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Demo gegen Rechtsextreme Eisenach steht doch noch

Obwohl im Voraus lokale Politiker*innen und unter anderem die BILD ein düsteres Bild zeichneten, verlief die antifaschistische Demonstration in Eisenach am Samstag friedlich.

 
Teilnehmer*innen der Demonstration „Die Wartburgstadt ins Wanken bringen“ (Quelle: Swen Pförtner/dpa-Zentralbild/dpa)

Unter dem Motto „Die Wartburgstadt ins Wanken bringen!“ hatten sich rund 900 Teilnehmer*innen aus Eisenach und dem gesamten Bundesgebiet zur Demonstration versammelt. Die Demo setzte sich einige Zeit später als geplant in Bewegung, da die Thüringer Polizei noch zwei Busse der Anreisenden durchsuchte. Sie war während der Demonstration stets stark präsent, wirkte aber eher deeskalierend.

Die Route führte unter anderem in Sichtweise des „Flieder Volkshaus“ vorbei, einer Immobilie des Ex-NPD-Kaders Patrick Wieschke. Hier hatten sich rund 80 Anhänger*innen der rechtsextremen Szene versammelt. Danach ging es durch die Innenstadt, wo auch Anwohner*innen die Demonstrant*innen mit aus den Fenstern gehängten Transparenten unterstützten. Auch die Bürgerbühne „Roter Faden“ aus Eisenach beteiligte sich an der Demonstration, das RosaLuxx, Wahlkreisbüro der Partei die Linke, stand den Demo-Teilnehmer*innen als Anlaufpunkt offen. Seinen Schlusspunkt fand der Demonstrationszug wo er begonnen hatte: am Eisenacher Bahnhof.

Gruppe vorm „Flieder Volkshaus“ von Ex-NPD-Kader Wieschke. (Quelle: Swen Pförtner/dpa-Zentralbild/dpa)

Thematisch lag der Schwerpunkt auf der rechten Vorherrschaft in Eisenach und der Ignoranz der Mehrheit der Stadtgesellschaft gegenüber diesem Problem. Hierzu erklärt Stefan Nowak, Sprecher des Bündnisses in einer aktuellen Pressemitteilung: „Wo rechte Gesinnung unwidersprochen bleibt, treibt sie Wurzeln. An Orten wie Zwickau, Wurzen oder Eisenach wachsen dann die rechten Terrorgruppen heran. Hier in Eisenach wurde im letzten Jahr Geld für NSU-Terrorist André Emminger gesammelt. Das kollektive Wegsehen in der Stadt ist Dünger für die erstarkende Naziszene.“ Das Bündnis hatte bereits vorher mit einer ausführlichen Chronik rechter und rassistischer Übergriffe in Eisenach auf das Problem hingewiesen. Die Solidarität mit Aktivist*innen vor Ort, sowie die Wichtigkeit der überregionalen Vernetzung wurden mehrfach betont. Weitere Themen waren unter anderem das „Flieder Volkshaus“ und die Verbindungen des NSU zu Eisenach.

Die Anmelderin Katharina König-Preuss zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf: „Die Demonstration war wie erwartet laut und inhaltlich sehr fundiert. Und eben mehr als doppelt so viele Menschen wie erwartet.“ Darüber hinaus sei sie jedoch empört über die Gefahrenprognose der Sicherheitsbehörden, die zum „massiven Polizeiaufgebot geführt hat, was zu keiner Zeit notwendig gewesen wäre.“ Was ihr jedoch am Wichtigsten sei, dass diejenigen in Eisenach, die den Übergriffen ausgeseztzt sind und waren sich im Nachgang für die Demonstration und die Unterstützung bedankt hätten.

Bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Stadt dazu beiträgt die zivilgesellschaftlichen Strukturen vor Ort zu stärken und den lokalen Politiker*innen ihre Wichtigkeit aufzuzeigen.

Weitere Fotos von der Demonstration gibt es unter anderem bei Lionel C. Bendtner und Sören Kohlhuber.

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