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Fakenews verbreiten? Kein Problem für die AfD, solange die Message stimmt

Ein Foto macht vergangene Woche in den sozialen Medien die Runde. Darauf eine junge Frau mit einem Ziegelstein in der Hand und dem Schriftzug „Flora bleibt! Besetzte Häuser erkämpfen und verteidigen“ und ein Logo mit der Aufschrift „Antifaschistische Aktion“. Gefundenes Fressen, um die Militanz der linken Szene zu verdeutlichen. Nicht verwunderlich also, dass auch die AfD diese Bild postet. Allerdings ist diese vermeintliche Aktivistin Mitglied der Jungen Union und setzt sich für die Schließung der Roten Flora ein.

 
AfD verbreitet Fakenews und sieht kein Problem darin (Quelle: Screenshot Twitter/Bildbearbeitung BTN)

 

Es handelt sich bei diesem Bild um einen Screenshot aus einem Imagefilm der Jungen Union. In dem Video geht die Landesvorsitzende der CDU-Jugendorganisation, Antonia Niecke, durch Hamburg und spricht in die Kamera:  „Meine Stadt lebt von Vielfalt und von einem friedlichen Miteinander“.

Dann steht sie vor der Roten Flora, hält in der einen Hand einen Blumenstrauß und in der anderen einen Pflasterstein und sagt, „denn jeder Extremist ist Mist.“ Das Video ist vor einem Jahr gedreht worden. Aktivist_innen aus dem Umfeld der Roten Flora hatten einen Screenshot des Bildes bereits 2016 aufgegriffen und bearbeitet. Sie versahen den Ausschnitt, in dem Niecke vor der Roten Flora steht, mit einem Antifa-Logo und Schriftzug.

Diese Bildmontage ist nun im Zuge der Ereignisse rund um den G20-Gipfel wieder aufgetaucht. Zunächst twitterte „Dora Bromberger“ das Bild, welches User wie „Deutschland ? @fckleft“ retweeten. Auch die AfD verbreitet das Bild unkommentiert.

Fakten prüfen? Dafür hat die AfD keine Zeit

Auf Nachfrage des „ARD Faktenfinders“, warum die AfD dieses Bild geteilt habe, sagte deren Pressesprecher „das Bild zeigt, wie krawallbereit die Antifa ist.“ Nur stellt das Bild eben keine gewaltbereite Aktivistin dar, was Lüth wohl nicht bewusst war. „Wir können ja nicht die Tweets von anderen überprüfen.“ Dafür sei keine Zeit.

„Wenn die Message stimmt, ist uns eigentlich egal, woher das Ganze kommt oder wie es erstellt wurde. Dann ist es auch nicht so tragisch, dass es Fake ist“, so Lüth gegenüber der ARD. So lassen sich dann natürlich viele der AfD-Posts erklären.

Hier zeigt sich einmal mehr die Strategie der AfD: Hauptsache Emotionen erzeugen, auch auf Koste der Wahrheit. Dramatisch ist nur, dass hier Fakenews nicht von Privatpersonen verbreitet werden, sondern von einer Partei, die ab September möglicherweise im Bundestag sitzt.

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