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Wehrhafte Demokratie Unsere Sicht der Dinge – Ein Dresdner Filmprojekt stellt sich vor

Obwohl wir alle in Deutschland geboren wurden, in Berlin, Frankfurt und Dresden, sind wir für unsere Mitschüler*innen einfach die „Türken“. Inzwischen lustig, aber auch nervig sind etwa Fragen wie: „Dürft ihr Bockwurst essen?“ Mal abgesehen davon, dass es ja irgendwie völlig egal zu sein scheint, ob wir Bockwurst überhaupt essen wollen, verboten ist es uns nicht. Zu Hause, also bei unseren Eltern macht uns niemand besonders andere Vorschriften zum Essen oder Trinken.

Besonders komisch ist es übrigens, dass wir in der Türkei als Deutsche bezeichnet werden. Mal abgesehen davon, dass wir dort als Kurden gelten, obwohl auch das etwas komplizierter ist, denn wir sind auch Sassa, Aleviten usw. Aber das ist für unser aktuelles Jetzt, für unser Jungsein hier in Dresden völlig nebensächlich. Wir sind Dresdner Schüler*innen und als solche sind wir mitten in allen Diskussionen und Gesprächen, die für junge Leute wichtig sind.

Wir werden nicht wirklich ernst genommen

Besonders immer dann, wenn wir uns in politische Diskussionen einbringen, also mitreden wollen, wenn es wieder mal um Ausländer in Deutschland , die Hitlerzeit oder den Krieg oder auch um die DDR geht, werden wir nicht wirklich ernst genommen.

Zum Beispiel diskutieren wir aber auch zum Thema 13. Februar in Dresden. Seit 1946, das war im letzten Jahrhundert, wird von den Bürgermeister*innen und den Regierenden in Sachsen (zuvor des Bezirkes Dresden) dieser Kriegstag des Zweiten Weltkrieges als Gedenktag der Zerstörung der Stadt begangen. Wir wissen, dass es viele Erzählungen und Erklärungen um die Bedeutung dieses Tages für unsere Stadt Dresden gibt. In dieser Debatte haben wir momentan keine Stimme.

Dabei unterscheidet sich unsere Diskussion nicht grundsätzlich von der Diskussion der nicht irgendwie mit der Türkei verbundenen Dresdner*innen. Gerade wir als schulpflichtige Jugendliche erleben hautnah die oft sehr emotional geführten Gespräche. Der „Dresdner“ Tag (13. Februar) ist ein fortdauerndes Thema und wird uns von Mitschüler*innen und Lehrer*innen als prägendes Thema nicht zugetraut. Mit dem jeweiligen Einnehmen von Positionen zur Geschichte um dieses Ereignis sind in Dresden Zuordnungen zu politischen Lagern und Überzeugungen verbunden. Als nach den Ereignissen um die viel diskutierten Geschehnisse, vor allem um das „Blockieren“ am 13. Februar 2011 in Dresden, um richtiges und falsches Erinnern, um berechtigte und unberechtigte Erinnerungskultur gestritten wurde, fühlten wir uns nicht angehört, war unsere Meinung nicht gefragt.

Wir machen einen Film über unsere Erinnerungsdiskussion

Das wollen wir mit Hilfe einer Dokumentation mit dem Arbeitstitel: „Unsere Sicht der Dinge“ ändern. Wir machen einen Film über unsere Erinnerungsdiskussion. Fertig soll der Film im März 2014 werden.

Film machen ist offensichtlich schwierig. In einigen Treffen seit März haben wir den Umgang mit Kamera und Ton geübt, haben wir mit darstellendem Spiel experimentiert und Interviews geführt. Unsere erste Bewährungsprobe oder Feuertaufe war das Interview mit Lothar König, einem Pfarrer aus Jena, der in Dresden demonstriert und von einem Berliner Anwalt gerade wegen seines Engagements gegen Nazis am 13. Februar vor dem Amtsgericht Dresden verteidigt wird.

Unser nächstes Ziel ist das weitere Schreiben am Drehbuch und am Storyboard und die damit verbundene Planung von Interviews, Spielszenen und Gewinnung von Partner*innen. Der Amadeu Antonio Stiftung danken wir an dieser Stelle ganz herzlich für die finanzielle Unterstützung, dem Kulturbüro Sachsen e.V. für die Beratung, dem Filmstudio Dritte Etage für die professionelle Beratung und Einarbeitung in Technik und Dramaturgie. So wird unser Film Stück für Stück Wirklichkeit.

Danke sagt die: Filmgruppe DKM 13 D(resden) K(ahraman)-M(aras) 13( Berfin,…Frank, Danilo…Metin) Und grüßt alle die Mut gegen rechte Gewalt haben!

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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Von der Redaktion

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