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Wie der Londoner Hochhausbrand von Rassisten und Trollen instrumentalisiert wird

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Der brennende Greenfell Tower am Morgen des 14. Junis. (Quelle: Titelfoto oben: Wikimedia / Natalie Oxford / CC BY 4.0)

– Achtung, expliziter Content: Artikel enthält Hassrede zu Dokumentationszwecken – 

Wahrscheinlich sind Baumängel und mangelhafter Brandschutz dafür verantwortlich, dass so viele Menschen in London im Greenfell Tower auf furchtbare Art und Weise sterben mussten. Sicher ist dies allerdings noch nicht. Die Katastrophe begann in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni, das Feuer brannte die ganze Nacht hindurch und konnte erst im Laufe des 14. Junis mehr oder weniger gelöscht werden. Noch am Abend stieg Qualm und Rauch aus der Ruine auf. In London hat die Katastrophe eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst: Menschen stellten Wohnraum und Unterstützung für Betroffenen und Helfer zur Verfügung.

Und natürlich kann man auch in Deutschland Betroffenheit über schreckliche Katastrophen wie diese zeigen. Eine Möglichkeit auf solche Nachrichten zu reagieren, ist Mitgefühl. Entweder ganz alleine für sich oder auch in den sozialen Medien kann man der Toten und der Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben gedenken. Man könnte sich auch an Spendenaktionen beteiligen, um Menschen, die Angehörige verloren haben, zu helfen.

Oder aber die unschönere Möglichkeit: Man setzt sich an die Tatstatur und hetzt gegen Geflüchtete oder Muslime und verbreitet Verschwörungsideologien. Das alles während Menschen im Wortsinne verbrennen.

Viele Kommentatoren haben sich in der vergangenen Woche für letzteres entscheiden.

Stefan Räpple zum Beispiel. Räpple ist „Hypno-Coach“ und gleichzeitig Landtagsabgeordneter der AfD im baden-württembergischen Landtag. Am 14. Juni postet er auf Facebook.

Screenshot von der Facebookseite von Stefan Räpple

 

Die Absurdität und Sinnlosigkeit des Vergleiches muss man eigentlich nicht erklären. Auf der einen Seite ein aus Stahl konstruiertes Gebäude in das ein Flugzeug inklusive fast vollem Kerosintank geflogen ist. Auf der anderen eine Betonkonstruktion, die wahrscheinlich hauptsächlich wegen ihrer unsicheren Verkleidung in Brand geraten ist.

„Alle“ wissen es und die Kommentatoren der „Epoch Times“ sprechen es endlich aus.

 

Räpple ist dabei bei weitem nicht der einzige, der ohne den geringsten Funken Anstand versucht, Likes aus einer Katastrophe zu schlagen. Hobby-Statiker mit Diplomen der YouTube-Universität geben vor, jetzt den endgültigen Beweis dafür zu haben, dass der Terroranschlag auf das World Trade Center ein „Inside Job“ war.

Screenshot aus dem Kommentarbereich der „Jungen Freiheit“ unter einem Artikel zum Thema. Auch „valhall“ ist Experte in Sachen Feuerwehr, Brandschutz und Verschwörungen. 

 

Wenn es nicht um 9/11 geht, steckt die „Klimamafia“ dahinter, die der Menschheit einredet, dass das Klima sich durch menschliche Einflüsse erwärmt.  

Ein Screenshot aus  der Kommentarspalte zu einem Artikel der „Epoch Times“ zum Thema. Kommentare wie dieser finden sich sehr häufig.  

Aber auch noch schlimmere Stimmen werden laut. Offenbar ist jeder Anlass ein guter Anlass, um gegen Migranten oder Muslime zu hetzen. Dabei geben sich viele Kommentatoren nicht mal den Anschein von Sachlichkeit oder Neutralität.

Diese beiden Screenshots zeigen Kommentare auf der Facebookseite von „Focus Online“ unter einem Artikel, in dem es darum geht, dass mehrere Muslime auf dem Rückweg nach dem Ramadangebet zu den ersten Helfern am Greenfell Tower gehört haben. Der erste Kommentar könnte dabei ein Lehrstück in Sachen Fake News sein. Vermutlich spricht der Kommentator über eine angeblich gefakte Demo des amerikanischen Senders CNN. Der Beitrag, den CNN zeigte, war dabei nachgewiesenermaßen echt, wurde allerdings von rechten Blogs und Twitteraccounts als Lüge bezeichnet. Mehr Informationen dazu finden sie hier

 

Die meisten Kommentare, die wir gesammelt haben, wurden am 14. Juni geschrieben. Das Gebäude stand zu diesem Zeitpunkt noch in Flammen, Feuerwehrleute versuchten Menschen zu retten und Bewohner_innen kämpften um ihr Leben. Kein Grund, nicht rassistischen Fantasien freien Lauf zu lassen.

 

Screenshots vom privaten Facebookprofil der Autorin und von ihrem Post auf der Facebookseite von Pegida. Der Post von Pegida hatte nichts mit dem Feuer in London zu tun.  

Screenshots von vier Kommentaren unter einem Artikel der „Epoch Times“ zum Thema. Auch hier: Menschenverachtung und Rassismus in Reinkultur. 

Eine weitere Wendung rassistischer Spekulation gab es in einer Gruppe aus dem „Pegida Dresden“-Umfeld:

Nicht nur, dass jemand auf so eine Idee kommt. Das findet auch eine weitere Person lustig, wie der Lach-Smiley als Reaktion zeigt.

 

Offenbar haben sich Trolle und rassistische Kommentatoren aber mittlerweile so weit radikalisiert, dass Wahrheitsfindung, Recherchen und Details nicht mehr zählen. Jede Gelegenheit und jeder Anlass wird genutzt, um das eigene menschenfeindliche Weltbild weiterzuverbreiten. Einige der Kommentator_innen beweisen dabei einen so tief verwurzelten Rassismus und auch Menschenverachtung, dass es fast schon schwerfällt, die Kommentare zu lesen. Jeder Anlass scheint gut genug, Menschen zu beleidigen.

Wenn SIe sich gegen Hassrede engagieren möchten, treten Sie der Facebook-Gruppe #ichbinhier bei, die sich aktiv in Diskussionen einbringt und so versucht dem Hass im Internet etwas entgegenzusetzen. 

Titelfoto oben: Wikimedia / Natalie Oxford / CC BY 4.0

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