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Quntergang Markiert der Aufstand in Washington das Ende von QAnon?

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Große "Q"-Fahne. (Quelle: AAS)

Spätestens mit den „Querdenken“-Demonstrationen ist die „Überverschwörung“ rund um QAnon auch in Deutschland angekommen. Das Märchen rund um den angeblichen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Donald Trump und dem „tiefen Staat“, ist auch deshalb so gefährlich, weil es anschlussfähig für alle möglichen anderen Verschwörungserzählungen ist. Kein Wunder also, dass es gerade im „Querdenken“-Umfeld, wo sich Antisemit*innen, Neonazis, Rechtsextreme und -radikale, Esoteriker*innen und Impfgegner*innen, Reichsbürger*innen und Rechtspopulist*innen zusammenfinden, so viel Anklang findet. Q ist auf den Demos der Szene überall präsent und ist auf T-Shirts, Plakaten und dem restlichen Merchandise zu sehen, dass in der Szene verbreitet ist.

Erzählt wird die Geschichte zum Beispiel über Telegramkanäle rechtsalternativer Influencer*innen, aber auch auf dem Cover des Verschwörungsmagazins Compact prangte bereits ein großes Q, hier soll es allerdings für Querdenken gestanden haben. Das Magazin zweifelte zwar auch immer wieder die bizarrsten Auswüchse der Erzählung an, bot ihr aber auch immer wieder eine breite Plattform und verbreitet zentrale Elemente der Geschichte über angebliche Pädophilennetzwerke oder den „tiefen Staat“.

Das scheint nach den Ereignissen in Washington D.C. nun vorbei zu sein. Die gewalttätigen Proteste – angestachelt von Noch-Präsident Trump – forderten vier Todesopfer. Und wieder sind keine der Prophezeiungen von Q wahr geworden, schlimmer noch: Joe Biden wurde als Präsident bestätigt. Für Jürgen Elsässer, Chefredakteur von Compact, markieren die Ereignisse das Scheitern einer „Revolution zur Rettung der Demokratie“. Elsässer erzählt weiter die freierfundene Geschichte der Wahlfälschung in den USA. Dafür, dass der Widerstand dagegen nun laut gescheitert sei, ist laut Elsässer auch die Schuld von Q: „Entscheidender Grund für das Chaos unter den Patrioten ist das Mantra von Q: Trust the plan, Vertraue dem Plan. Damit wurde Millioen aufrechter Kämpfer suggeriert, Trump habe einen Plan, man könne sich zurücklehnen und abwarten oder allenfalls mit Remidemmi ein bisschen nachhelfen.“ (sic!)

Und selbst Oliver Janich, der seinen Telegramkanal aus einem Resort auf den Philippinen bespielt und immer wieder zentrale Elemente der QAnon-Verschwörung verbreitet, ist mittlerweile sehr skeptisch geworden: „Es sieht sehr schlecht aus, nach außen,“ lässt er in einem Video wissen. Und: „Optisch sieht es verheerend aus.“ Denn, wer hätte es gedacht: QAnon hat sehr wenig mit der Realität und die Prophezeiungen des Q-Orakels sind keineswegs verlässlich: „‚Alles gehört zum Plan, es musste so kommen‘ und so weiter. Kann alles sein, aber diese ständigen Ankündigungen sind einfach nur nervig.“ Janich klingt resigniert.

Auch die sogenannte „neue“ Rechte ist skeptisch. Martin Lichtmesz, Autor bei Sezession, kritisiert die Bewegung: „Ich frage mich auch, inwiefern die Saat der Q-Anon-Desinformation nun aufgegangen ist, indem sie etliche wohlmeinende und beherzte Patrioten in den eschatologischen Glauben an den ‚kommenden Sturm‘ der gerechten Abrechnung mit der korrupten Elite getrieben hat.“ Aus der „Desinformation“ entwickelt sich auf Twitter allerdings bereits schon die nächste Verschwörungsgeschichte, denn ganz ohne geht es Rechtsaußen eben doch nicht.

Screenshot vom Twitteraccount von Martin Lichtmesz

Lichtmesz retweetet zustimmend eine Frage, die suggeriert, dass natürlich trotzdem alles geplant und orchestriert ist. Nun ist es eben QAnon.  

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