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Über „MaKss Damage“ und seinen Antisemitismus

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Streit zwischen "MaKss Damage" und "FSN.tv": Der NS-Rapper wirft den Moderatoren von "FSN.tv", Patrick Schröder und Daniel Franz, wegen deren Geldgier eine "jüdische Art" vor. (Quelle: Screenshot). (Quelle: Screenshot, 25.08.2017)

 

 

Um Jugendliche und junge Erwachsene für die Neonazi-Szene zu gewinnen, spielt „Rechtsrock“ eine wichtige Rolle. Eingebettet in eine Erlebniswelt, weckt die Musik ein greifbares Gemeinschaftsgefühl. Der NS-Rap, eine extrem rechte Variante des Rap, gewinnt in der Rekrutierung seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Einst galt Rap als selbstbewusste und engagierte Antwort auf einen zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft, heute machen NS-Rapper antisemitische und rassistische Bilder und Stereotype mit ihren Zeilen salonfähig.

 

NS-Rap eine „unglaublich gute Propagandaform“

 

Der derzeit bekannteste NS-Rapper ist „MaKss Damage“ alias Julian Fritsch aus Gütersloh. In einer „FSN.tv“-Sendung (21.10.2012) nannte er den NS-Rap eine „unglaublich gute Propagandaform“, um Jugendliche für die „nationale Bewegung“ zu gewinnen. Daher rief er zur Unterstützung auf: „Ich denke, es gibt im Moment keine bessere Möglichkeit, als in den […] NS-Rap zu investieren und diese musikalische Bewegung […] im Aufbau zu unterstützen.“  Ausgerechnet das neonazistische Portal „FSN.tv“ um die beiden Moderatoren Patrick Schröder und Daniel Franz, die sich momentan massiv mit „MaKss Damage“ um strategische Fragen der „nationalen Bewegung“ streiten, spendete vor kurzem 500€ an das Label des NS-Rappers („Reconquista Records“).

 

Frontenwechsel von Stalin zu Hitler

 

„MaKss Damage“, der seit 2008 in der Hip Hop-Szene aktiv ist, verstand sich zunächst als „Stalinist“ und „glühender Kommunist“ und provozierte in linken Zusammenhängen mit sexistischen und antisemitischen Liedtexten. So rappte er 2010 im Lied „Arabisches Geld“: „Ich leite Giftgas lyrisch in Siedlungen, die jüdisch sind“. Medienwirksam wechselte „MaKss Damage“ 2011 die Fronten: Gemeinsam mit dem NS-Rapper „King Bock“ produzierte er das Lied „Die Faust geht zum Kopf“, in dem er seine antisemitischen Einstellungen unter dem Getöse von Gewehrschüssen vertonte: „Ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald. Wasch mich mit der Seife ab, genieß‘ den Lampenschirm.“ Die Zeilen spielen darauf an, dass Berichten zufolge im KZ Buchenwald aus dem Fett und der Haut jüdischer Häftlinge Lampenschirme hergestellt wurden.

 

„MaKss Damage“: „Ich bin ein Rassist“

 

Der NS-Rapper bedient sich der Stereotype über Menschen jüdischen Glaubens, die in der „Rasselehre“ des NS-Regimes propagiert wurden. Das belegt eine Stelle seines Songs „Wahrheit“, der 2015 erschienen ist: „Ellenlange Nasen, schwarze Haare / und ein Auge, das dich immer beobachtet, / auch wenn du gerade Pause machst.“ Das Beispiel verdeutlicht: Der NS-Rapper macht vor Elementen des Rassenantisemitismus aus der Zeit des Nationalsozialismus keinen Halt. Im Allgemeinen macht er aus seiner rassistischen Einstellung keinen Hehl und verbreitet sie in seinen Liedern. So gab er im Lied „Ich bin ein Rassist“ aus dem Jahr 2014 offen zu: „Zu mir kannst du ruhig Nazi sagen, denn ich stehe dazu.“ 

 

Zwischen antisemitischen Codes und offenem Antisemitismus

 

Offen antisemitische Äußerungen kombiniert „MaKss Damage“ in seinen Liedtexten mit  antisemitischen Schlüsselwörtern. Im 2012 veröffentlichten Lied „Die Weisen von Zion“ verwendet er zwei Codes – die Weisen von Zion und Familie Rothschild, die in der extremen Rechten beliebt und weit verbreitet sind:

„Was keiner hier bestreiten kann und keiner zu bezweifeln wagt: / Es steh’n ein paar ungelöste Fragen im Raum. // Kehrreim: Frag die Weisen von Zion, sie antworten nicht! / Frag Familie Rothschild, sie tritt nicht ins Licht! / Frag dich selber, wo der Haken ist, / welches Spiel gespielt wird, / welches Ziel fixiert wird. / Wer zieht den Nutzen daraus?“

 

Code: „Protokolle der Weisen von Zion“

 

Die „Protokolle der Weisen von Zion“ sind eines der wichtigsten Dokumente des modernen Antisemitismus, die einen erheblichen Einfluss auf das Weltgeschehen des 20. Jahrhunderts ausübten und den Mythos der sog. „jüdischen Weltverschwörung“ verbreiteten. Die „Proto-kolle“, die 1903 erstmals in einer russischen Zeitung veröffentlicht wurden, sollen geheime Dokumente einer Versammlung mächtiger Juden („Weltjudentum“) sein, die ihre Pläne zur Errichtung der Weltherrschaft beraten haben. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben bereits in den 1920er Jahren: Die „Protokolle“ sind eine Fälschung. Dennoch wurden sie nirgendwo „mit solcher Begeisterung aufgenommen wie in Deutschland“. Im Laufe der 1920er und 1930er Jahre beschäftigten sich führende Funktionäre des NS-Regimes (v.a. Alfred Rosenberg) mit den „Protokollen“, die 1929 schließlich im Parteiverlag der NSDAP erschienen und reißenden Absatz fanden.

 

Codes: „Familie Rothschild“ & „Ostküste“

 

Das „Weltjudentum“ wird häufig mit einzelnen Familien in Verbindung gebracht: Die jüdische Familie Rothschild, deren Mitglieder seit dem 18. Jahrhundert insbesondere als Bankiers bekannt wurden und im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Finanziers der Staaten Europas zählten, ist seit Beginn ihrer Tätigkeiten das Ziel antisemitischer Schriften und Karikaturen. Die „Familie Rothschild“ ist eine verschlüsselte Botschaft für das internationale Finanzwesen und dessen angebliche Weltmacht. Oftmals werden solche Codes mit weiteren verknüpft: Indem „MaKss Damage“ beispielsweise über die „Ostküste“ rappt, deutet er auf die Wall Street, eine Straße im Stadtbezirk Manhattan (New York), in der sich die weltgrößte Aktienbörse und zahlreiche Kreditinstitute befinden: „Da sitzen ein paar sehr nette Herren / mit Krawatten in den Banken an der Ostküste“ (Lied: „Wahrheit“ (06.), Album: „2033“, 2015). Die Wall Street ist an der Ostküste der USA gelegen – wo sich angeblich all die reichen Juden tummeln und das Weltgeschehen steuern.

 

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