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AfD – Mut zur Wahrheit Weidels „Safehouse“ auf Mallorca und die Spritzenattacke gegen Chrupalla

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AfD-Vorsitzende Alice Weidel wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Mödlareuth aus einem angeblichen "Safehouse" zugeschaltet. (Quelle: picture alliance/dpa | Martin Schutt)

AfD-Vorsitzende Alice Weidel sollte eigentlich eine Rede bei einer Wahlkampfveranstaltung am 3. Oktober 2023 im bayerisch-thüringischen Mödlareuth halten, doch die Vorsitzende kommt nicht. Ein Sprecher gibt bekannt, dass Weidel samt Familie „evakuiert und an einen sicheren Ort verbracht“ worden sei. Wie sich herausstellt, ist der sichere Ort Mallorca.

Der Sprecher der Partei sagte am Dienstag auf der Bühne: „Am vergangenen Wochenende gab es einen sicherheitsrelevanten Vorfall bei Frau Weidel. Sie und ihre Familie wurden von der Polizei aus ihrer privaten Wohnung evakuiert und an einen sicheren Ort verbracht, da sich die Hinweise verdichteten, dass auf sie ein Anschlag inklusive Familie geplant wird.“ Die Lage ist offenbar ernst, denn: „Sie darf nicht aus diesem Safehouse raus, sie muss untergetaucht bleiben bis auf Weiteres“, so der Sprecher.

Videobotschaft aus dem „Safehouse“

Doch dann gibt es doch noch ein Lebenszeichen der Vorsitzenden. Weidel wird per Video zugeschaltet. Die Abgeordnete sitzt vor einer weißen Wand, der Eindruck entsteht, dass die Botschaft direkt aus dem „Safehouse“ nach Mödlareuth gelangt. „Ich würde nichts lieber tun, als heute bei Euch zu sein, aber ich kann es leider nicht“, sagt Weidel in die Kamera.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Norbert Kleinwächter erwähnt in seiner Rede ebenfalls Weidels „Safehouse“ und bestätigt: Die AfD-Vorsitzende „kann das Haus nicht verlassen“. Auf seiner YouTube-Seite veröffentlicht Kleinwächter zunächst auch das entsprechende Video der Politikerin mit dem Kommentar: „Sie wurde von zu Hause evakuiert, in ein Savehouse (sic!) gebracht und kann das Haus nicht verlassen.“ Das sei „Hausarrest für einen politisch missliebigen Kandidaten“. Mittlerweile ist das Video nicht mehr auf Kleinwächters Seite zu finden.

Sicher auf Mallorca

Der Spiegel berichtet, dass Weidel am 3. Oktober zusammen mit ihrer Lebensgefährtin ein Strandrestaurant an der Ostküste Mallorcas besucht hat. Ein Sprecher der Politikerin bestätigte das inzwischen. Laut der Mallorca Zeitung ist Weidel seit dem 1. Oktober auf der Insel und will in den nächsten Tagen nach Deutschland zurückkehren. Bereits am 29. September konnte Weidel an einer Bundestagssitzung teilnehmen. Weidels Partnerin Sarah Bossard – angeblich ebenfalls „evakuiert“ – postete am selben Tag ein Selfie auf Instagram mit der Bildunterschrift „daydreaming of that pillowland“ und den Hashtags „Balkonzeit“ und „Herbsttag“.

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Weidels Sprecher erklärte, dass es am vorletzten September-Wochenende – also nicht am „vergangenen“ – einen „sicherheitsrelevanten Vorfall“ gegeben habe. Es habe Bedenken gegeben, die dazu führten, dass Sicherheitsbehörden Weidel und ihre Familie an einen sicheren Ort – der Begriff „Safehouse“ fällt nicht mehr –  gebracht hätten, da sich Hinweise verdichtet hätten, die auf einen möglichen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten. Ein Sprecher der Polizei in Schwyz, Schweiz, wo die deutsche Politikerin offenbar weiter residiert, bestätigte einen Polizeieinsatz an Weidels Wohnung am 23. September, gab jedoch keine weiteren Details bekannt.

Mittlerweile korrigierte auch das Bundeskriminalamt (BKA), das für den Personenschutz von Bundespolitikern zuständig ist, die Behauptungen der AfD. Gegenüber dem ZDF sagte ein Sprecher: „Die Absage der Teilnahme an der gestrigen Veranstaltung durch Alice Weidel geschah nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA.“ Von einem „Safehouse“ ist mittlerweile auch nicht mehr die Rede. Weidels Sprecher gibt nun an, die Politikerin samt Familie sei am 23. September an einen „sicheren Ort“ gebracht worden.

Spritzen-Attacke auf Chrupalla in Ingolstadt?

Unklarer ist aktuell noch die Situation um einen möglichen Angriff gegen Weidels Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla. Vier Tage vor der Landtagswahl in Bayern berichtete die Partei von einem „tätlichen Vorfall“ gegen Chrupalla während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt. Laut Tagesschau hieß es von der Partei weiter, Chrupalla sei infolge des Vorfalls in ein Krankenhaus eingeliefert worden.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord bestätigte, dass Chrupalla vor Beginn seiner Rede auf dem Theaterplatz in Ingolstadt medizinisch versorgt wurde; „Der Politiker wurde im Anschluss in ein Krankenhaus verbracht, wobei eine offensichtliche Verletzung zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar war“, heißt es weiter. Der Spiegel berichtet jetzt, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung eingeleitet habe. Ein AfD-Parteisprecher erklärte am Morgen: „Es gibt einen Stich.“

Laut Informationen der Website habe Chrupalla auf dem Weg zur Veranstaltung Schmerzen verspürt. Kurze Zeit später sei eine „geringfügige Hautverletzung“ festgestellt worden, die laut Ermittler*innen auf einen Einstich hindeuten könne. Chrupalla soll über Übelkeit, Schwindel und Krämpfe geklagt haben. Seine Personenschützer hätten laut den Beamt*innen nicht von einem Angriff bemerkt.

Der „Deutschlandkurier“, ein Parteiblatt der AfD, spricht von einem „Giftspritzenanschlag“ und veröffentlicht Fotos von zwei Jugendlichen „aus dem ‚Antifa‘-Umfeld, die den AfD-Politiker nach dem Aussteigen aus dem Auto angerempelt haben sollen“. Für diese Behauptungen gibt es allerdings keinerlei Belege. Andere Zeug*innen berichten, es wären Menschen gewesen, die Chrupalla um gemeinsame Fotos und Selfies gebeten hätten. Die Polizei bittet alle, die Fotos gemacht haben, diese für die Ermittlungen zu übersenden. Einfluss auf Landtagswahlen?

Bemerkenswert an den Vorfällen: Beide ereignen sich nur wenige Tage vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen am 8. Oktober. Im Gegensatz zu den Umfragewerten in den ostdeutschen Bundesländern scheint die Rechtsaußen-Partei in Bayern aktuell nicht besonders punkten zu können.

Eine Umfrage vom 4. Oktober sieht sie lediglich bei 14 Prozent, also genauso wie bei den letzten Landtagswahlen im Freistaat. In Hessen könnte die Partei sogar Stimmen verlieren. Eine Umfrage vom gleichen Datum sieht die AfD bei 15,6 Prozent, also einem Prozent weniger als 2018. Ob die vermeintlichen oder tatsächlichen Angriffe auf das Führungspersonal diese Zahlen beeinflussen werden, wird sich am kommenden Sonntag zeigen.

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