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Bischofswerda Niemand will Chris Ares, nichtmal die AfD

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Im Vordergrund: Christoph Aljoscha Zloch, alias Chris Ares. (Quelle: Screenshot aus dem Video "Neuer Deutscher Standard". )

Schon im Dezember 2019 hatte Zloch ein „Siedlungsprojekt“ angekündigt. Pläne dafür werden jetzt konkreter, zumindest wenn man dem rechtsextremen Rapper glaubt. Angeblich soll „zwischen Pulsnitz und Dresden“ das „Chris-Ares-Dorf“ (sic) mit bisher vier Häusern entstehen, angeblich gibt es bereits 25 Personen, die dort schon im September einziehen wollen. Und auch ein „patriotisches Jugendzentrum“ im sächsischen Bischofswerda ist geplant. Die rechtsextreme Kaderschmiede soll Musikworkshops, aber auch Kampfsporttraining anbieten. Zloch, der der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht und im bayrischen Verfassungsschutzbericht auftaucht, könnte sich mit seinem neuen Vorhaben – mal wieder – übernommen haben. 

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Denn das Projekt in Bischofswerda könnte bereits beendet sein, bevor es überhaupt angefangen hat. Für die Stadt war klar: ein rechtsextremer Jugendtreff hat in Bischofswerda nichts zu suchen. Holm Große, Oberbürgermeister der Stadt, kündigte Gegenwehr an: „Wir waren schon immer eine weltoffene Stadt. Und ich denke, dass wir uns auch diesmal gemeinsam und friedlich gegen rassistisches Gedankengut zur Wehr setzen.“ Es scheint gut möglich, dass Zloch seine Pläne nicht ganz durchdacht hat. Denn gerade ein Jugendzentrum muss Auflagen von Jugendamt, Bauamt und anderen Behörden erfüllen, bevor es überhaupt genehmigt wird. Landkreissprecherin Cynthia Thor weiß bisher von nichts. Dem Kreis Bautzen lägen keine Bauanträge oder andere Informationen vor. Sowohl Stadt als auch Landkreis stehen im Kontakt mit dem Verfassungsschutz.

Dabei bleibt es in Bischofswerda allerdings nicht bei Lippenbekenntnissen. Am 30.06. stellte sich der Stadtrat geschlossen gegen das Projekt. Alle Abgeordneten von der Linken, SPD, den Bürgern für Bischofswerda, CDU und FDP sprachen sich dagegen aus. Laut übereinstimmenden Medienberichten von MDR und Sächsischer Zeitung auch die fünf Abgeordneten der AfD. 

Mittlerweile hat sich auch die AfD-Ratsfraktion zum Thema geäußert. Laut einem Facebookpost, wussten die AfD-Vertreter nichts von Zlochs Plänen, bei der Ratssitzung hätte es keine Abstimmung zum Thema gegeben, dementsprechend hätte die Fraktion auch nicht gegen das Jugendzentrum gestimmt. 

Zloch will mit dem AfD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat telefoniert haben, sagte er der rechtsalternativen Website „Arcadi“: „Frank Fichte wurde laut und aggressiv. Er meinte, er wolle so Typen nicht da haben und lieber mit der FDP und der CDU gemeinsam ein Jugendzentrum aufbauen.“

Sollte Zloch das richtig verstanden haben und sollten CDU und FDP tatsächlich mit der AfD zusammenarbeiten wollen, könnte das zwar noch zu einem weiteren Skandal werden. Die Videos und Äußerungen des rechtsextremen Rappers lassen aber immer wieder Zweifel an seiner Auffassungsgabe aufkommen. Womöglich sind die Worte des Fraktionsvorsitzenden so zu verstehen, dass er eher ein Jugendzentrum mit andere Parteien aufbauen würde, als mit dem Rechts-Rapper. 

Zloch ist jendenfalls empört und versucht seine Gefolgschaft auf einen Shitstorm gegen die örtliche AfD einzuschwören. Dieser Shitstorm liefert dabei einen Einblick in die angebliche „patriotische Jugendbewegung“, die Zloch mit seiner Musik aus der Taufe gehoben haben will. Etwa 200 Kommentare finden sich bisher auf der Facebookseite der „AfD-Regionalgruppe Bischofswerda“. Profilbilder und Inhalte der Accounts die dort kommentieren, lassen allerdings den Eindruck entstehen, dass die Besitzer*innen schon seit einiger Zeit keiner „Jugendbewegung“ mehr angehört haben, sondern eher älteren Jahrgangs sind.

Mittlerweile springen Zloch auch andere Rechtsaußenakteure bei. Etwa Martin Sellner, Kopf der rechstextremen „Identitären Bewegung“ in Österreich. In mehreren Videos ruft er ebenfalls dazu auf, sich bei der AfD zu beschweren. Ein Interview des IB-Chefs mit dem Rechtsaußen-Rapper hat dann auch gleich den Titel „AfD verbündet sich mit Antifa gegen Chris Ares“. 

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Und auch noch weiter rechts wird für den Rapper getrommelt. Im Telegram-Kanal des wegen Holocaustleugnung verurteilten selbsternannten „Volkslehrers“ Nikolai Nerling, wird empfohlen, sich an die Fraktionsgruppe zu wenden: „Ihr dürft diese AfD-Ortsgruppe gerne kontaktieren und ihnen mitteilen, was ihr davon haltet.“

Die breite Rechtsaußen-Unterstützung ist ein weiterer Beleg für die starke Vernetzung im antiemanzipatorischen Spektrum. Gleichzeitig zeigt es auch, wie wenig Distanz in der Realität zwischen alter und angeblich „neuer“ Rechter herrscht. 

Womöglich auch wegen der neusten Kontroverse um Zloch haben mittlerweile Amazon und YouTube reagiert. In Zlochs Telegram-Kanal heißt es: „YouTube hat mich für 2 Wochen gesperrt, Amazon hat alle Produkte gelöscht, liefert mein Album nicht aus und dann noch das mit Bischofswerda“. Ausgerechnet heute ist auch Zlochs neues Album erschienen, dass jetzt offenbar nicht mehr von Amazon vertrieben wird.

Es war keine gute Woche für rechtsextremen Rap. 

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