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Neue Zahlen zu rechtsextremen Einstellungen Hass auf Migranten, Juden und Muslimen steigt

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Die Studie spricht von rund 6 % Menschen mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild in Deutschland (Quelle: Screenshot)

 

Redaktion Belltower.News

 

Hier einige Ergebnisse der „Leipziger Autoritarismus-Studie 2018“(früher: „Mitte-Studie der Universität Leipzig“).

 

Rechtsextremismus

Die Studie spricht von rund 6 % Menschen mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild in Deutschland (Ost: 8,5 %, West: 5,4 %). Dazu gehören für die Forscher:

 

Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur:

Diktatur wäre besser: 7,9 % (Ost 13,1%, West 6,5%)Führer mit starker Hand wäre gut: 11 % (Ost 13,9 %, West 10,3 %)Starke Partei, die Volksgemeinschaft verkörpert, soll regieren: 19,4 % (Ost 20,5%, West 19,1 %)

Chauvinismus

Mut zu starkem Nationalgefühl: 36,5 % (Ost 38,8 %, West 36%)hartes Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber Ausland: 33,7 % (Ost 37,4 %, West 32,7%)Ziel von Politik soll sein, Deutschland zu Macht und Geltung zu verhelfen: 24,8 % (Ost 30,8 %, West 23,2 %)

 

Antisemitismus

“Klassischer” Antisemitmus sinkt in der Betrachtung seit 2002, stagniert dabei aber auf immer noch hohem Niveau.

Einfluss der Juden ist zu groß: 10,1 % (Ost 8,7 %, West 10,5%)Juden nutzen üble Tricks: 7,6 5 (Ost 9,5 %, West 7,1 %)Juden passen nicht “zu uns”, sind eigentümlich: 9,1 % (Ost 10%, West 8,9 %) 

Neu abgefragt wurden 2018 das Thema “Sekundärer Antisemitismus”. Dabei gibt es hochdramatische Zustimmungszahlen.

Durch israelische Politik werden Juden unsympathisch: 12,9 % (Ost: 13,9 %, West: 12,7 %)Wütend, dass Verbreitung und Bombardierung als kleiner Verbrechen angesehen werden: 24 % (Ost: 17,1 %, West: 25,8 %)Reparationsforderungen nützen nur einer Holocaust-Industrie: 36 % (Ost: 41,9 %, 35,5 %)Lieber sich gegenwärtigen Problemen widmen: 55,7 % (Ost: 55,4 %, West: 55,8 %)Ich kann gut verstehen, dass manchen Leuten Juden unangenehm sind: 10 % (Ost 9 %, West 10%)

 

Rassismus

Studienleiter Dr. Oliver Decker sagt: „Die Ausländerfeindlichkeit [sic] ist im gesamten Land immer stärker verbreitet, das zeigt unsere aktuelle Befragung ganz deutlich.“

Ausländer nutzten nur den Sozialstaat aus: 35,7 % (Ost 47,1 %, West 32,7%)Wenn die Arbeitsplätze knapp werden, sollen Ausländer in ihre “Heimat” zurückgehen: 26,5 % (Ost 32,4 % , West 25 %)Deutschland ist durch Ausländer in gefährlichem Maß überfremdet: 35,6 % (Ost 44,6 %, West 33,3 %)

Hier stellen die Forscher fest: Je geringer der “Ausländeranteil” in einer Region ist, desto höher ist die Ablehnung.

„Wir beobachten hohe Zustimmungswerte für die Einstellung, die in der Forschung als ‚Einstiegsdroge‘ in den Rechtsextremismus gilt: Die Hemmschwelle, diesen rechtsextremen Aussagen zuzustimmen, ist besonders niedrig“, so Decker. Interessant zudem: Während in den Jahren zuvor auch Menschen, die solchen rechtsextremen Aussagen zustimmten, trotzdem CDU und SPD wählten, finden sie nun in der AfD ihre politische Heimat.

Im Vergleich zur letzten Erhebungswelle 2016 ist das geschlossene manifeste rassistische Weltbild, also der konsequenten Zustimmung aller Aussagen, angestiegen (2016: 20,4 %, 2018: 24,1%; in Ostdeutschland: 2016: 22,7%, 2018: 30,9 %)

 

Feindlichkeit gegen als Muslime wahrgenommene Menschen

Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden: 44,1% (Ost: 50,7 %, West: 42,2 %)Durch die vielen Muslime fühle ich mich wie ein Fremder im eigenen Land: 55,8 % (Ost 54,8 %, 56,1 %)

 

Feindlichkeit gegen Sinti und Roma

Ich hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten: 56 % (Ost 60,3 %, West 54,9 %)Sinti und Roma sollen aus Innenstädten verbannt werden: 49,2 % (Ost: 56,5 %, West: 47,3 %)Sinti und Roma neigen zur Kriminalität: 60,4 % (Ost: 69,2 %, West: 58,1 %)

 

Sozialdarwinismus

Der Stärkere soll sich durchsetzen: 9,8 % (Ost 15,1 %, West 8,5 %)Deutsche sind anderen Völkern überlegen: 11,3 % (Ost 12,1% , West 11,1%)Es gibt wertvolles und unwertes Leben: 10,1 % (Ost 14,5 %, West 9 %)

 

Verharmlosung des Nationalsozialismus

Ohne Judenvernichtung wäre Hitler ein großer Staatsmann: 9 % (Ost 9,7 %, West 8,8 %)Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind übertrieben: 8,1 % (Ost 7,8 %, West 8,2 %)Der Nationalsozialismus hatte gute Seiten: 8,4 % (Ost 10%, West 8 %)

 

Autoritarismus als Persönlichkeitseigenschaft

Die Forscher sehen in autoritärem Denken einen Schlüsselfaktor für rechtsextreme Einstellungen. Autoritarismus ist der Wunsch nach einer Gesellschaftsstruktur mit Führungspersonen, die sagen, was zu tun ist und wer zu einer Gesellschaft gehört, auch wenn dadurch Gruppen ausgegrenzt, abgewertet und diskriminiert werden. Der Autorität wird sich unterworfen, aber auch, um an ihrer Macht teilzuhaben und andere abwerten zu können.

Rund 40 Prozent der Deutschen zeigen Merkmale eines autoritären TypusNur 30 Prozent sind dagegen ausdrücklich demokratisch orientiert.

Autoritäre Aggressionen sind bei 65 Prozent der Deutschen tiefgreifend ausgeprägt: „Den Wunsch, Andersdenkende auszugrenzen, teilen zwei Drittel der Deutschen“, sagt Dr. Oliver Decker, im Osten sind die Zahlen noch höher. Knapp 40 Prozent der Ostdeutschen wollen wichtige Entscheidungen Führungspersonen überlassen, statt selbst zu entscheiden. Im Westen sind es 21 Prozent.

Rund 30,7 % bescheinigen die Forscher eine “Verschwörungsmentalität” (Ost: 33,9 %, West.: 29,8 %).

Die meisten erkennen nicht, in welchem Ausmaß unser Leben durch Verschwörungen bestimmt wird: 21,3 %Es gibt geheime Organisationen, die auf Politik großen Einfluss haben: 29,0 %Politiker sind nur Marionetten dahinter stehender Mächte: 30,8 %

Interessant auch: Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall fühlen sich rund 30 Prozent als Bürger zweiter Klasse, wobei die Ost/West-Unterschiede nur gering sind.

Vor allem im Osten ist die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie von 27,3 im Jahr 2006 bis auf 46,9 Prozent heute angestiegen – was immer noch nur die Hälfte der Befragten ist.

 

Egalität – nur für mich!

Noch ein spannendes Ergebnis: 80 % der Befragten meinen: Alle Menschen in einer Gesellschaft sollten die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben (“Gleiche Rechte für alle Menschen sind ein wichtiges politisches Ziel). Gleichzeitig meinen aber auch 53,7 %: “Manche Gruppen sollten sich nicht wundern, dass der Staat ihre Rechte einschränkt”, sie stellten also in Frage, dass alle Menschen bzw. Gruppen die gleichen Rechte haben sollten. Und das heißt? Für sich selbst möchte man alle Rechte und Möglichkeiten – für andere aber nicht.

 

Zusammenfassend

stellen die Forscher fest, dass Rechtsextreme inzwischen in der AfD ihre politische Heimat finden und dass es eine starke Ausprägung rechtsextremer Einstellungen unter “Pegida”-Anhänger*innen gibt. Besonders in Ostdeutschland kommt dazu ein starker Anstieg rassistischer Einstellungen.

 

Die Studie

wurde geleitet von PD Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig in  Kooperation mit der Heinrich-Böll- und der Otto-Brenner-Stiftung.

Die Forscher befragten repräsentativ zu den Themen Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus, Chauvinismus und Verharmlosung des Nationalsozialismus. In diesem Jahr wurden zudem autoritäre Persönlichkeitsmerkmale erfasst.

Alle Ergebnisse sind im Buch „Flucht ins Autoritäre“ erschienen.

Oliver Decker, Elmar Brähler (Hrsg.):Flucht ins Autoritäre. Rechtsextreme Dynamiken in der Mitte der Gesellschaft.Psychosozial-Verlag, Gießen 2018.328 S.

Weitere Informationen und ein PDF des Buches:

http://www.kredo.uni-leipzig.de

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