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Nominiert für den Amadeu Antonio Preis 2017 – „Add your Heroine!“

Am 28. November 2017 wird zum zweiten Mal der Amadeu Antonio Preis verliehen. Mit ihm werden Projekte ausgezeichnet, die sich kreativ für Menschenrechte und gegen Rassismus und Diskriminierung engagieren. Der Preis, der von der Amadeu Antonio Stiftung und der Stadt Eberswalde vergeben wird, erinnert zugleich an den gewaltsamen Tod von Amadeu Antonio Kiowa vor 27 Jahren und an die vielen weiteren Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland.

 
Ausstellung "Add your Heroine!" (Quelle: Billie Mind)

Sechzig Projekte haben sich für den Preis beworben, sieben sind nun nominiert – die stellt Belltower.News vor. Heute: “Add your Heroine!” von Evelyn Rack mit Billie Mind.

“Wer wäre ich heute ohne sie? Oder vielmehr: Wer bin ich heute durch sie?” Diese Fragen stellt und beantwortet Evelyn Rack in ihrem Projekt “Add your Heroine!” Die interaktive Ausstellung umfasst 12 großflächige Portraits ihrer persönlichen Heldinnen, die im Kreis aufgestellt sind. Die Besucher_innen treten in seine Mitte. Durch das Scannen von QR-Codes der Bilder gelangen sie auf die Website mit Comics zu den einzelnen Heldinnen und Racks persönlichen Geschichten zu den jeweiligen Figuren. Rack ruft ihr Publikum dazu auf, auf der Website ihre eigenen Heldinnen und dazugehörigen prägenden Geschichten hinzuzufügen. Über ihr Projekt, wie es entstanden ist und wie es ankommt, sprach sie mit Fiona Katharina Flieder.

 

Wie kamen Sie auf die Idee für das Projekt?

 

Das Projekt ist aus dem tiefen Bedürfnis entstanden, mediale Stereotype zu brechen und Diversität sichtbar zu machen.

Ich bin freischaffende Künstlerin. Meine Abschlussarbeit an der Filmuniversität Babelsberg habe ich zu dem Thema „Subversive Frauen*figuren – feministische Utopien“ geschrieben. Es handelte sich dabei um einen Comic, in dem ich über meine ganz persönlichen Heldinnen schrieb, die mich in meinem Werdegang geprägt haben.

Ich bekam viel positives Feedback. Schnell zeigte sich, dass es noch viel mehr Heldinnen gibt.

Durch Förderung der Gleichstellungsbeauftragten der Filmuniversität, dem Institut für künstlerische Forschung in Potsdam und vom Studiengang Montage konnte ich den Comic veröffentlichen. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit Billie Mind entstanden ist, ist diese Veröffentlichung. Die großflächigen Portraits geben den Heldinnen viel Raum und laden zur Begegnung mit ihnen ein. Über die Bilder der Ausstellung kommen die Besucherinnen und Besucher zum Comic auf der Website mit den verschiedenen Kapiteln über die Figuren.

 

Das Projekt heißt ja nun “Add your Heroine!” – man soll also seine eigenen Heldinnen hinzufügen. Ist das auch passiert?

 

Die Ausstellung war zunächst für zwei Monate in Babelsberg. Besucherinnen und Besucher der Ausstellung haben auf der Website den Namen ihrer jeweiligen Heldin eingetragen, ein Bild hochgeladen und in einem Text dazu beschrieben, warum die Figur für sie wichtig ist und wie sie sie geprägt hat. Uns hat beeindruckt, wie viele das tatsächlich gemacht haben und wer alles zu der Sammlung hinzugefügt wurde.

Für Anfang des kommenden Jahres planen wir, die Portraits in einer Bar in Berlin Prenzlauer Berg auszustellen. Der Raum soll öffentlicher sein als der letzte. Wir möchten das Ganze auch interaktiver gestalten. Daher arbeiten wir gerade an einer App.

 

Was waren die Reaktionen auf das Projekt und hat es sich dadurch verändert?

 

Ich habe in meiner Abschlussarbeit mit medialen Figuren gestartet, also Comic-, Film- und Romanfiguren, weil ich den Sexismus und die mangelnde Diversität in der Filmlandschaft thematisieren und andere Figuren denkbar machen wollte. Die Heldinnen, die hinzugefügt wurden, sind häufig reale Figuren. Personen, die für genau diese Themen eingetreten sind. So hat sich das Projekt weiter- und eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Damit schließt es an die öffentlichen Debatten an, die gerade laufen, wie die #metoo-Kampagne oder die zunehmende Aufmerksamkeit für das Thema Alltagssexismus.

Die größte Reaktion war im Grunde das Staunen über die Diversität und darüber, wie viele Figuren es schon gibt. Natürlich sind es innerhalb der gesamten Medienlandschaft immer noch zu wenige, aber es gibt sie. Wir müssen sie nur sichtbar machen.

 

Mehr zum Amadeu Antonio Preis:

http://www.amadeu-antonio-preis.de/

 

Die Nominierten:

„Schluchten – Neue Nachbarn“

Schülergesprächskonzerte der Neuen Jüdischen Kammerphilharmonie Dresden

„Gulliver unter uns“

Tribunal „NSU-Komplex auflösen“

„Add your Heroine!“

„Träumen auf deutsch, ohne Untertitel“

„Nasser #7Leben“

 

Weitere Projektvorstellungen auf Belltower.News:

http://www.belltower.news/lexikon/amadeu-antonio-preishttp://www.belltower.news/category/lexikon/projekte

 

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