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Kippa Colonia „Wir sind eine solidarische Gesellschaft“

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Mehrere Redner, so auch David Gilberg von der Kölner Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), riefen erneut zur Solidarität auf: „Wer Juden angreift greift uns alle an!“ Rechtsextreme Gruppen wie die auch in Köln agierenden Identitären hätten „schon lange den Boden des Grundgesetzes“ verlassen. Der Autor Gerd Buurmann betonte: „In allen Parteien gibt es Antisemitismus.“ Dieser sei kein Alleinstellungsmerkmal einer politischen Richtung. Mit dieser zweiten Kölner Kippa-Aktion wolle man neue Akzente setzen: Möglichst viele sollten Selfies mit der Kippa vor dem Dom machen und diese in den sozialen Netzwerken verbreiten. Und Losungen auf den vorbereiteten Papiertafeln formulierten: „86 Veedel, kein Platz für Antisemitismus“ stand dort, zwei Frauen mahnten: „Niemals vergessen!!!“

Bürgermeister Hans-Werner Bartsch (CDU) verwies auf die hohe Zahl – „324 Fälle“ – von antisemitischen Delikten in NRW: „Das macht uns Sorgen“. Regina Kaiser (Grüne): Kippa Colonia solle allen Juden ein Zeichen geben, dass man Angriffe auf Juden niemals zulassen werde. Der neue SPD-Fraktionschef Christian Joisten lobte die städtische Resolution gegen Antisemitismus. Dies könnte jedoch verwundern: Im Gegensatz zu München und Frankfurt wurde die Benennung von BDS-Aktionen als Antisemitismus bewusst aus der Resolution gestrichen, trotz deutlicher Gegenentwürfe von Stadtratsmitgliedern Lisa Gerlach („Bunt“), Thor Zimmermann („Gut“) und einer couragierten persönlichen Stellungnahme des Grünen Ralf Unna. Und in der Diktion von veritablen „Israelkritikern“ steht in der Resolution gegen Antisemitismus sogar: „Von dieser antisemitischen Haltung ist das demokratische Recht, politische Kritik an der jeweiligen israelischen Regierung zu üben, zu unterscheiden.“

Auch das Bürgerzentrum Alte Feuerwache mit seiner seit Jahren betriebenen einseitigen Unterstützungen von gewaltaffinen palästinensischen Gruppierungen wie der DFLP wird in der Stadtrats-Resolution nicht kritisiert.

Ulrich Soénius von der IHK erinnerte an den jüdischen Geschäftsmann Richard Stern: Dieser, selbst Mitglied des „Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten“, hatte am 1.4.1933 trotz des Verbots („Judenboykott“) sein Geschäft geöffnet. Zuvor hatte er ein eigenes Flugblatt in Köln verbreitet, in dem er gegen den Boykott protestierte. 1939 emigrierte er, 1945 kam Stern als amerikanischer Soldat kurzzeitig nach Köln zurück. Solche Menschen seien ein Vorbild. „Wir sind eine solidarische Gesellschaft“, betonte Soénius unter Beifall.

Optisch fielen diesmal zahlreiche Transparente auf: Eine Israelfahnen, eine Peace Fahne und drei großformatige Transparente: „Gegen jeden Antisemitismus“, „Köln gegen Rechts“ und ein großformatiges „Nie Wieder. Konsequent gegen jeden Antisemitismus & Deutsche Opfermythen.“

Letzteres stammte vom soeben neu gegründeten linken Kölner Bündniss RABA: Rheinisches antifaschistisches Bündnis gegen Antisemitismus, gleich 40 Mitglieder waren gekommen: „Wir bekämpfen Faschismus, Nationalismus und religiösen Fundamentalismus. Wir richten uns dabei gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus“, heißt es auf ihrer neuen Facebook-Seite. Klaus Fischer (60) von „Kein Veedel gegen Rassismus“ ergänzt: „Wir werden nicht zulassen, dass Menschen mit Kippa in Köln angegriffen werden.“

 

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