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Sächsischer Förderpreis 2023 Geschlechtervielfalt auch in Bautzen

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(Quelle: Unsplash)

Aus insgesamt 49 eingegangenen Bewerbungen hat die Jury sechs Initiativen für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Welche der nominierten Initiativen in diesem Jahr den Preis erhält, wird auf der feierlichen Preisverleihung am 9. November im Kleinen Haus des Staatsschauspiel Dresden verkündet.

Mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie werden Projekte, Initiativen und Kommunen ausgezeichnet, die sich für die Stärkung der Demokratie und Menschenrechte in Sachsen engagieren und sich gegen Rassismus, Antisemitismus oder Rechtsextremismus einsetzen.

Bis zur Preisverleihung am 9. November stellen wir auf Belltower.News alle Nominierten im Interview vor. Heute sprechen wir mit dem Queeren Netzwerk Bautzen.

Belltower.News: Was macht eure Initiative?
Das Queernetz Bautzen hat sich 2021 gegründet, um einen sicheren Raum für queere Jugendliche und Sichtbarkeit von LGBTQ+-Themen in der Region zu schaffen. Neben den offenen Treffen und einigen kleineren Unternehmungen war schon damals klar, dass unser Ziel der erste Christopher-Street-Day in Bautzen sein soll. Im Juli war es dann mit viel Unterstützung und Rückenwind anderer Akteur*innen möglich, unsere Idee umzusetzen und mit 350 anderen Menschen einen Tag der Toleranz und der Vielfalt zu feiern. Wir freuen uns riesig über das große Interesse an unserer Aktion und die überwältigende Resonanz und hoffen, nächstes Jahr noch ein paar mehr Menschen auf die Straße bringen zu können.

Warum und wann wurde das Projekt gegründet?
Egal ob Berlin, Köln oder Leipzig – ein CSD gehört mittlerweile zu jeder Großstadt dazu. In den letzten Jahren haben sich aber auch in kleineren Städten und ländlicheren Regionen immer wieder Menschen zusammengefunden und als „Pride“ ein Zeichen für eine bunte, weltoffene Gesellschaft gesetzt. Zwickau, Annaberg, Plauen und viele andere Orte in Sachsen sind mutig vorangegangen und haben uns bekräftigt, auch in Bautzen endlich so einen CSD zu organisieren. Also haben wir uns Anfang des Jahres gemeinsam mit einigen Akteur*innen und dem Queernetz an einen Tisch gesetzt und mit dem Festival ‚Bouncen in Bautzen‘ schnell einen guten Rahmen gefunden.

Wen wollt ihr ansprechen und wer macht mit?
Natürlich spricht ein CSD vordergründig die queere Community einer Region an, also alle Menschen, die sich als homo- oder bisexuell, trans* oder nichtbinär, als inter* oder asexuell identifizieren oder überhaupt nicht wissen, unter welchem Label sie sich einordnen sollen und das erst noch herausfinden wollen. Allerdings haben wir sowohl in der Organisation als auch bei unserer Demonstration selbst ganz viel Rückenwind von ‚Straight Allies‘ bekommen, also solchen Unterstützer*innen, die sich zwar nicht als queer definieren, sich aber trotzdem mit der LGBTIQ+-Community solidarisieren. Das waren Privatpersonen, aber auch Vereine, Organisationen und Institutionen. So gesehen ist ein CSD, vor allem hier im ländlichen Raum, auch ein Fest der Zivilgesellschaft, der lebendigen Demokratie und einer progressiven Gesellschaft.

Warum ist zivilgesellschaftliches Engagement gerade jetzt so wichtig?
Mittlerweile ist in ganz Deutschland eine Entwicklung zu verzeichnen, die in unserer Region und einigen anderen Teilen Sachsens leider schon seit Jahren sichtbar ist: Eine zunehmende Zustimmung zu demagogischen und radikalen Positionen und den Parteien, die mittels Hass und Hetze radikales Gedankengut säen. Und das zeigt nicht nur in steigenden Wahlergebnissen Wirkung – der ‚Diskurs‘ wird enthemmter, extreme Parolen lauter, Gewalttaten häufiger. Das Erstarken von rechten Kräften bedeutet für queere Personen wie für andere Minderheiten vor allem Angst – Angst, sich verstecken zu müssen, Angst vor dem Verlust der eigenen Sicherheit, Angst, all das zu verlieren, wofür queere Menschen jahrzehntelang gekämpft haben. Wenn wir das nicht zulassen wollen, dann müssen wir dem jetzt begegnen – entschieden und miteinander.

Ihr seid für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Braucht Sachsen mehr Demokratie?
Sachsen braucht gerade jetzt Demokrat*innen, die sich zusammen tun. Menschen, die durch einen klaren Wertekompass miteinander verbunden sind, die Haltung zeigen und ihr Dorf, ihre Stadt und den Freistaat voranbringen. Das funktioniert in kleineren Projekten schon gut, wie die mitnominierten Projekte zeigen. Allerdings brauchen wir unbedingt mehr Rückenwind, wenn wir uns dem organisierten Hass widersetzen wollen. Also ein klarer Appell an alle, denen ihre Heimat und die Zukunft Sachsens nicht egal ist: Engagiert euch, seid dabei, helft mit. Es muss kein Parteiamt oder ein Sitz im Stadtrat sein, eine Mitarbeit im lokalen Bündnis für Demokratie, der Fraueninitiative oder einem Kulturverein ist ein ebenso wichtiges Engagement. Nur mit euch kann es uns gelingen, Sachsen bunt, tolerant und lebenswert zu machen.

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