Weiter zum Inhalt

Hitler und Goebbels waren nicht friedensbereit

Revisionisten behaupten, Hitler und Goebbels hätten zwischen 1933 und 1939 in öffentlichen Reden immer wieder deutlich ihre Abrüstungs- und Friedensbereitschaft erklärt. Armin Pfahl-Traughber schreibt, warum es sich um eine systematisch betriebene Täuschung handelt.

 

Bei derartigen Verlautbarungen handelte es sich um eine systematisch betriebene Täuschung der deutschen und internationalen Öffentlichkeit, standen doch solche Bekundungen widersprechende Handlungen von Anfang an im Zentrum der NS-Politik. Bereits wenige Tage nach dem Regierungsantritt hatte Hitler am 2. Februar 1933 in einer geheimen Besprechung mit den Befehlshabern der Reichswehr relativ deutlich seinen Kriegskurs verkündet und dazu erforderliche Schritte eingeleitet. Hierzu gehörte auch die Jugend und das ganze Volk auf den Gedanken einzustellen, „dass nur der Kampf uns retten kann und diesem Gedanken gegenüber alles zurückzutreten hat“. In einer geheimen Denkschrift über die Aufgaben eines Vierjahresplanes vom August 1936 forderte Hitler denn auch: „Die deutsche Armee muss in vier Jahren einsatzfähig sein.“ Und: „Die deutsche Wirtschaft muss in vier Jahren kriegsfähig sein.“

Die Abrüstungsforderungen der Hitler-Regierung richteten sich an die anderen europäischen Staaten, behauptete man doch Deutschland habe infolge des Versailler Vertrages bereits einseitig abgerüstet und erwarte nun gleiches von den Regierungen der anderen Länder. Da so etwas nicht erfolgte, sah man sich mit dem propagandistischen Hinweis auf eine notwendige Gleichberechtigung für Deutschland zur eigenen Aufrüstung im Namen der Abrüstungsforderung legitimiert. Tatsächlich setzte die Hitler-Regierung aber nur ohnehin von Anfang an bestehende Pläne hin zu einer expansiven Außenpolitik und zu einem Kriegskurs um. Dazu gehörte auch der nicht-öffentliche Bruch des Versailler Vertrages in Gestalt verschiedener Rüstungsprojekte wie etwa des Aufbaues einer großen deutschen Luftwaffe.

Derartige politische Absichten hin zu einem Krieg ergaben sich darüber hinaus auch aus den ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus und etwa auch aus der Schrift „Mein Kampf“ von Hitler, worauf Goebbels anlässlich einer Erklärung am 5. April 1940 vor geladenen Vertretern der deutschen Presse mit folgenden Worten anspielte: „Bis jetzt ist es uns gelungen, den Gegner über die eigentlichen Ziele Deutschlands im unklaren zu lassen … 1933 hätte ein französischer Ministerpräsident sagen müssen (und wäre ich französischer Ministerpräsident gewesen, ich hätte es gesagt): der Mann ist Reichskanzler geworden, der das Buch ‚Mein Kampf‘ geschrieben hat, in dem das und das steht. Der Mann kann nicht in unserer Nachbarschaft geduldet werden. Entweder er verschwindet, oder wir marschieren. Das wäre durchaus logisch gewesen. Man hat darauf verzichtet.?

Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von extremismus.com

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

HITLER PUTSCH/1923

Sturm auf das Kapitol Amerikas Kristallnacht oder Trumps Bierkellerputsch?

Arnold Schwarzenegger beschreibt die Erstürmung des Kapitols als „Amerikas Kristallnacht“. Mit diesem problematischen Vergleich lernt man weder etwas über die jüngsten Ereignissen in den USA noch über die Novemberpogrome. Ein angemessenerer Vergleich: Hitlers Bierkellerputsch 1923. Daraus lernt man, dass die Ereignisse in Washington Konsequenzen haben müssen – auch für Trump selbst.

Von
Gedenktafel ganz

Anti-asiatischer Rassismus Gedenktafel für chinesische NS-Opfer in Hamburg angegriffen und beschmutzt

Anti-asiatischer Rassismus in Zeiten des Coronavirus: In Hamburg wird eine Gedenktafel beschmiert – als wollten die Täter damit das Gesicht…

Von
verschwoerungstheorien-440x140

Antisemitische Verschwörungstheorien

Revisionisten warnen vor „der jüdischen Lobby“ und „der jüdischen Weltherrschaft“. Dieser Wahn hat Tradition: Die antisemitischen Verschwörungstheorien gab es bereits…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.