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Netzfundstück Ich bin ein Horst. Oder so.

Bei der Recherche zu aktuellen rassistischen Umtrieben in den Sozialen Netzwerken stoßen wir auch auf das eine oder andere Nazi-Profil. Dort gibt es aktuell eine Kampagne in Anlehnung an „Je suis Charlie“ nach dem Attentat auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“: „Ich bin Horst Mahler“. Dumm nur: Sie kam zu früh. Horst Mahler ist noch gar nicht tot.

 
Dieser Typ ist ein Horst. Horst Mahler, um genau zu sein. Alles andere ist ja auch gut zu erkennen: Menschenhasser, Hitlerfan, fanatisch Hetereo und gewalttätig gegen die Antifa. (Quelle: Screenshot)

Nazis haben wenig eigene Ideen. Deshalb müssen sie immer so viele erfolgreiche Kampagnen anderer Herkunft kopieren. Etwa die:

Original                                                                      Nazi-Replik

Oder die:

Original                                                                          Nazi-Replik

Oder die:

Original                                                                      Nazi-Replik

Als im Januar Terroristen in die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ stürmten und elf Menschen erschossen, entstand das Emblem „Je suis Charlie“ als Zeichen der Solidarität gegen den menschenfeindlichen Hass, der zum Massaker führte. 

Der rechtsextremen Szene gefiel die einfache Bildsprache und Aussage von „Je suis Charlie“ offenkundig so gut, dass sie seither immer wieder variiert wird. Am Anfang – klar, wer fühlte sich zeitgleich verfolgt?

Etwas subtiler ging die neurechte Identitäre Bewegung in Frankreich zu gange. Bei ihr hieß es 

Das erfordert schon ein bisschen Hintergrundwissen: Aus der Solidaritätsaktion mit dem Satiremagazin wird hier eine Manifestation der eigenen Islamfeindlichkeit: Man ist nicht mehr „Charlie“, sondern Karl Martell – ein mittelalterlicher fränkischer Feldherr, der in der rechtsextremen Szene besonders für die Schlacht bei Poitiers 732 gefeiert wird, bei der er  muslimische arabische Angreifer in die Flucht schlug und seither zum „Retter des christlichen Abendlandes“ stilisiert wird – übrigens zu Unrecht, denn die Angreifer wollten gar nicht das Frankenreich erobern, sondern einen Plünderungszug als Strafaktion gegen den herrschenden König Eudo abhalten – und den zogen sie trotz der Niederlage von Poitiers durch.

Nun aber gibt es eine neue Variante:

Das ist als „Solidaritätkampagne“ mit dem rechtsextremen Anwalt und Holocaustleugner Horst Mahler gemeint, der in Brandenburg im ?? Gefägnis aktuell eine zehnjährige Haftstrafe absaß. Nun war der 79-Jährige im Gefängnis schwer erkrankt, sogar ein Bein musste ihm amputiert werden. Und seine feinen Kameraden wähnten ihn offenbar schon so sehr dem Ende nah, dass sie ihn schon mal als „Opfer“ staatlicher Gewalt stilisierten und dieses Emblem erstellten.

Unter anderem verbreitete so die „AG Nordheide“ das Logo mit dem Hashtag #Solidarität

Doch Horst Mahler erwies sich als zäher als vermutet: Er befindet sich laut aktuellen Presseberichten auf dem Weg der gesundheitlichen Besserung. Ob jetzt alle „Kameraden“ so lange Horst Mahler bleiben, bis es mit ihm vorbei ist?

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