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Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus „Gern geschehen“ – die KIgA wird 15

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Diskutierten über die Arbeit der KIgA zu muslimischem Antisemitismus: Namé Ayaz Gür, Lorenz Korgel, Aycan Demirel und Seda Colak. (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

„Wir hatten nicht viele Freunde!“ – Aycan Demirel erinnert sich an die Anfangstage der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA), die er vor 15 Jahren mitgründete. Diese Woche feiert die Initiative ihr Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen. Von Beginn an zielte die KIgA mit ihrer Arbeit zentral auch auf die migrantischen und muslimischen Communitys, aus denen heraus sie gegründet wurde. Über diesen Aspekt ihrer Arbeit berichten Demirel und zwei Mitarbeiterinnen der Initiative in einer Gesprächsrunde in den Räumlichkeiten der KIgA mitten auf der Kreuzberger Oranienstraße. Für die Moderation des Gesprächs konnte Lorenz Korgel gewonnen werden, der frisch eingesetzte kommissarische Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin.

Antisemitismusprävention habe sich damals weitgehend in Gedenkstättenfahrten und politischen Absichtserklärungen erschöpft, erzählt Demirel – die migrantische Initiative habe dagegen beim Bezirk um Empfehlungsschreiben betteln müssen. Medien hätten sich oft nur an die Initiative gewandt, um skandalträchtige O-Töne aus den muslimisch-migrantischen Communitys geliefert zu bekommen, die dann zu reißerischen Schlagzeilen über muslimischen Antisemitismus aufgebauscht wurden.

Dabei gehe es der KIgA in ihrer Arbeit doch auch darum, auf positive Beispiele von gesellschaftlichem Engagement in der Community hinzuweisen. In der Arbeit gegen Antisemitismus gelte es, eine „rassismuskritische Perspektive auf Antisemitismusprävention“ einzunehmen und Versuchen entgegenzutreten, Antisemitismus nicht als gesamtgesellschaftliche Problemstellung zu begreifen, sondern als allein muslimisches Problem abzutun. Antimuslimischen Rassismus und Antisemitismus gleichermaßen in den Blick nehmen? „Das funktioniert!“, so Demirel.

Wie genau „das funktioniert“, berichteten dann die beiden Mitarbeiterinnen der Initiative. Namé Ayaz Gür vom Bielefelder Ableger der KIgA etwa findet in ihrer Arbeit mit religiösen muslimischen Frauen und Jugendlichen einen Zugang über Empathie, die Erinnerungen an die Schoah auslösen. Seda Colak, die für die KIgA als Peer Educaterin mit muslimischen Jugendlichen arbeitet, betonte, dass in ihrer Arbeit ein Bezug auf sehr viel aktuellere Formen des Antisemitismus den Jugendlichen einen Zugang zum Thema ermöglicht. Gerade wenn antisemitischer Hass mit eigenen Diskriminierungserfahrungen zusammengebracht werde, gelänge es am besten, den Jugendlichen die Problematik nahe zu bringen.

Dies sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg von einem muslimisch-jüdischen Dialog hin zu einer Allianz der Communitys – die immer notwendiger werde in Angesicht des gesellschaftlichen Rechtsrucks, ergänzte Demirel. Voraussetzung dafür sei der Abbau von Vorurteilen, der am besten gelinge, wenn etwa muslimischen Jugendlichen über persönliche Erfahrungen mit Judentum und Juden und Jüdinnen jüdische Geschichte und Gegenwart näher gebracht werde.

Die Mitarbeiter*innen der KIgA beschlossen die Veranstaltung mit Berichten über ihre persönlichen Erfahrungen als muslimische Aktivist*innen gegen Antisemitismus. Es komme zwar zu Anfeindungen bis hin zu Brüchen in den Familien, sie erführen aber auch viel Unterstützung. Verwundert zeigte sich Seda Colak über den Impuls vieler Mehrheits-Deutscher, sich überschwänglich bei ihr für ihr Engagement zu bedanken – als sei es eigentlich nicht ihre Aufgabe, in ihrem Sinne daran mitzuarbeiten, die deutsche Gesellschaft zu verbessern. „Gern geschehen“, sagt sie dann.

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