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Popkultur Rechts Alte Inhalte neu verpackt

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Screenshot (Quelle: YouTube/ngn)

Jeder junge Mensch suche nach Identität, wolle anders sein, resümiert der Experte der  MEGA (Mobile Einsatzgruppe gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit) in Brandenburg bei einem Fachvortrag Ende August. Wegen seiner Arbeit möchte er anonym bleiben. Seine Schwerpunkte sind Internet und Musik – beides wird von der rechten Szene gern genutzt, um Jugendliche zu erreichen. Besonders die Identitären scheinen dieses Prinzip „perfektioniert“ zu haben. „70% der 15-21 Jährigen, die zufällig auf die Seite der Identitären kommen, klicken gefällt mir“, so der Experte. Die Gruppe stuft sich selbst als „Bewegung“ der nächsten Generation ein, nutzt Slogans, wie „Wir sind anders. Wir sind neu. Wir sind Identitär“. Bis zu vier Millionen „Gefällt-mir-Angaben“ haben die Videos der Bewegung und nutzen dabei gern abgeänderte und eher links angesiedelte Codes. So springen die Mitglieder in Videos mit Fischaugeneffekt zu harter Techno-Musik mit weißen Masken umher und halten dabei Sprüche wie „Multikulti wegbassen“ oder „Pro Border“ in den Händen. Dass es sich bei diesen Aufnahmen um ein Sammelbecken für Rädelsführer der rechten Szene handelt, die sich unter dem Deckmäntelchen von Harlem Shake Videos präsentieren, ist nicht immer sofort deutlich.

Perfektes Corporate Design und moderne Aufmachung für Nazi-Inhalte

„So etwas verkauft sich! Das ist eine Marke“, meint der Fachmann und weist darauf hin, wie veraltet im Gegensatz zu diesen Internet-Phänomenen doch die Netzpräsenz der NPD ist. Neue rechte Bewegungen nutzen in ihrem Erscheinungsbild den „Zahn der Zeit“, eine Bildsprache, die an die von Anonymous erinnert. Sie sind mitten in der Popkultur des Internets angekommen, präsentieren sich als fertige Marken. Nach den Unsterblichen mit ihren Fackelzügen und noch recht eindeutigen Äußerungen zum Thema Volkstod, nutzen neue Zusammenschlüsse wie die Zukunftsstimmen das Krümelmonster. „Denkt nach was ihr fresst“, wird da gefordert, bevor ein Flashmob in einer McDonalds Filiale abgehalten wird, um den „Kampf gegen die Konsumgesellschaft“ auszurufen. Die Zukunftsstimmen setzen an einem anderen Punkt als die Identitären an. Sie wollen ein Publikum erreichen, das weiß wer es ist, aber sich fragt, wie es die eigene Zukunft gestalten soll – eine Art zweite Generation innerhalb dieser Form von rechten Aktionen. Ihre Macherinnen und Macher nutzen „Blogging“, um junge Leute zu erreichen – das Klischee vom altertümlichen Festzelt mit Bier ist Vergangenheit. Heute werden sogenannte LAN-Partys (Local Area Network, LAN) abgehalten, in denen Spiele mit rechtem Gedankengut angeboten werden.

Zurück zum Krümelmonster. „Lieber Kekse statt Demokraten“ nennt sich dieses kurze Video. Die Figur aus der Kinderserie Sesamstraße schließt hier ein CDU-Büro mit Absperrband, weil es das demokratische System für überholt empfindet. Auch PRISM wird zum Anlass genommen sich ins Zeitgeschehen einzumischen. Unter dem Motto „Yes We Scan!“, rufen die Zukunftsstimmen zum Widerstand gegen den Überwachungsstaat auf:

„Auch bundesdeutsche Demokraten blasen mittlerweile in dasselbe Überwachungshorn wie ihre Überwachungsfanatiker hinterm großen Teich (…) Zukunftsstimmen wollen nicht freiwillig in so einer Welt aus Glas leben, in der man jeden unserer Schritte on- wie offline überwacht und aufzeichnet.“

Wirklich gefährlich oder kurzweiliges Internetphänomen?

Der rebellische Charakter dieser Gruppen mit seinen professionell gemachten Internetauftritten ist innerhalb des World-Wide-Web auf einen gewissen Nährboden gestoßen, nicht zuletzt jedoch, weil die wahren politischen Inhalte erst bei intensiverer Auseinandersetzung wirklich deutlich werden. Insgesamt sind die rechten Inhalte von Einzelpersonen angenommen worden, die aber auch vorher schon in der Szene angesiedelt waren. „Wenn du zu einem Treffen von den Identitären gehst, ist da kaum jemand“, berichtet der Experte der MEGA aus eigener Erfahrung im Einsatz. Scheint, als ob die Gruppen genau dort zu verorten sind, wo sie auch aus dem Boden sprießen: im Internet – und das ist ja bekanntlich gnadenlos, wenn es um kurzlebige Trends geht.

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