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Volksverhetzung und falsche Atteste „Schwindelarzt“ Bodo Schiffmann angeklagt

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Bodo Schiffmann bei einer Demo in Hamburg, 2020.
Bodo Schiffmann bei einer Demo in Hamburg, 2020. (Quelle: picture alliance / rtn - radio tele nord | rtn, Frank Bründel)

Wie die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung am 12. April veröffentlichte, wird gegen Bodo Schiffmann und seine Frau Anklage vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Heidelberg erhoben. Auf Verdacht der Erteilung unrichtiger Atteste, wurden die Räume seiner „Schwindelambulanz“  im Baden-Württembergischen Sinsheim bereits im Oktober 2020 und Februar 2021 von der Polizei durchsucht. Nach nun fast zweijähriger Ermittlung wird Schiffmann in zehn und seine Frau in 17 ausgewählten Fällen vorgeworfen, „inhaltlich falsche ärztliche Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt zu haben“. Schiffmann wird darüber hinaus Volksverhetzung in zwei Fällen vorgeworfen.

In den Videos, die die Grundlage des Vorwurfs der Volksverhetzung bilden, vergleicht Schiffmann Ärzte, die ihre Patienten gegen das Covid-19 Virus impfen, mit dem KZ-Arzt Josef Mengele, weil sie angeblich Menschen mit ungetesteten Impfstoffen behandeln. Die in der Corona-Verordnung verankerte Quarantäne vergleicht er mit der Inhaftierung in einem Konzentrationslager des Dritten Reichs. Als sei das noch nicht genug, relativiert er den Holocaust weiter, indem er der deutschen Regierung durch die Verhängung der Corona-Maßnahmen einen „zweiten Genozid“ vorwirft. Im selben Kontext ruft er zum Widerstand auf, man müsse „alle, die sich das ausgedacht haben, zur Rechenschaft“ ziehen. 

Schiffmann ist seit Beginn der Corona-Pandemie im Rahmen der Querdenken-Bewegung immer wieder öffentlich aufgefallen. Der „Schwindelarzt“, wie ihn die deutschsprachige Presse gerne nennt, wurde über die letzten Pandemie-Jahre zur „Querdenken“-Ikone, reiste etwa bei seiner „Great Corona Info Tour“ durch ganz Deutschland, um Reden zu halten. Sein Kanal auf Telegram ist von über 160.000 Personen abonniert. Wie auch Belltower.News berichtete, fiel er unter anderem im Rahmen der Flutkatastrophe im Ahrtal negativ auf, weil er in kürzester Zeit 700.000 Euro für die Opfer des Hochwassers sammelte, das Geld jedoch wegen möglichen Spendenbetrugs eingefroren wurde und nicht bei den Flutopfern ankam. Inzwischen hat sich das Ehepaar zwar nach Tansania abgesetzt, doch Schiffmann wird nicht müde weiterhin Lügen und Desinformation zu verbreiten.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, verbreitet der HNO-Arzt gezielt Desinformation und verschwörungsideologische Inhalte. So teilte er beispielsweise Anfang April ein Video mit dem Titel „Die Butscha-Lüge: Der Westen will den Weltkrieg“, in dem die Kriegsverbrechen des russischen Militärs in dem Vorort der Hauptstadt Kyjiw infrage gestellt und als „Ablenkungsmanöver“ der deutschen Corona-Politik diffamiert werden. Nachdem der russische Propaganda-Kanal RT DE im Februar in Deutschland verboten wurde, lief in Schiffmanns Telegramkanal ein Livestream des Senders. „Zum Schutz des Hauptkanals“ wurde die Übertragung jedoch am 4. März beendet, was Schiffman „sehr leid tut“. Wie zuvor die Pandemie, wird der Krieg von ihm in das antisemitische Narrativ der sogenannten „Neuen Weltordnung“ eingebaut und entsprechend als Teil der Weltverschwörung aufgenommen. Bis heute teilt Schiffmann Nachrichten und Bilder, welche die USA als Aggressor des Krieges und Russland als Opfer darstellen.

Zur Veröffentlichung seiner Anklage äußerte sich Schiffmann im Livestream im Rahmen eines Gesprächs mit einem Journalisten des Mannheimer Morgen. Er bestätigte indirekt, dass es sich bei dem in der Anklage genannten Ehepaar um ihn und seine Frau handelt, hat aber angeblich selbst bisher keine schriftliche Information über die Anklage erhalten. „Es kann sein, dass meine Anwälte das bekommen haben […] Für mich wird’s ja dann interessant, wenn es quasi zu einem Verfahren käme.“ Im weiteren Verlauf leugnet er nicht nur die medizinische Evidenz der Wirksamkeit von Masken, sondern verteidigt seine volksverhetzenden Aussagen und betont, dass er sich freue, auf die Vorwürfe gegebenenfalls vor Gericht antworten zu können. Erinnern kann er sich an die volksverhetzenden Aussagen angeblich nicht.

Die Entscheidung darüber, ob eine Hauptverhandlung gegen Bodo Schiffmann und seine Frau eröffnet wird, liegt jetzt bei der Großen Strafkammer des Landgerichts Heidelberg. Die Frage, ob Schiffmann, der sich nach wie vor in Tansania aufhält, zu einem solchen Verfahren tatsächlich erscheinen würde, wurde von seinem Anwalt zwar mit „Ja“ beantwortet, bleibt jedoch abzuwarten. 

 

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