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Nach AfD-Demo „Charlottesville in Köln-Kalk?“

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(Quelle: Unsplash)

Öffentlich tritt die Kölner AfD nahezu nie auf, und wenn doch, werden ihre Auftritte stets durch Hunderte von Gegendemonstrant*innen begleitet. In Kölner Gaststätten vermag sie nur höchst selten und nur klandestin aufzutreten. Die erprobte Kölsche Tradition „Kein Kölsch für Nazis“ funktioniert glänzend.

Seitdem versucht die Kölner AfD und die Junge Alternative es mit Skandalen: Die Junge Alternative lud im Herbst 2018 auf ihrer offiziellen Website zum Schießtraining ein. Wie der WDR im Oktober 2018 berichtete, stellte sie „einen Bezug zwischen dem Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und den Waffenübungen der AfD-Jugend her“.

Dazu entstand ein Logo mit der Aufschrift „Reker muss weg“. Hinzu kamen Aufnahmen von PatronenhülsenDer WDR fügte hinzu: „In dem Text zu der ersten Schießübung der Jungen Alternativen heißt es, diese sei eine ‚Mordsgaudi‘ gewesen.“

Dies noch mit schlechtem Geschmack zu erklären fällt schwer: Die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Reker hatte das Messerattentat im Oktober 2015, am Vorabend der Kölner Kommunalwahl, nur mit viel Glück überlebt. Der Täter war in den 1990er Jahren ein Bonner Aktivist der inzwischen verbotenen Neonazipartei FAP.

Die fortdauernden Proteste der demokratischen Öffentlichkeit in Köln zehren offenkundig an den Nerven, die Kölner AfD suchte immer neue Auseinandersetzungen: An Sylvester 2017 verletzte der Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Kölner Stadtrat, Wilhelm Geraedts, ein ehemaliger Bundeswehrsoldat, einen Gegendemonstranten mit einer gezielten Kopfnuss. Im Oktober 2018 wurde Geraedt wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 2000 Euro sowie zu Schmerzensgeld verurteilt.

„Kalkverbot für die AfD“

Am 5.4. rief die Kölner AfD ausgerechnet in das Bürgerhaus des migrantisch geprägten Stadtteils Köln-Kalk zu einem „Bürgerdialog“ auf. Die vor allem von jungen Menschen getragenen Proteste dagegen waren so breit wie schon lange nicht mehr. „Kalkverbot für die AfD“ hatten Plakate bereits im Vorfeld gefordert. 2000 überwiegend junge und teils auch migrantische Menschen belagerten die drei Zugänge des Bürgerzentrums über Stunden. „Kalk bleibt bunt“ lautete ihre Forderung. Die Polizei ermöglichte den 40 AfD-Sympathisant*innen den Zugang zum Vorplatz, Gegendemonstranten wurden erst sehr spät und nur spärlich durchgelassen.

Während der Veranstaltung kam es etwa 90 Minuten lang zu Applausszenen, die jedoch nicht von den in den ersten beiden Reihen des Saales sitzenden AfD-Unterstützer*innen sondern von gut 100 weiteren Teilnehmer*innen kamen. Der Veranstaltungsleiter der AfD teilte mit, dass er „die Sache diesmal durchziehen werde“: Immer wieder ließ er Teilnehmende, die applaudierten, durch die Polizei zur Personenfeststellung aus dem Saal entfernen. Nach ca. 90 Minuten waren nur noch 50 Personen im Saal.

Fuhr das Auto gezielt in die Menschenmenge?

Nach der Veranstaltung kam es gegen 21.30 Uhr in einer nur 200 Meter vom Bürgerzentrum entfernt gelegenen Seitenstraße zu einem Zusammenstoß zwischen einer Gruppe von jüngeren Menschen und einem Auto: Das Auto, ein silberner Ford, fuhr, laut Schilderungen von Zeug*innen, gezielt auf die Menschengruppe zu. Ein Mensch, der die Straße an einer Ampelanlage überquerte, wurde auf die Motorhaube des Autos geschleudert und verletzt. Es war wohl seiner Reaktionsschnelligkeit zu verdanken, dass er nicht schwerere Verletzungen erlitt: Er vermochte sich am Autodach festzuhalten und sich nach ca. 15 Metern vom Auto abzurollen. Die Polizei sprach von einem 30-jährigen, der beim Überqueren der Straße verletzt und später von einem Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht wurde. Der Autofahrer hielt nicht an, sondern flüchtete.

Laut dem Kölner Internetmagazin report-K sehen Zeug*innen einen politischen Zusammenhang. Auch ein Sprecher der Kölner Polizei halte, so berichtet report-K, einen Zusammenhang zwischen der Tat und der Veranstaltung der AfD für möglich.  „Es gebe Zeugenaussagen“, schreibt das Magazin, „die in diese Richtung gehen könnten, also dass der Fußgänger, der zu einer Gruppe der Anti-AfD-Demonstranten gehörte, absichtlich von einem Veranstaltungsteilnehmer der AfD angefahren wurde.“ Der Polizei liege das Kennzeichen des Fahrzeugs und Videoaufnahmen vor. Das optisch auffallende Fahrzeug sei ein Mietwagen. Die Polizei ermittele in alle Richtungen.

Die Gruppe „Köln gegen Rechts“ veröffentlichte eine umfangreichere Erklärung, in der eine politische Dimension der Tat nahegelegt wird. Die Insassen des PKWs seien Teilnehmer der AfD-Demo gewesen und hätten nach mehreren Zeugenaussagen das Auto gezielt in die Menschenmenge gesteuert. Auf Facebook wurde in mehreren Beiträgen von „Charlottesville in Kalk“ gesprochen.

Als einzige Tageszeitung hat bisher der Kölner Express das Thema aufgegriffen: „Nach AfD-Demo in Köln Kalk: Pkw fährt in Menschengruppe – weil sie protestierten?“ titelt er.

 

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