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„Schöner“ Dank AfD Brandenburg veranstaltet Rechtsrock-Konzert mit Sacha Korn

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So feiert die AfD: Sacha Korn-Drummer Guido Schade (in NDH-Weste) mit Gästen im Lokal "Mittelpunkt der Erde" in Hönow. (Quelle: Kim Winkler)

Die AfD betont ungern die Gemeinsamkeiten, die sie mit der explizit rechtsextremen NPD hat. Eine aber hat sie am am Samstag, den 06.11.2021, selbst herausgestellt: Es geht um den Musikgeschmack. Eine “Dankesfeier” der Brandenburger AfD in Hönow bei Berlin hat sich als Rechtsrock-Konzert herausgestellt. Fast die gesamte Führungsriege des Landesverbandes schwelgte gemeinsam zur “Neuen Deutschen Härte” von Sacha Korn. Dessen Musik hatte einst die NPD auf Schulhöfen als CDs verteilt und auch für einen Wahlkampf-Spot genutzt. Der völkische Konzertabend in Hönow macht deutlich, in welche Richtung sich der selbst für AfD-Verhältnisse weit rechtsaußen stehende Landesverband entwickelt: Die Brandenburger AfD wählt am 20. und 21. November einen neuen Landesvorstand.

Zum Konzert in Hönow ist fast die gesamte Führungsriege des AfD-Landesverbandes erschienen: Landtagsabgeordnete wie der Klimaschutz-Gegner Lars Günther (vgl. rbb) oder die Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré und René Springer. Die beiden letztgenannten sind Anwärter auf die Nachfolge von Ex-Landeschef Andreas Kalbitz. Genauso wie die stellvertretende Landesvorsitzende Birgit Bessin, die gemeinsam mit ihrem Amtskollegen Daniel Freiherr von Lützow zu der Dankesfeier eingeladen hatte. Bessin zählt zu den Favoriten auf die Nachfolge des extrem rechten Ex-Landesvositzenden Kalbitz, der vor anderthalb Jahren unter zähem Ringen aus der Partei geworfen worden war.

„Stimmung“ im „Mittelpunkt der Erde“ mit blauen Luftballons: Lars Günther (rechts) mit Parteifreund:innen.

Birgit Bessin steht ihrem Vorgänger in wenig nach: Sie gehörte zu den ersten Unterzeichner*innen der Erfurter Resolution, dem Gründungsdokument des inzwischen formell aufgelösten “Flügels” der AfD. Außerdem ist sie bei der rechtsextremen Gruppe “Zukunft Heimat” aktiv, die seit 2015 in Brandenburg gegen Flüchtlinge hetzt. Dort arbeitet sie mit Akteur:innen von “Ein Prozent” zusammen; der Verein ist eng verflochten mit der „Identitären Bewegung“ und Götz Kubitscheks “Institut für Staatspolitik”.  Auch pflegte sie offenbar Kontakt zu dem Berliner Neonazi Tilo P. (vgl. Tagesspiegel): Das ehemalige Vorstandsmitglied der AfD in Neukölln ist einer der Hauptverdächtigen für die Brandanschlagsserie in dem Berliner Stadtteil. Auch die Pandemieleugner:innen von „Querdenken“ sind für sie ein besuchenswertes Umfeld (vgl. Belltower.News).

Mit dem “patriotischen” Liedgut von Sacha Korn dürfte die designierte Kalbitz-Nachfolgerin vermutlich keine Problem haben: Korn singt mit Pathos über preußische Tugenden und das vermeintliche Leid der Volksdeutschen. Seit 2020 meint er auch die wahren, altbekannten Schuldigen für das Unglück erkannt zu haben: “Börsen, Brüssel, Banken lenken unseren Schritt”, singt er in einem seiner aktuellen Lieder. Die Songs des etwa 45-jährigen Brandenburgers bieten den passenden martialischen Soundtrack zu rechter Widerstandsrhetorik, die meisten Songtexte deuten Korns Gesinnung jedoch nur an. Deutlicher wird er im direkten Gespräch mit Kameraden, zum Beispiel in einem Interview mit der NPD-nahen Zeitschrift “Hier und Jetzt”, wo er sich rassistisch über Berliner Stadtviertel ausließ und sich freute, dass er sich im weniger “überfremdeten” Polen, wo er zeitweise lebte, endlich wieder „deutsch“ fühlen könne. Die Nähe zur NPD erklärte Korn seinerzeit damit, dass man sich dieselben Fragen stelle: “Fragen über Kriegsschuld, die daher rührende Trennung und wirtschaftliche Widervereinigung eines Teils Deutschlands, über die Migrationsproblematik, Rassismus Deutschen gegenüber oder über die Abschaffung aller Nationalstaaten”, teilte er 2011 in einem Facebook-Posting mit (vgl. Störungsmelder).Zu dieser Zeit pflegten er und seine Bandmitglieder nachweislich Kontakte mit Rechtsextremen, teilweise auch militanten Neonazis (vgl. arpu.blogsport).

Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus haben auch in Hönow ihren Platz: Das Restaurant “Im Mittelpunkt der Erde”, wo die Brandenburger AfD-Granden Korns rechtem Heimatsound lauschten, ist seit Jahren fester Treffpunkt für den völkischen Teil des Landesverbandes: Björn Höcke, Andreas Kalbitz, Götz Kubitschek – das Who is Who der völkischen, sog. „Neuen Rechten“ hat hier in den letzten Jahren schon Reden und Vorträge für die Brandenburger AfD gehalten. Doch so gut besucht wie zu Korns rechtem Liederabend war der “Mittelpunkt der Erde” bislang selten.

Ob man die Dankesfeier mit Rechtsrock-Überraschung als politische Richtungsentscheidung für die Brandenburger AfD werten darf, hätten wir gerne von Birgit Bessin persönlich erfahren. Auf eine Anfrage reagierten weder Sie noch die Pressestelle des Landtagsfraktion.

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