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Kommentar zu Extinction Rebellion Ein bisschen rassistisch und sexistisch ist schon ok?

Die soziale und ökologische Grasswurzelbewegung Extinction Rebellion ist der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Nach einem ZEIT Interview soll sich das nun ändern. Schade nur, dass der Mitbegründer die Bewegung nun auch für Menschen die ein „bisschen sexistisch oder rassistisch denken“ öffnet. Ein Kommentar.

 
Das Logo von Extinction Rebellion (Quelle: Flickr / extinction_rebellion_jana_eriksson-9867 / CC BY 2.0)

Extinction Rebellion ist eine Umweltbewegung, die radikaler als „Fridays for Future“ agiert, eine Bewegung, in der sich die Aktivist*innen nicht mit Protesten und Schulstreiks zufriedengeben wollen, sondern zivilen Ungehorsam fordern. Der Wunsch nach breiten Bündnissen und einem allumfassenden Support für den Klimawandel ist nachvollziehbar. Die Klimakrise, in der wir uns gerade befinden ist nicht zu lösen, wenn nicht alle an einem Strang ziehen. Das, so zumindest die Vermutung, wollte der Extinction Rebellion Gründer Roman Hallan wohl ausrücken, als er sich mit der ZEIT für ein Interview traf und seine Bewegung präsentierte.

Er beschränkt sich dabei aber nicht auf ein „Alle sind hier willkommen, wir sind ein breites Bündnis“ sondern er wählte die Worte „Anders als klassische linke Bewegungen schließen wir niemanden aus auch jemand, der ein bisschen sexistisch oder rassistisch denkt, kann bei uns mitmachen.“

„Wir schließen niemanden aus“ – das ist schön und „klassische linke Bewegungen“ werden entzückt sein. Blöd ist nur, dass Rassist*innen und Sexist*innen genau dies tun. Sie einzubeziehen egal ob ein bisschen oder sehr, bedeutet also auch immer andere gegebenenfalls auszuschließen. Ein Bündnis, das Menschen ausschließt, nur weil es andere einbezieht, kann und sollte nicht das Ziel sein. Denn der Klimaschutz geht tatsächliche einfach alle etwas an.

Außerdem sprach Hallam seine Einladung nicht für wirklich marginalisierte Gruppen wie PoC, LGBTIQ* oder Rom*nja und Sinti*zze aus, sondern erwähnte explizit Rassist*innen und Sexist*innen. Das bedient aber das Narrativ, dass gerade rechte Gruppen sowieso gerne ausspielen. Nämlich das eines vermeintlichen „Opfers“ von Sprachverboten und angeblicher Ausgrenzung in der von rechten als Establishment betitelten Gruppen. Das stimmt aber nicht, es gibt kein Sprechverbot für Rassist*innen und Sexist*innen, ihre Aussagen verletzen und grenzen Andere aus. Die Opferrhetorik und die Inszenierung als wehrloses Opfer stellt nur ein Mittel dar um letztlich Raum zur Selbstdarstellung im öffentlichen Raum zu gewinnen und gegebenenfalls Interessierte zu erreichen. Hallam unterstützt dieses Narrativ aber, weil er mit seiner Aussage indirekt behauptet, dass Rassist*innen und Sexist*innen wirklich keinen Zugang haben und explizit eingeladen werden müssten.

Roger Hallam ist nicht Extinction Rebellion und seine Aussagen sind nicht gleichzusetzen mit der Bewegung an sich. Die Bewegung ist nicht hierarchisch organisiert, jeder kann sich einbringen, jeder wird gehört und jeder zählt gleich viel. Das sind tolle Voraussetzungen für ein diskriminierungsfreies, antirassistisches und antisexistisches Miteinander. Extinction Rebellion ist eine herrschaftskritische Bewegung, die für eine gerechte Welt von morgen kämpft. Und in dieser Welt sollte der Zugang zu politischem Engagement für alle offen sein und darf nicht durch eine falsche Toleranz verbaut werden. Denn ein breites, womöglich überparteiliches Bündnis ist nicht gleichzusetzen mit der Abwesenheit inklusiver Grundwerte.

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