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Worch, Christian

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An Selbstbewusstsein fehlt es Worch nicht. Bei Aufmärschen stellt er sich gern den Journalisten, antwortet geduldig auf Fragen wirft sich in Pose für die Kameras. Sein Bild, seine Kontaktdaten stehen auf einer eigenen Homepage. „Warum ich ein Nazi bin“ erklärte der führende Hamburger Neonazi vor Jahren ausführlich dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Jahrelang galt der gelernte Notariatsgehilfe als einer der unbestrittenen Anführer der militanteren Neonazi-Szene. Inzwischen hat er sich bei vielen ? sowohl in der NPD, als auch bei den „Kameradschaften“ ? unbeliebt gemacht, aber sein Einfluss ist noch immer enorm.

Sein Ansehen in der extremen Rechten ist auch seinen juristischen Erfolgen geschuldet. Durch zahlreiche Prozesse bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht gelang es ihm immer wieder, im ganzen Bundesgebiet Demonstrationen zu veranstalten. Dadurch hat er den Aktionsspielraum der gesamten Szene ausgeweitet. „Worch spielt die Rolle des Bewegungsunternehmers“ sagt Rainer Erb vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin: „Worch gilt als elitär, verlässlich, kameradschaftlich ? und als eitler Selbstdarsteller“.

Seit den 1970er Jahren bewegt sich Worch, der durch die Erbschaft einiger Immobilen wirtschaftlich unabhängig ist, am äußerten rechten Rand. 1977 schloss er sich der 1983 verbotenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS) an. Bis heute ist ANS-Gründer Michael Kühnen sein Vorbild. „Wir haben schon einmal bewiesen im Jahr 1933, wie man eine Revolution durchführt. Eine Revolution heißt das Herz eines Volkes zu gewinnen“, erklärte Kühnen, doch bevor man beliebt werden könne, müsste man erst bekannt sein. 1978 zog Worch mit Kühnen und weiteren Mitstreitern durch Hamburg, schwarz uniformiert, mit Eselsmasken und Schildern: „Ich Esel glaub noch, dass in deutschen KZ’s Juden vergast wurden“. 1980 verurteile das Landgericht ihn zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren Haft wegen Volksverhetzung und Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda. Die Richter attestierten ihm: „Aufgrund seiner Intelligenz und Beredsamkeit stellt er eine Gefahr insbesondere für junge Menschen dar“.

Nach dem ANS-Verbot bauten Kühnen und Worch ab 1983 das konspirative Netzwerk der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) auf und gründeten deren legalen Arm, die „Nationale Liste“ (NL). Später veröffentlichen sie in einer Ausgabe ihrer Zeitung Index erstmals Namen und Adresse von politischen Gegnern unter dem Kampfbegriff „Anti-Antifa“.

Nach Kühnens Tod 1991 entwickelte sich Worch zum „angesehensten Führer“. 1996 musste er wegen Verstoßes gegen das ANS-Verbot für zwei Jahre in Haft. Noch vor Haftantritt schob er die Gründung von Freien Kameradschaften mit an, mit deren losem Netzwerk sich die Neonazi-Szene nach dem Verbot zahlreicher ihrer Organisationen gegen staatliche Verfolgung wappnen wollte.

Worch pflegt ein kritisches (Konkurrenz-)Verhältnis zur NPD, anders als sein einst enger Mitstreiter, der inzwischen im Bundesvorstand der Partei sitzt.

Worch ist unverheiratet.

Zum Thema

| Das Hamburger „Aktionsbüro Norddeutschland“

Weblinks

| Warum ich ein Nazi bin. Das Spiegel-Porträt über Christian Worch

Literatur

| Der Buchbeitrag „Protestorganisation und Eventmanager – Der Typus des rechtsextremen Bewegungsunternehmers“ von Rainer Erb. In: Moderner Rechtsextremismus in Deutschland Von Andreas Klärner/Michael Kohlstruck (Hg.) (Hamburg, 2006)

| Der Buchbeitrag „Wir marschieren bis zum Sieg“ von Andreas Speit. In: Braune Kameradschaften. Die militanten Neonazis im Schatten der NPD Von Andreas Röpke/Ders. (Hrsg.) (Berlin, 2005)

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Die Karriere des „SS-Siggi“

„SS-Siggi“ aus Dortmund ist bundesweit wohl der bekannteste Neonazi aus der Hooligan- und Kameradschaftsszene. Die Presse berichtet viel und gerne über ihn, schließlich ist er vom Auftreten, Aussehen und Namen her so etwas wie das fleischgewordene Stereotyp des stumpfen Nazischlägers. Ihn darauf zu reduzieren, wäre aber ein Fehler. Der politische Werdegang des Siegfried Borchardt zeugt von seinem Gespür für Dynamiken in der neonazistischen Bewegung und von seiner wichtigen Rolle bei der Vernetzung unterschiedlicher rechtsextremer Strömungen. Nun schaffte Borchardt als Kandidat der Nazi-Partei „Die Rechte“ den Einzug ins Dortmunder Rathaus.

Von Joschka Fröschner

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