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Von Adolf Hitzler bis Geert Wilders Baden-württembergische Verlage mit Rechtsdrall

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Veröffentlichungen des Grabert-Verlags (Quelle: Lucius Teidelbaum)

Viele der ersten Adressen für den Bezug rechtspopulistischer und rechtsextremer Literatur scheinen ihre Heimat in Baden-Württemberg gefunden zu haben. Einer der größten baden-württembergischen Verlage ist die Pabel-Moewig-Verlag GmbH mit Sitz in Rastatt. Hier werden neben Rätselheften oder der „Astro-Woche“ die wöchentlich erscheinenden „Landser“-Hefte veröffentlicht. Diese werden oftmals als Synonym für kriegsverherrlichende Groschenromane im Allgemeinen herangezogen, beinhalten aber kein ausformuliertes rechtsextremes Gedankengut. Nichtsdestotrotz liest man sie vor allem in rechtsextremen Kreisen – eine Szene, die sich gern mit der Verklärung der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg beschäftigt.

Darüber hinaus veröffentlicht der Pabel-Moewig-Verlag die „Ritterkreuzträger“ als Unterreihe des „Landsers“. In dieser werden „Würdenträger mit Vorbildcharakter in Militär und Gesellschaft“ vorgestellt, die mit dem Ritterkreuz, einer Stufe des Eisernen Kreuzes, versehen wurden. Gestiftet wurde selbiges von Adolf Hitler. Es wurde ausschließlich zwischen 1939 und 1945 vergeben.

Der Kopp Verlag: Tünche für die Verlagsinhalte

Ein weiterer Literaturlieferant des Rechtsaußen-Spektrums ist der Kopp-Verlag (Sitz: Rottenburg am Neckar), der die Themenfelder Esoterik und Ernährung genauso gut abdeckt, wie er Lesefutter für anti-islamische, rechtspopulistische und revisionistische Konsumenten liefert. Ein Buch zum Unfall Jörg Haiders, welches im Kopp-Verlag erscheint, verbindet beispielhaft rechten Personenkult und das Ausführen wilder wie wirrer Verschwörungstheorien. Es sei hinzugefügt, dass es prinzipielles Ziel des Kopp Verlags ist, „auf unterdrückte Informationen, Entdeckungen und Erfindungen hinzuweisen“.

Mit der kostenlosen Veröffentlichung der Kopp-Nachrichten auf der eigenen Webseite (u.a. von Eva Herman moderiert) versuchte sich der Verlag dafür eine umfassende Öffentlichkeit aufzubauen. Im Dezember 2011 wurde die Produktion der täglichen Sendung jedoch eingestellt. Dem Verlag ist es über Anzeigen, bspw. in der ADAC-Motorwelt, immer noch möglich ein sehr breites Publikum anzusprechen. Die weite Angebotsspanne hilft dabei sicherlich, da so rechtsextreme Inhalte durch prinzipiell unpolitische Inhalte übertüncht werden können. Der Kopp-Verlag und Versandhandel zählt nach eigener Aussage mit rund 10.000 verschickten Büchern am Tag zu den größten seiner Art in Baden-Württemberg.

Der Grabert-Verlag: Klarstellung der historischen Wahrheit der Zeitgeschichte

Weniger zurückhaltend in der Zusammenstellung seines Angebots verhält sich der „Grabert-Verlag“, dessen Sitz ebenso wie der des Tochterverlags „Hohenrain“ mit Tübingen ausgegeben. Ursprünglich wurde dieser 1953 von Dr. Herbert Grabert als „Verlag der deutschen Hochschullehrer-Zeitung“ gegründet, der sich für die Rehabilitierung von Dozenten mit NSDAP-Vergangenheit einsetzte. Graberts Motivation diesbezüglich ist in seiner eigenen Biografie zu suchen: Ihm wurde aufgrund seiner NS-Vergangenheit die Dozentur entzogen.

Der erste große „Buchhit“ des Grabert-Verlags war David L. Hoggans „Der erzwungene Krieg. Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs“. Mit diesem Band versucht Hoggan, Hitler als Verursacher des Zweiten Weltkrieges zu entlasten, indem er den USA und Großbritannien die Kriegsschuld zuweist. In Fachkreisen gelten Hoggans Thesen – wenig überraschend – als unhaltbar. Er wird darüber hinaus dem rechtsextremen Geschichtsrevisionismus zugeordnet. Bis zu seinem Lebensende veröffentlichte Hoggan ähnlich gelagerte Folgetitel im Grabert-Verlag.

Wigbert Grabert übernahm 1978 die Verlagsgeschäfte von seinem Vater. Aus seinen rechtsextremen Auffassungen macht(e) er im Laufe der Zeit dabei wenig Hehl. Grabert ist Mitglied im mehr als umstrittenen Wikito-Bund, in dem sich NSDAP-Funktionäre und Holocaust-Leugner sammel(te)n, und wurde der Volksverhetzung in zwei Fällen schuldig gesprochen. Für seine besondere Leistung bezüglich der Klarstellung der „historische[n] Wahrheit in der Zeitgeschichte“ erhielt er 2003, wie Hoggan 29 Jahre zuvor, die „Ulrich von Hutten-Medaille“ der Gesellschaft für Freie Publizistik (GfP). Die GfP gilt laut dem Verfassungsschutzbericht des Bundes 2011 „mit mehr als 500 Mitgliedern [als] größte rechtsextremistische Kulturvereinigung“ und ist damit das bedeutendste Netzwerk rechtsextremer Verleger und Publizisten.

Derzeit scheint Wigbert Grabert im Begriff zu sein, die familieneigenen Verlagsgeschäfte an seinen Sohn Bernhard Grabert zu übergeben. Er wurde als zweiter Geschäftsführer des Hohenrain-Verlags eingesetzt. Geschichtsrevisionismus- und Relativierung stehen immer noch ganz weit oben auf der Agenda der Verlagsgruppe: Unter Neuerscheinungen kann man das Buch „Tschechen als Kriegstreiber: Kramasch, Masaryk, Benesch – Zerstörer Europas“ erwerben.

Dazu erscheint die Reihe „Der große Wendig“ im Verlag. Deren Ansinnen ist es, ein „alternatives“ Bild der Geschichtsdeutung zu zeichnen, welches darüber hinausgeht. In der Beschreibung der einzelnen Bände soll der Leser wie folgt angesprochen werden: „Der Sieger schreibt die Geschichte! – Diese alte Weisheit galt auch für Deutschland nach der Kapitulation der Wehrmacht und der vollkommenen Besetzung des Reiches ab Mai 1945. Eine gegen grundlegende Rechtsgrundsätze verstoßende Rachejustiz schrieb mit gefälschten ‚Schlüsseldokumenten‘ die Geschichte um, und die Sieger konnten über die von ihnen lizenzierten Medien ihre Kriegspropaganda und die Umerziehung der Deutschen fortführen.“ Ein neuer Band soll wohl im September erscheinen.

Laut Landesverfassungsschutz Baden-Württemberg wurden bereits mehrfach Bücher aus den Programmen des Grabert Verlags wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener eingezogen und/oder von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert.

Der HJB-Verlag:  Adolf Hitzler als Rechtspopulist

Am vergangenen Samstag wurde zum zweiten Mal der Hiltrud-Schröter-Freiheitspreis verliehen. Die Bürgerbewegung Pax Europa (BPE), deren Hauptsitz sich im baden-württembergischen Gemmingen, rief diesen 2011 ins Leben. Selbstgestecktes Ziel des BPE ist es, über die angebliche schleichende Islamisierung Europas aufzuklären. So verwundert es nicht, dass nach dem Gründer der islamfeindlichen Website PI(Politically Incorrect)-News Stefan Herre diesmal der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders bedacht wurde.

Eigentlich war geplant, die Veranstaltung auch als Vorstellungsbühne von Geert Wilders neuestem Buch zu nutzen. Dieses sollte unter dem Titel „Zum Abschuss freigegeben – Die Wahrheit über den Krieg des radikalen Islamismus gegen den Westen“ im HJB-Verlag veröffentlicht werden. Die Zusammenarbeit zerschlug sich letztendlich aber, da Verlag und Autor sich nicht auf eine „nach deutschem Recht vertretbare deutsche Ausgabe“ einigen konnten. Dies teilte Hansjoachim Bernt, der Geschäftsführer des HJB-Verlags mit und distanzierte sich zudem „ausdrücklich von einer nun möglicherweise in einem anderen Verlag erscheinenden deutschen Version“.  Nichtsdestotrotz führt sein Verlag ein Buch mit dem Titel „Von einem der auszog Geert Wilders zu veröffentlichen“ in der Vorschau. Autor ist Bernt selbst. Ob er den Titel noch anpassen oder das Buch überhaupt wie geplant im Mai veröffentlichen wird, ist unklar.

Unklar ist auch, was schließlich zu der Entscheidung „für“ das deutsche Recht führte. Fest steht: Es ist nicht das erste Mal, dass Inhalte des HJB-Verlags als bedenklich gewertet werden. Auf der Indizierungs-Liste der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BpjM) stehen im April 2009 in der Kategorie Bücher gleich drei Bände aus der „Stahlfront“-Reihe. Diese erschien im Unitall Verlag, einem von Bernt geführten Ableger des HJB-Verlags, welcher seinen Hauptsitz in der Schweiz hat. Bernt selbst wollte diese Bücher auch nach der Indizierung nicht als rechtsextrem werten: „Weil die herrschende Klasse bestimme, was rechts sei und was nicht“.

Über den Versand des HJB-Verlags ist die Stahlfront-Reihe nichts mehr zu beziehen. Allerdings erschien 2011 „Captain Enfick, Temponaut in: Die STAHLFRONT-Akten“ im Rahmen der Edition „Verbotene Zone“. Dessen Protagonist reist mit Hilfe eines Gürtels ins Jahr 1934 zurück, in dem er den „Erfinder der Autobahn“ Adolf Hitzler trifft. Dieser wird in dem Band als Rechtspopulist bezeichnet.

Neben der Veröffentlichung solch obskurer Dritter-Reich-Literatur hat der Geschäftsführer von HJB- und Unitallverlag auch keine persönlichen Bedenken, Personen eine Plattform zu geben, die die bestehende, demokratische Ordnung abschaffen wollen. So erwog er 2009 die Veröffentlichung der Autobiografie Thomas Brehls, die er kurzfristig wegen rechtlicher Bedenken zurückzog. Brehl war ein Weggefährte Michael Kühnens, Anhänger und führender Akteur militanter, nationaler Wehrsportgruppen und bis zuletzt engagierter Neonazi.

Das Planen rechtspopulistischer und –extremistischer Veröffentlichungen und deren kurzfristige Absage gilt im HJB-Verlag offensichtlich als Methode. Konsumenten am rechten Rand werden so sicherlich hellhörig und auf das Gesamtangebot des Verlags aufmerksam gemacht. Als Rechtfertigung für das Zurückziehen extremistischer Inhalte in der Szene wird daraufhin die „Hetze und Verfolgung“ staatlicher wie zivilgesellschaftlicher Akteure angeführt, welche diese nicht hinnehmen wollen.

Revisionismus und Ressentiments als beliebte Klaviaturen

Ausrichtung und Angebot der einzelnen beleuchteten Verlage lassen erkennen, dass diese sich selten so offen rechtsextrem zeigen wie der Grabert- und Hohenrainverlag sowie dessen Geschäftsführer es tun. Vielmehr wird im Triebwasser fiktionaler und esoterischer Literatur ein Angebot revisionistischer (Zeit-) Geschichtsdeutung unterbreitet, welches Personen an rechtsextreme Ideologie heranführt bzw. jene in ihren Ansichten festigt, die ein solches Weltbild bereits verfolgen. Sicher scheint, dass die Verleger vor allem ökonomischen Interessen folgen. Offensichtlich lohnt es sich für diese (auch), die revisionistische, rechtsextreme und derzeit vor allem anti-muslimische Klaviatur zu spielen: Der Kopp Verlag musste vor kurzem eine 5.000 Quadratmeter große Halle bauen, um der Nachfrage seiner Produkte gerecht werden zu können.

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