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Erkennungszeichen Runen

Rechtsextreme mögen Runen, in denen Sie einen Bezug zum verehrten Germanentum, zur Ursprünglichkeit und zu völkischer Ideologie sehen. Zusätzlich wird eine Abkehr von der modernen Welt symbolisiert und eine Ablehnung von Christentum und Judentum durch Hinwendung zu germanischer Esoterik. Auch die Nationalsozialisten verwandten Runen gern. Aber nicht jede*r, der sich mit Runen beschäftigt, ist rechtsextrem! Es kommt immer auf den Zusammenhang an. Trotzdem gibt es Runen, die in der rechtsextremen Szene von besonderer Bedeutung sind.

 
Runen (Symbolbild) (Quelle: pixabay / Creative Commons CC0)

Die Nationalsozialisten okkupierten zahlreiche germanische und heidnische Zeichen und Symbole und deuteten sie für ihre propagandistischen Zwecke um. Viele der genannten Runen kommen auch heute noch in anderen, etwa esoterisch-heidnischen Zusammenhängen, vor, ohne dort neonazistische Bedeutung zu haben.

 

Thyr-Rune

Tyr-Rune

Auch Pfeil- oder Kampfes-Rune genannt. Bei den Germanen als Zeichen für den Himmels- und Kriegsgott Tyr verwendet.

Die Tyr-Rune symbolisiert die Tat, den Kampf und den Krieg und wurde unter anderem bei der „Sturmabteilung“ (SA) und der Hitlerjugend als Leistungsabzeichen verwendet.
In Kombination mit der Wolfsangel konnte man die Rune bis November 2004 als Logo der Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ finden, dann wurde sie gemäß des StGBs in diesem Zusammenhang als verboten erklärt, da sie als „Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ eingestuft wurde.

 

 

Odal-Rune

Odal-Rune

Auch als „Othala“ bekannt. Die Bedeutung leitet sich von der germanischen Silbe „Od“ ab, „Besitz“ oder „Erbe“ zu Deutsch.

Im Dritten Reich wurde sie als das Symbol für „Blut und Boden“ gedeutet und vielfach verwendet. Damals bedienten sich die Reichsbauernschaft, die HJ, SS-Freiwilligenverbände und das Rasse- und Siedlungsamt ihrer.

Doch auch heute noch wird die Rune von rechtsextremen und rassistischen Organisationen instrumentalisiert. Darunter die 1994 verbotene neonazistische „Wiking Jugend“, der „Bund Nationaler Studenten“ oder sogar die „African Student Federation“ haben sie auf ihrem Banner.

Das Verwenden unterliegt nur im Zusammenhang mit rechtsextremen Inhalten einem Verbot. Das Abzeichen der Bundeswehr für Hauptfeldwebel verwendet ein Symbol, dass der Odal-Rune sehr ähnlich sieht (vgl. Wikipedia), allerdings stellt das Tragen einer Original-Odal-Rune innerhalb der Bundeswehr eine Straftat dar.

 

Hagal-Rune

Diese Rune ist die Zusammensetzung der Lebens- und Todesrune und symbolisiert ursprünglich Göttlichkeit und Harmonie. Zur Nazi-Zeit wurde sie von der SS verwendet, als Wappen der 6. SS-Gebirgsdivision. Heute findet man sie bei extrem rechten Organisationen, etwa der Neonazigruppe „Vandalen“.

 

Yr-Rune

Ursprünglich als „Eibe“ ein Symbol von Verwurzelung und Erdverbundenheit, wurde und wird die Yr-Rune von den Nazis als Pendant zur “Man-Rune” als „Todesrune“, umgedeutet. Auch diese wird heute immer noch gern in der neonazistischen Szene in Todesanzeigen und auf Grabsteinen verwendet.

 

Man-Rune

Man-Rune

Auch Lebensrune genannt. Im Germanischen eigentlich die Algiz-Rune, „Elch“ oder „Abwehr“. Sie wurde jedoch auch vom völkischen Esoteriker Guido von List umgedeutet zur „Man“-Rune und auf die Bedeutung „Abwehr“ fixiert.

Die Man-Rune wurde zu einem beliebten Propagandazeichen der Nazis. Für die NS-Frauenschaft, Apotheker und andere galt sie als Kennzeichen.

Den Nazis zufolge stellt die Rune einen Mann mit zur göttlichen Macht ausgestreckten Armen dar und gilt als allgemeines Symbol der Kraft des Volkes und der völkischen Bewegung.

Heutzutage hat die Rune als beliebtes Schmuckelement rechter Kreise immer noch einen hohen Stellenwert, beispielsweise für Geburtenanzeigen. Wird sie im neonazistischen Zusammenhang in Verknüpfung mit der SA oder „Lebensborn“ verwendet, ist die Man-Rune verboten.

 

Sig-Rune

Sig Rune

Die Sig-Rune steht in der germanischen Schriftreihe für den Konsonanten „S“. Die ursprüngliche, germanische Bedeutung ist „Sol“ oder „Sonne“.

Anfang des 20. Jahrhunderts etablierte sich in der „Völkischen Bewegung“ eine Umdeutung zu „Sig“, angestoßen durch den Esoteriker Guido von List, der als ein Begründer der rassistisch-esoterischen „Ariosophie“ einer der Vordenker des Nationalsozialismus war. Von den Bedeutungsmöglichkeiten „Heil“, „Säule“, „Schule“ oder „Sieg“ wurde letztere immer populärer und hat sich schließlich auch bis hin zur Namensänderung der Rune von „Sig“ in „Sieg“ durch die Nazis durchgesetzt. Sie sollte eine Aura von Stärke und Kraft vermitteln und erweckte Assoziationen mit (militärischer) Gewalt, Kampf und Tod.

Im Dritten Reich wurde die Rune in zweifacher Ausführung zum Abzeichen der SS, der „Schutzstaffel“ der NSDAP und damit nach dem Hakenkreuz zum wichtigsten Symbol der Nazis. In einfacher Variante war es das Zeichen des „Deutschen Jungvolkes“, einer Jugendorganisation der Hitlerjugend für 10- bis 14-jährige Jungen.

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