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Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO)

Die rechtsextreme „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) wurde 1991 ursprünglich als Jugendorganisation der „Landsmannschaft Ostpreußen“ gegründet. Bis zum Herbst 2006 hieß die JLO noch „Junge Landsmannschaft Ostpreußen“, benannte sich dann jedoch um.

 

Wegen der zunehmenden rechtsextremen Tendenzen trennte sich die „Landsmannschaft Ostpreußen“ im Januar 2006 von ihrem Jugendverband. Die Mitgliederzahl der JLO wird amtlich mit unter 1.000 angegeben. Nach Erkenntnissen des sächsischen Landesamts für Verfassungsschutz wurden bei dem JLO Landesverband Sachsen/Niederschlesien „1999 erstmalig Anhaltspunkte für rechtsextremistische Bestrebungen deutlich“. Diese resultierten auch „aus der engen und mit deutlichen Sympathiebekundungen verbundenen Zusammenarbeit mit rechtsextremistischen Parteien und Organisationen“. So würden Mitglieder der JLO dem im Jahr 2003 gegründeten rechtsextremen „Nationalen Bündnis Dresden“ (NB) angehören. Das NPD-dominierte NB zog im Juni 2004 mit drei Vertretern in den Dresdner Stadtrat eingezogen.

Der seit 1999 von der JLO veranstaltete „Trauermarsch“ im Februar in Dresden zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs gilt als alljährliches Event der Neonazi-Szene. Der Thüringer Landesverfassungsschutz beschreibt die Veranstaltung vom Februar 2006 folgendermaßen:

„Am 11. Februar nahmen in Dresden ca. 4.200 Rechtsextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland an einem Aufmarsch teil, zu dem anlässlich des 61. Jahrestags der Bombardierung der Stadt am 13./14. Februar 1945 wie in den Vorjahren die rechtsextremistisch ausgerichtete ?Junge Landsmannschaft Ostpreußen? e.V. ? Landesverband Sachsen-Niederschlesien? aufgerufen hatte. Als Redner traten unter anderem der Bundesvorsitzende NPD und dessen Stellvertreter, Udo Voigt und Holger Apfel auf. Rechtsextremisten aus Portugal, der Schweiz und Österreich richteten Grußworte an die Teilnehmer der Veranstaltung, unter denen sich die führenden Neonazis Christian Worch, Thomas Wulff und Thorsten Heise aus Fretterode/Thüringen befanden […]. Seit dem Jahr 2004 hat sich der Aufmarsch in Dresden zu einer der bedeutendsten Veranstaltungen der rechtsextremistischen Szene in der Bundesrepublik entwickelt.“ (Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, Monatschronik Februar 2006).

Im Februar 2007 hatten sich lediglich 1.500 Teilnehmer zu dem „Trauermarsch“ eingefunden, mit dabei waren wieder zahlreiche führende NPD-Funktionäre, darunter der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt. 2008 marschierten erneut mehrere tausend Neonazis und JLO-Anhänger durch Dresden. Angemeldet wurde der Aufmarsch wieder von der JLO. Redner auf der Veranstaltung waren unter anderem der JLO-Funktionär Kai Pfürstinger, sowie Rechtsextremisten aus dem europäischen Ausland.

Dieser Text stammt aus dem Online-Dossier zum Thema Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de/rechtsextremismus

Ergänzung (02/2010)

2009 war der „Trauermarsch“ der JLO der größte Neonaziaufmarsch Europas mit rund 6.000 Teilnehmern (Bericht). 2010 gelang es, den Aufmarsch mit rund 5.000 Teilnehmenden zu blockieren, so dass sie nicht durch Dresden marschieren konnten (Bericht).

Zum Thema

| Verfassungsschutz zur JLO

| Verfassungsschutz Sachsen zum JLO-Aufmarsch in Dresden 2008

| Alles zu „Dresden“ auf Belltower.news »

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