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Verschwörungserzählungen rund um Corona haben Hochkonjunktur Aktionstag gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus am 15. Mai

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Aktionstag gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

In Krisen wie der Coronavirus-Pandemie haben Verschwörungserzählungen Hochkonjunktur. Derzeit erreichen sie ein Millionenpublikum: in Sozialen Netzwerken und Chatgruppen, über immer mehr prominente Personen, die diese Erzählungen verbreiten bis hin zu Demonstrationen wie den „Hygienedemos“, die kontinuierlich an Zulauf gewinnen.

Mit den Erzählungen wird vermeintlich Kritik geübt, doch in Wirklichkeit werden komplexe Zusammenhänge auf das Wirken einzelner Personen oder Gruppen reduziert. Solche teils harmlos wirkenden Verschwörungsmythen ebnen den Weg in antisemitische und rassistische Weltbilder, die zu konkreten Angriffen auf konkrete Gruppen führen: Jüdinnen und Juden, asiatisch gelesene Personen, Asylsuchende, Menschen mit Einwanderungsgeschichte, Wissenschaftler*innen sind davon betroffen.

„Verschwörungserzählungen laufen immer auf einem Betriebssystem, in dem irgendjemand einen perfiden Plan hat, schuld an einer Katastrophe ist oder die Weltherrschaft an sich reißen will“, erklärt Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. „Das ist der Stoff, aus dem Antisemitismus gebaut ist. Selbst wenn es nicht explizit eine jüdische Person ist, die bezichtigt wird, in der Corona-Krise etwas Hinterlistiges zu wollen, funktionieren diese Erzählungen nach einem antisemitischen Muster.“

Bundesweiter Aktionstag am 15. Mai
Mit einem digitalen Aktionstag gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus wollen die Amadeu Antonio Stiftung und das Anne Frank Zentrum über Verschwörungserzählungen und ihren antisemitischen Kern aufklären und Tipps zum Umgang geben. An dem Aktionstag beteiligen sich bundesweit Initiativen mit Live-Diskussionen, Webinaren und Beiträgen in den Sozialen Netzwerken.

„Ob analog oder digital, Verschwörungstheorien sind besonders gefährlich für Jugendliche. Sie bilden ein Einfallstor für antisemitische Stereotype und Feindbilder, die oftmals gar nicht sofort als solche zu erkennen sind“, erklärt Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrum. „Mit dem digitalen Aktionstag gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus wollen wir insbesondere Jugendliche für antisemitische Äußerungen in ihrem eigenen Umfeld sensibilisieren.“

Start der Kampagne „seriously? #glaubnichtalles was du hörst!“
Am Aktionstag startet begleitend eine Kampagne unter dem Motto „seriously? #glaubnichtalles was du hörst!“ Auf der Website www.corona-entschwoerung.de sind die wichtigsten Informationen rund um Verschwörungsideologien, den Umgang mit ihren Anhänger*innen und zentrale Argumente zum Entkräften der gängigsten Corona-Verschwörungsmythen aufgeführt.

Mit einem Entschwörungs-Generator auf www.glaubnichtalles.de können zufällig kombinierte Verschwörungserzählungen wie „Geheimlabor kontrolliert dein Klopapier!“ oder „Judenmafia steuert dein Tinderdate!“ erzeugt werden und dann per Grafik in den Sozialen Netzwerken geteilt werden (ab morgen). Die bewusst parodierenden Kombinationen nehmen die teilweise skurril daherkommenden Verschwörungserzählungen aufs Korn, die derzeit kursieren, und fordern mit dem Slogan #glaubnichtalles auf, diese zu hinterfragen.

Frau Bundesministerin Dr. Franziska Giffey:

„Der Anschlag auf eine Synagoge in Halle im vergangenen Oktober hat uns allen deutlich gemacht, welche Bedrohung der Antisemitismus für unsere Gesellschaft darstellt.

Und er ist bei weitem keine Randerscheinung. Gerade in den Sozialen Netzwerken und im Internet sehen wir, dass Antisemitismus wieder offener geäußert wird. Ganz aktuell zum Beispiel im Kontext der Corona-Pandemie und angeblicher Verschwörungsmythen. Die Kampagne #glaubnichtalles zum Auftakt der diesjährigen Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus hält hier dagegen. Ob im Netz, auf der Straße, im persönlichen Gespräch: Der Kampf gegen Antisemitismus ist unsere gemeinsame Aufgabe – um Jüdinnen und Juden in unserer Gesellschaft Rückhalt zu geben und um Demokratie und Vielfalt zu schützen. Gemeinsam machen wir klar: Für Antisemitismus gibt es keinen Platz in unserer Gesellschaft.“

Auftakt der bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus
Der Aktionstag ist zugleich Auftakt für die bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung, der bundesweit größten Kampagne zum Thema, die sich in den kommenden Monaten weiter mit Verschwörungsmythen und Antisemitismus auseinandersetzen wird. Die Aktionswochen finden in Kooperation mit dem Anne Frank Zentrum statt und werden durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus gefördert.

Auszüge aus dem Programm:

15.05.2020, 10 Uhr
Auftaktdiskussion: „Wie bedrohen Coronavirus-Verschwörungsmythen die Demokratie – und was können wir tun?“ im Facebook Livestream

Teilnehmende: Patrick Gensing (ARD-Faktenfinder), Anetta Kahane (Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung), Melanie Hermann, (Projekt „No World Order – Handeln gegen Verschwörungsideologien und Antisemitismus“), Moderation: Simone Rafael (belltower.news)
https://www.facebook.com/AmadeuAntonioStiftung/live/

15.05.2020, 14 Uhr
Diskussion: „Antisemitismus, Verschwörung und Rechtsterrorismus: Der Anschlag in Halle und seine Konsequenzen“

Teilnehmende: Matthias Quent (IDZ Jena), Veronika Kracher (Journalistin), Ruben Gerczikow (JSUD)
Moderation: Nikolas Lelle (Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus)‘

Das fortlaufend aktualisierte Programm findet sich unter: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/programm-57361/

Kontakt für Rückfragen:
Franziska Schindler, Pressereferentin der Amadeu Antonio Stiftung
03024088616 | franziska.schindler@amadeu-antonio-stiftung.de

Über die Amadeu Antonio Stiftung:
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Thierse.

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