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Molau, Andreas

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„Das ist ein Mann, der auf der Straße den Bürger ansprechen kann“, versicherte einst Udo Voigt, damals NPD-Bundeschef. Und weil dies offenbar noch mehr so sahen, gab Andreas Molau im Dezember 2008 seine Kandidatur für den Posten des Parteivorsitzenden gegen Udo Voigt bekannt, unterstützt von den wichtigen Landtagsfraktionen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Kandidatur war nicht erwartbar. Erst im Oktober 2008 hatte Molau seine Ämter auf Bundesebene niedergelegt. Er wolle damit Konsequenzen aus dem Finanzskandal ziehen, erklärte er auf den Internet-Seiten der NPD-Niedersachsen und betonte, sein Rücktritt beziehe sich „nur auf die Ämter im Bundesvorstand, deren Führung ich nach den Ereignissen um die Veruntreuung von Geldern in der Partei nicht mehr voll unterstützen kann“. Molau hatte daraufhin angekündigt, er wolle sich nun auf Niedersachsen konzentrieren.

Nach Bekanntwerden seiner Kandidatur wurde der Vertreter des gemäßigten NPD-Flügels szene- und parteiintern wüst beschimpft, unter andrem vom Ultrarechten Jürgen Rieger. Dann entzog ihm auch die Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern die Unterstützung. Ende Februar 2009 zog Andreas Molau seine Kandidatur zurück. Im März 2009 trat er dann zusätzlich in die Deutsche Volksunion (DVU) ein, deren Bundespressesprecher er seitdem ist. Die NPD erklärte daraufhin seine Mitgliedschaft in ihrer Partei für erloschen.

Allerdings entwickelte sich die DVU im Jahr 2009 zu glücklos. So wurde sie im Januar 2010 vom schwedischen Unternehmer und mutmaßlichen neuen Geldgeber Patrik Brinkmann verlassen, den Molau von der NPD zur DVU mitgebracht hatte. Brinkmann wechselte der im Januar 2010 zur rechtspopulistischen, islamfeindlichen Partei „Pro NRW“. Diesmal folgte ihm Molau: Im Mai 2010 meldet „Pro NRW„, Andreas Molau sei eingetreten und werde zukünftig ihre Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Von der Führungsmannschaft der NPD hatte sich der ehemalige Waldorflehrer Andreas Molau schon immer etwas abgehoben: Er wirkt auf den ersten Blick nicht wie ein verkniffener und verbitterter Kader. Parteiparolen greift der „Überzeugungstäter“, wie er sich selbst bezeichnet, nur bei Parteiveranstaltungen auf. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb Molau acht Jahre lang an einer Waldorfschule in Braunschweig Deutsch und Geschichte unterrichten konnte ohne aufzufallen. Als er sich 2004 beurlauben lassen wollte, um bei der NPD-Fraktion in Sachsen arbeiten zu können, folgte die Kündigung. „Wir haben ihn verkannt“, sagt Geschäftsführer Michael Kropp heute.

Mit 16 stieß Molau zum NPD-Nachwuchs Junge Nationaldemokraten. Bei der Bundeswehr wurde er in Psychologischer Verteidigung geschult und hat dort nach eigenen Angaben auch das „Handwerkszeug eines Journalisten“ gelernt. Während des Studiums in Göttingen trat er der „Deutschen Hochschulgilde Trutzburg Jena“ bei. Von 1990 bis 1994 war er bei der Wochenzeitung Junge Freiheit tätig, unter anderem als Kulturchef. Er musste gehen, weil in einem von ihm redaktionell verantworteten Text die Auschwitzlüge thematisiert wurde. In dem vom ihm herausgegebenen Buch Opposition für Deutschland führte er 1995 aus, dass es notwendig sei, „alle Rechten, Konservativen, Nationalen (…) gedanklich an einen Tisch zu bringen“. Derzeit ist er stellvertretender Chefredakteur des NPD-Blatts Deutsche Stimme und versucht sich an der Intellektualisierung der Partei.

Noch heute will Molau über den Holocaust „rein wissenschaftlich“ streiten. Beim antisemitischen Karikaturen-Wettbewerb der regierungsnahen iranischen Zeitung Hamshahri reichte er 2006 eine Zeichnung ein. Die Nähe ist ideologisch fundiert. „Den Islam als gewachsene Kultur achte ich“, sagt er und lobt, dass dort die ureigenen Traditionen den „postmodernen Auflösungen“ durch westliche Werte noch widerstünden.

Seit 2005 ist Molau Vorsitzender der extrem rechten Gesellschaft für freie Publizistik. Als Nachrücker für einen ausgeschiedenen NPDler zog er in den Kreistag von Wolfenbüttel ein. Zur niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2008 trat Molau als Spitzenkandidat an. Obwohl er seiner Partei auch die aktive Unterstützung von Neonazi-„Kameradschaften“ sicherte („Molau hat ein neues ‚Wir-Gefühl‘ geschaffen“, hieß es aus diesen Kreisen), schnitt die NPD mit 1,5 Prozent unter ihren Erwartungen ab.

Molau ist verheiratet und hat zwei Kinder. In die überregionalen Schlagzeilen gelangte er, als seine Frau 2007 nahe Berlin ein Landgut erwarb und er die Eröffnung eines Schulungs- und Ferienheim für „national gesinnte“ Familien im Stile einer Waldorfschule ankündigte. Das Projekt ist gescheitert.

Ergänzung 02.08.2012

Am 30.07.2012 gab Andreas Molau in einem Interview mit NDR Info bekannt, er habe einen Schlussstrich unter seine rechtsextreme Karriere gezogen. Seine Parteibücher habe er zurückgeschickt, Arbeitsverträge gekündigt, Kontakte abgebrochen: „Ich habe eine klare Trennung gezogen – sowohl in meinem Beruf als auch in meinem privaten Lebensumfeld.“ Er arbeite nun auch mit dem niedersächsischen Verfassungsschutz zusammen. Für den Ausstieg spricht, dass es in letzter Zeit erstaunlich still um den umtriebigen Publizisten geworden war. Zuletzt hatte er nur noch wenig Einfluss oder Rückhalt in der rechtsextremen Szene. Interessant bleibt, ob es nur eine Abkehr vom extremen Teil der Szene bleibt oder auch von der Ideologie (ZEIT online).

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