichkeiten finden ohne unsere muslimischen Zuwanderer statt“.

Mit dieser raffinierten Argumentation hat man zwar keinen Preis im Logik-Wettbewerb gewonnen, andererseits ist damit sichergestellt, dass man auf jeden Fall etwas gegen die „Moslems“ zu meckern hat. Man kann es nicht jedem recht machen, sagt das Sprichwort, was im Umkehrschluss wohl bedeutet, dass der Rechte jedes zunichte machen kann.

Dabei haben die Stänkerer von „pro Köln“ anscheinend gar nicht bemerkt, dass sie ihren Karnevals-Kulturkampf längst verloren haben. In dem maßgeblich von ihnen angezettelten „Moschee-Streit“ hat sich der Kölner Karneval längst als Integrations-Motor erwiesen. Der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszuges, der Bestattungsunternehmer Christoph Kuckelkorn, hatte die Moschee-Debatte schon im Vorjahr im Karnevalszug mitfahren lassen. Mitgefahren waren auch Muslime, die „Kamelle und Strüßjer“ ins jecke Volk warfen, wie ausgerechnet der Evangelische Pressedienst berichtete und damit auch die gelungene Integration von Protestanten in der katholischen Kardinalsstadt dokumentierte. Sogar der aus preußischem Kernland zugewanderte Kardinal Meisner konnte offenbar in kölsche Traditionen integriert werden, denn der ansonsten als Versager beim „kölschen Einbürgerungstest für Immis“ (Stunksitzung) titulierte Kirchenmann gab dem Geist des Ortes nach und zelebrierte im Dom eine Messe für Karnevalisten, die er dem Anlass gemäß mit „Kölle Alaaf“ statt einem trockenen „Amen“ beendete.

Während die Karawane weiterzieht und der Sultan Doosch hätt, wie es in einem Karnevalshit der Höhner heißt, müssen die sauertöpfischen „pro Kölner“ wohl schwer auf integrationsunwillige Saufverweigerer Obacht geben. Ob die rechtsextremen Kämpfer für Alkoholgenuss und Freizügigkeit demnächst von Moslems keine Kamelle annehmen werden, wurde von „pro Köln“ nicht mitgeteilt.

Übrigens waren die Rechtsextremen dabei – wie auch große Teile der Medienlandschaft – einem Schwindel auf den Leim gegangen: Der türkische Karnevalsverein war eine Erfindung einer TV-Comedy-Show. Die Reaktion der Rechtsextremen bleibt allerdings gleichsam wahr.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von redok.de

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