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NS-HipHop SZU (Sprechgesang zum Untergang) und Natürlich

Neonazis, die HipHop machen? Ja, die gibt es. Sie stehen für die anhaltende Modernisierung der rechtsextremen Szene und sorgen für Gesprächsstoff – auch innerhalb der Neonazi-Bewegung. Trotzdem gibt es schon mehrere Protagonisten – heute: SZU (Sprachgesang zum Untergang) und „Natürlich“.

 
Videos von "Sprachgesang zum Untergang (SZU)" (Quelle: Screenshot)

 

| Einführung zum Thema NS-HipHop

 

SZU (Sprechgesang zum Untergang)

„Raus auf die Straße die Segel sind gesetzt Nationaler Sozialismus jetzt, jetzt, jetzt. Trotz linker Blockade den Bullen widersetzt. Nationaler Sozialismus jetzt, jetzt jetzt. Ist das Banner und die Fahne auch mal zerfetzt. Nationaler Sozialismus jetzt, jetzt, jetzt. Drauf geschissen ob die Presse gegen uns hetzt. Nationaler Sozialismus jetzt, jetzt, jetzt. Jetzt, jetzt, jetzt!“ 
(„Nationaler Sozialismus Jetzt“, SZU)

„Sprachgesang zum Untergang“ ist ein Projekt der Thüringer rechtsextremen Hatecore-Band „Eternal Bleeding“. Das SZU-Album (2010) besteht aus sechs Songs, die sich allesamt aus der Klischeekiste der Neonazithemen zu den „kranken Auswüchsen der BRD“ bedienen. Es gibt einen Anti-Kriegssong „Krieg auf der Welt“, in dem an die Würde des Menschen erinnert wird. In dem Lied „Sag mir warum“„ fordern SZU dann die Todesstrafe für Kinderschänder und in „Dunkle Zeit“ wettern sie gegen das kapitalistische System. Ihre Songs sind auch auf der „Schüler-CD“ des „Nationalen Widerstands“ zu hören.

In einem Interview mit dem „Freien Netz-Altenburg“ geben die Musiker Auskunft über die Intention des HipHop-Projekts: „Das Medium Musik, als politisches Transportmittel, hat schon immer bei Jugendlichen gefruchtet und wird in Zeiten widerwilliger Lesebereitschaft wohl noch mehr an Bedeutung gewinnen […]. So ist es für uns essentiell weiter in dieser Richtung tätig zu werden, auch mit neuen Ideen wie einer Netzplattform, welche kostenlose Musikdownloads zur Verfügung stellt und im Idealfall ein breites musikalisches Spektrum anbietet. Damit bräuchte man nicht mehr teuer-gepresste CDs verteilen, sondern nur noch Aufkleber oder Flugzettel auf denen die Internetpräsenz beworben wird“.

 

Natürlich

„In der Innenstadt, es war bereits Nacht, haben sie dich von der Seite angemacht. Du hattest keine Wahl, nicht wie bei Kopf oder Zahl, und der Hintergrund wie immer ganz banal. Hier sei nicht dein Revier, deswegen sagten sie dir: „Du deutsches Schwein verpiss dich hier!“. Doch du sagtest ihnen stolz ins Gesicht: „Ich bin Deutscher und ich gehe nicht“. Und jetzt liegst du auf der Straße, es ist dunkel und kalt und du wurdest ein Opfer von blinder Gewalt. Es ist dein Blut, das die Straße rötlich malt. Jetzt bist du tot, wurdest nur 20 Jahre alt.“
(„Keine Gerechtigkeit“, Natürlich)

Cynic ist eine Rechtsrockband aus Potsdam, die in ihrem Projekt „Natürlich“ auch einen Schritt in die Richtung „NS-HipHop“ wagen. Es gibt ein Album namens „Lebe jeden Tag!“. Allerdings hören sich die Lieder nicht nach HipHop an, sondern nach Rockern, die versuchen zu rappen. „Natürlich“ behandelt ähnliche Themen wie die der Band SZU.

 

Hat NS-HipHop Zukunft?

Ob sich Neonazi-HipHop in Zukunft innerhalb der rechtsextremen Szene als neues Musik-Genre wirklich durchsetzen kann, ist momentan schwer einzuschätzen. Einige der Projekte sind erst letztes oder Anfang dieses Jahres gestartet. Der Neonazi „Hatefront“ beschreibt im „Nationale-Revolution“-Forum, noch einmal das aktuelle Ziel des „NS-HipHop“, die Unterwanderung der Jugendkultur. Er fordert seine skeptischen Kameraden auf: „[„] die Strategien neu zu überdenken, zu erweitern und da gehört nun einmal auch das Gebiet dazu wo es viele junge Leute „heranzuziehen“ gibt: die HIP-HOP-Kultur…“.

Im Forum der rechtsextremen Webseite „Altermedia“ freut sich der Neonazi-Vater „Skulfuk“, dass sein Neonazi-Sohn jetzt nicht mehr Bushido oder Sido hören muss: „Jawoll! Ich mag diese Art von Musik zwar nicht sonders (Höre eher Metal/RAC/“),doch muss ich gestehen, dass die Texte wirklich aus der Seele sprechen. Eine Antwort auf die BUSHIDO und SIDO Scheiße, die durch Lügentexte unsere Jugend verdummt [„]. Mein Sohn geht voll drauf ab (auf diese Art von „MUSIK“„werde nächste Woche wohl mal wieder zu einem Eltergespräch gehen müssen“(Freu mich drauf-HAHAHAH)!“. Diese Aussage deutet daraufhin, dass der „NS-HipHop“ nicht nur der Rekrutierung neuer Anhänger, sondern auch dem „Erhalt“ der Szene dienen soll „ indem man sie für Jugendliche attraktiver macht.

„Netz gegen Nazis“ zu NS-HipHop:

| n’Socialist Soundsystem
| MaKss Damage
| King Bock
| Dee Ex

Mehr auf netz-gegen-nazis.de:

| Nazi-Ideologie im HipHop: „Wenn der das sagt, sag ich das auch“

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