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Sächsischer Förderpreis 2023 Teilnahme an der Demokratie für alle

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Zeit.Zeichen! ist ein Projekt der Diakonie St. Martin aus Sachsen, dass Menschen mit (Lern-)Behinderungen adressiert und sich unter anderem mit der Geschichte der Diakoniestandorte Martinshofs und Rothenburg zu Zeiten des Nationalsozialismus und der DDR auseinandersetzt. (Quelle: Zeit.Zeichen!)

Aus insgesamt 49 eingegangenen Bewerbungen hat die Jury sechs Initiativen für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Welche der nominierten Initiativen in diesem Jahr den Preis erhält, wird auf der feierlichen Preisverleihung am 9. November im Kleinen Haus des Staatsschauspiel Dresden verkündet.

Mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie werden Projekte, Initiativen und Kommunen ausgezeichnet, die sich für die Stärkung der Demokratie und Menschenrechte in Sachsen engagieren und sich gegen Rassismus, Antisemitismus oder Rechtsextremismus einsetzen.

Bis zur Preisverleihung am 9. November stellen wir auf Belltower.News alle Nominierten im Interview vor. Heute sprechen wir mit dem Projekt „Zeit.Zeichen!“ der Diakonie St. Martin.

„Zeit.Zeichen!“ adressiert Menschen mit (Lern-)Behinderungen und möchte ihre gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten stärken. Es geht um die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Diakoniestandorte Martinshofs und Rothenburg zu Zeiten des Nationalsozialismus und der DDR. Über diese historische Brücke beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Phänomenen, die gegen demokratische Grundwerte der Menschenwürde, der Gleichheit und dem Respekt vor Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder auch Behinderungen verstoßen. Über ihre eigene Rolle in der Gesellschaft als Menschen mit Behinderungen werden Vergleiche zwischen unserer Demokratie und den deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts gezogen.

Belltower.News: Was macht eure Initiative?
Wir sind ein Projekt zur Demokratiebildung für Menschen mit (Lern-)Besonderheiten. Wir haben uns drei Jahre lang damit beschäftigt, wie unsere Demokratie auf den Bundes-, Landes- und Kommunalebenen funktioniert und geschaut, an welchen Stellen welche Entscheidungen getroffen werden. Dann waren wir in den Heimatorten der Projektteilnehmenden in Ostsachsen unterwegs und haben die Köpfe zusammengesteckt, um zu überlegen, was dort verändert werden muss, damit der Ort noch lebenswerter wird. Und vor allem damit Menschen mit (Lern-)Besonderheiten noch besser Demokratie mitgestalten und ein aktiver Teil der Gesellschaft sein können.

Warum und wann wurde das Projekt gegründet?
Demokratie funktioniert nur, wenn sie von vielen verschiedenen Menschen gestaltet wird. Alle Menschen sollen ihre Meinung sagen und sich in Parteien, Vereinen, Initiativen und Räten usw. engagieren können. Demokratie heißt auch, dass alle Menschen gemeinsam Probleme lösen. Doch oft haben wir das Gefühl, dass unsere Meinung nicht zählt. Oder sie nicht gehört wird.

Außerdem gab es in der Vergangenheit Zeiten, in denen sehr schlecht mit Menschen mit (Lern-)Besonderheiten umgegangen wurde und ihre Meinung nicht gezählt hat. Im Nationalsozialismus wurden Menschen mit (Lern-)Besonderheiten umgebracht, in der DDR an den gesellschaftlichen Rand gedrängt. Wir möchten daran erinnern und dafür sorgen, dass sich so etwas nie wiederholt. Deswegen haben wir gemeinsam Möglichkeiten erarbeiten, um unsere Demokratie mitzugestalten. Die Projektidee entstand 2020 und wird seit Januar 2021 über das Programm Weltoffenes Sachsen gefördert.

Wen wollt ihr ansprechen und wer macht mit?
Wir sprechen zum einen Menschen mit (Lern-)Besonderheiten an, die sich mit Demokratie beschäftigen und sich einbringen wollen. Diese Zielgruppe und ihre Assistent*innen sind mit 26 Menschen die konstante Teilnehmergruppe der Projektes.

Weiterhin lebt das Projekt von Multiplikatoren und Unterstützer*innen. Das sind zum Beispiel Mitarbeiter*innen aus Einrichtungen, Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, Bürgermeister*innen und andere Interessierte.

Warum ist zivilgesellschaftliches Engagement gerade jetzt so wichtig?
Ein Politiker hat die schulische Inklusion, ein Menschenrecht und grundlegende UNO-Konvention, von Deutschland 2009 ratifiziert, als Ideologieprojekt, von dem das deutsche Bildungssystem befreit werden müsste bezeichnet. Vielmehr Menschen müssen ihre Stimme dagegen erheben.

Oft führt heute die Kritik an der aktuellen Politik zu Polarisierungen in der Gesellschaft. Es ist aber nicht nur Kritik, sondern es sind neue Ideen und ein Miteinander notwendig, damit wir auch weiterhin in einer vielfältigen Gesellschaft wertschätzend zusammenleben können und die Meinung aller gleich wertvoll ist. Hierzu müssen sich auch Menschen mit (Lern-)Besonderheiten mehr als bisher einbringen.

Ihr seid für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert. Braucht Sachsen mehr Demokratie?
Sachsen braucht einen Blick dafür, dass Demokratie von vielen verschiedenen Menschen gemacht werden muss. Dass es keine Gruppen geben darf, denen man ihre Mündigkeit und damit ihr Mitgestaltungsrecht abspricht. Aber was unsere Gesellschaft vor allem braucht ist mehr Engagement und auch hier sind Menschen mit (Lern-)Besonderheiten mehr als bisher gefragt, mitzugestalten.

Und wir brauchen mehr Wertschätzung gegenüber unserer Demokratie, gegenüber dem, was seit 1989 erreicht wurde und gegenüber den Perspektiven, die uns unsere Demokratie in Sachsen ermöglicht.

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