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Heise, Thorsten

Thorsten Heise (Jg. 1969) stammt aus dem Millieu der Neonazi-?Kameradschaften?, ist Produzent und Händler von rechtsextremer Rockmusik und sitzt im NPD-Bundesvorstand.

 

Schon als Jugendlicher wandte sich Heise der rechtsextremistischen Skinheadszene in seiner Heimatstadt Göttingen zu. 1986 trat er der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) bei, 1992 übernahm er den niedersächsischen Landesvorsitz. Nach dem Verbot der FAP 1995 stieg er zum Chef der Kameradschaft Northheim auf. In all den Jahren stand er immer wieder vor Gericht. Der Bundesverfassungsschutz berichtet, dass die „behandelten Straftaten (?) Propaganda- und Gewaltdelikte“ umfassen. „Ausländer, ideologische Gegner (?und) Polizeibeamte“ griff er an. 1991 verhängte das Landgericht Göttingen eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren unter anderem wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung.

Seit 1990 organisiert Heise Rechtsrockkonzerte. 1999 gründete er den W&B-Versand, über den er CDs von Szenebands veröffentlicht. Im Programm vom W&B-Versand finden sich auch Teleskop-Schlagstöcke. Im Oktober 2007 durchsuchte das Bundeskriminalamt sein Anwesen im thüringischen Fretterode wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Außer CDs stellten die Beamten Waffen sicher. Wegen Volksverhetzung hat das Landgericht Göttingen Heise im Dezember 2007 zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Der Grund: Vertrieb von CDs mit volksverhetzenden Texten. Er muss zudem 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und 15.000 Euro zahlen.

Große Signalwirkung hatte der Eintritt Heises in die NPD: Kurz vor der sächsischen Landtagswahl 2004 wurde er Mitglied der Partei, die er zuvor jahrelang als zu wenig radikal ? als zu moderat und zu legalistisch ausgerichtet ? kritisiert hatte. Mitte der 1990er Jahren hatte Heise noch zusammen mit Thomas Wulff, Christian Worch und Ralph Tegethoff unter der Parole „Organisierter Wille braucht keine Partei“ zum Aufbau von „Kameradschaften? aufgerufen.

In jenen Jahren hatten Bundes- und Landesbehörden verschiedenste neonazistische Kleinstparteien und -vereine verboten. Die NPD war für dieses Klientel nicht radikal genug und für die NPD waren diese Aktivisten zu militant. Mit dem Parteieintritt wurde die langsame Annäherung sichtbar. In einer Erklärung betonte Heise, gemeinsam mit Wulff und Tegethoff, die ebenso der NPD beitraten, der „Kampf auf der parlamentarischen Ebene (?) ist als ebenso wichtig anzusehen, wie der parallel dazu verlaufende Kampf auf der Straße“. Mit 64,7 Prozent wählten die Delegierten Heise 2006 beim Bundesparteitag in Leinefelde in den Parteivorstand. Dort bemüht Heise sich, der auch die Kameradschaft Eichsfeld mitlenkt, um die Zusammenarbeit von Partei und „Bewegung“.

Heise ist Familienvater.

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