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Widerstandsbewegung

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Antifaschistischer Widerstand: Im engeren Sinn wird als Widerstandsbewegung die aktive Opposition gegen die Gewaltherrschaft und die Kriegspolitik der faschistischen Diktaturen in Europa zwischen 1922 und 1945 bezeichnet, insbesondere gegen den italienischen Faschismus und den deutschen Nationalsozialismus und die mit ihnen kollaborierenden Kräfte. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges entwickelten sich in allen von Deutschland besetzten Gebieten Widerstandsbewegungen gegen die nationalsozialistische Herrschaft (besonders Résistance, Resistenza, ?etnici) aus sehr unterschiedlichen politischen, ideologischen und ethischen Motiven sowie organisatorisch auf unterschiedlichem Niveau; getragen von nahezu allen Bevölkerungsgruppen. ? Nach der Machtübernahme Hitlers (30. 1. 1933) bildete sich in Deutschland eine organisatorisch und politisch äußerst uneinheitliche Widerstandsbewegung heraus. Die Kommunisten versuchten sich als Untergrundbewegung zu organisieren, scheiterten jedoch; vielfach wurde der Kampf vom Exil aus (v. a. Sowjetunion, Frankreich, Mexiko) fortgesetzt. Ansätze zu gemeinsamem Widerstand zeigten sich früh in Kontakten zwischen Sozialdemokraten und Gewerkschaftern aller Richtungen, besonders zwischen W. Leuschner und J. Kaiser (christliche Gewerkschaften).

Aus christlich-humanitären Antrieben richtete sich der Protest vieler engagierter Christen gegen die totalitären Herrschaftsmethoden und Anschauungen (besonders gegen Judenfeindlichkeit und Euthanasieprogramm) des Nationalsozialismus (M. Niemöller u. a.). Häufig traten politische Motivationen hinzu (D. Bonhoeffer, A. Delp). Die politisch vielfältig gegliederte bürgerlich-liberale und nationalkonservative Opposition (U. von Hassel u. a.) fühlte sich den Werten der deutschen und preußischen Tradition verpflichtet und suchte daher der nationalsozialistischen Gewaltpolitik entgegenzuwirken. Ebenso wie General L. Beck wurde C. F. Goerdeler zu einer entscheidenden Integrationsfigur der deutschen Widerstandsbewegung. Neben Offizieren (u. a. E. von Witzleben) fanden auch ehemalige Sympathisanten und Beamte des Regimes zur Widerstandsbewegung; manche Schriftsteller und Künstler wählten den Weg der »inneren Emigration«, viele gingen ins Exil. U. a. im Ruhrgebiet wurde ein v. a. von Jugendlichen getragener Widerstand bedeutsam (sogenannte Edelweißpiraten).

Die durch Hitlers aggressive Außenpolitik entfachte Kriegsgefahr in Europa verstärkte die Bedeutung der Wehrmacht als Faktor des Widerstands. Doch das für Hitler erfolgreiche Münchener Abkommen ließ alle Staatsstreichpläne scheitern. Auch die militärischen Erfolge der deutschen Wehrmacht nach Kriegsausbruch lähmten zunächst jeden ernsthaften Widerstand. Ein von dem Tischler J. G. Elser am 8. 11. 1939 ausgeführtes Sprengstoffattentat auf Hitler schlug fehl. Bis 1942 war die Rote Kapelle aktiv. Der militärische Niedergang seit Ende 1942 (Schlacht um Stalingrad 1942/43), Nachrichten über nationalsozialistische Verbrechen in den besetzten Gebieten, besonders an Juden, gaben der Opposition neuen Auftrieb. Im Kreisauer Kreis H. J. von Moltkes vereinten sich Widerstandskämpfer verschiedener Richtungen; Münchener Studenten schlossen sich in der Weißen Rose zusammen. Angehörige des Auswärtigen Amtes und Persönlichkeiten mit Auslandsbeziehungen bemühten sich besonders bei den westlichen Alliierten um günstige Friedensbedingungen für Deutschland im Falle eines antinationalsozialistischen Umsturzes, fanden jedoch wenig Resonanz. Das Zusammenwirken des konservativen und liberalen Kreises um Goerdeler, zu dem auch die Sozialdemokraten J. Leber und J. Reichwein gestoßen waren, mit der militärischen Opposition (F. Olbricht, H. von Tresckow, G. von Kluge, C. Schenk Graf von Stauffenberg) verdichtete sich seit 1943 zu einem Putsch- und Attentatsplan gegen Hitler. ? In verschiedener Weise waren Überlebende der Widerstandsbewegung führend am politischen Neubeginn nach 1945 beteiligt.

Quelle: Meyers Lexikon online

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