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Leisnig Gezielter Angriff bewaffneter Neonazis auf eine Gruppe junger Menschen zu Himmelfahrt

Eigentlich sollte es ein gemütlicher Ausflug werden, zu dem sich 18 junge Menschen zu Himmelfahrt nahe der Stadt Leisnig aufmachten. Eine gezielt wirkende Attacke von rund 15 teils vermummten und bewaffneten Neonazis, machte dieses Vorhaben zunichte. Stattdessen fand sich einer der Betroffenen im Krankenhaus wieder, andere sind nicht nur sprichwörtlich mit einem blauen Auge und einer blutenden Nase davon gekommen.

 
Leisnig und Burg Mildenstein, vom Wasser aus gesehen idyllisch - mit Übergriff allerdings nicht. (Quelle: Alma / Wikipedia / Creative Commons CC by 2.5)

Bereits am Nachmittag wurde die Gruppe, welche gerade am Flussufer in Tragnitz bei Leisnig campierte, von einem bekannten Neonazi angesprochen und es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung, welches in einer Drohung endete, dass es noch „krachen würde“ . Den Jugendlichen war schnell klar, dass diese an dem Ort nicht bleiben können und machten sich auf den Heimweg. Beim Verladen der Sachen nahe einer Gartenanlage kam es dann zu dem Angriff. Mehrere Personen, welche zum Teil vermummt und mit Baseballschlägern bewaffnet waren stürmten auf die jungen Leute zu und schlugen und traten auf diese ein. Die Angreifer waren zum Teil bekannt und konnten somit auch der rechten Szene Leisnigs zugeordnet werden. Stumpfe Parolen, wie „AJZ-Fotzen“ oder „ dreckiges Asylantenpack“ unterstrichen das rechte Motiv des Angriffes.

Das AJZ Leisnig ist ein Rückzugsraum für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich klar von einem rechten Weltbild distanzieren und gerade deshalb wohl auch im Fokus der Neonazis. „Auf dem Marktplatz stand eine Gruppe, die allein durch die Aufdrucke Ihrer Kleidung der rechten Szene zugeordnet werden kann, an der Tankstelle stehen Männer mit „Freiheit statt BRD“ Shirts und einer tätowierten Triskele “, beschreibt André Löscher, Mitarbeiter der Opferberatung das Stadtbild, als er die Betroffenen zur Beratung in Leisnig trifft.

Diese Präsenz hat große Auswirkungen auf den Alltag nicht rechter und alternativer Jugendliche in der Stadt und der Umgebung. So sind bestimmte Orte nahezu „no go Areas“.  In dem Gespräch mit den Betroffenen wird von Verfolgungen mit dem Auto und Drohungen auf offener Straße und  in sozialen Netzwerken gesprochen. 

„Die Polizeibeamten, die den Angriff aufnahmen, müssen die Aufklärung des Angriffes und die Würdigung des rechten Motives nun schnellst möglich zu einem Ergebnis bringen, damit Täter_innen zur Rechenschaft gezogen werden und den Jugendlichen in Ihrer Beschreibung einer gewaltbereiten starken rechten Szene in Leisnig Gehör finden“ so Löscher abschließend.

RAA Sachsen e.V.Opferberatung ChemnitzUnterstützung für Betroffene rechtsmotiverter und rassistischer GewaltTel.: 0371 / 48 19 451Mobil: 0172 / 974 36 74Email: opferberatung.chemnitz@raa-sachsen.deWeb: www.raa-sachsen.de

Adressen aller Opferberatungsstellen bundesweit gibt es hier.

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