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Bundestagswahl Die Gewinne und Verluste der AfD in Zahlen

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(Quelle: Flickr / vfutscher / CC BY-NC 2.0)

Gedämpfte Stimmung bei den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Tino Chrupalla sowie bei Jörg Meuthen, dem Bundessprecher der AfD auf der Pressekonferenz am Montag nach dem Wahlabend. Das Wahlergebnis der AfD sei sowohl „Licht als auch Schatten“, beurteilt Meuthen das durchwachsene Ergebnis seiner Partei.

Bei der Bundestagswahl erhielt die AfD nach derzeitigem Stand 10,1% der Erststimmen und 10,3% der Zweitstimmen. 2017 waren es noch 11,5% Erst- und 12,6% Zweitstimmen. Auch auf Länderebene verliert die AfD teilweise Stimmen. Das ist ein Verlust von mehr als zwei Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2017. Auch bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern büßte die AfD Stimmen ein, dort wurde sich mit bis zu 16,7% zweitstärkste Kraft. In Berlin ist sie im Vergleich zur letzten Abgeordnetenhauswahl regelrecht abgestürzt: In der Hauptstadt erreichte sie 8,0% und verliert damit 6,2%.

Schaut man die Ergebnisse der AfD im Detail an, fällt auf, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen Ost und West (Berlin ausgenommen) gibt. Im Westen kommt die AfD kaum über ein zweistelliges Ergebnis. Im Osten hingegen fährt die AfD große Gewinne ein. In Thüringen und Sachsen wird die AfD stärkste Partei.

Verluste:

Baden-Württemberg: 9,4% Erst- und 9,6% Zweitstimmen (2017: 11,5% und 12,2%)

Bayern: 8,4% Erst- und 9% Zweitstimmen (2017: 10,5% und 12,4%)

Berlin: 8,1% Erst- und Zweitstimmen 8,4% (2017: 11,4% und 12%)

Brandenburg: 18,3% Erst- und Zweitstimmen 18,1% (2017: 19,4% und 20,2%)

Bremen: 6,6 % Erst- und 6,9 % Zweitstimmen (2017: 9,3% und 19%)

Hamburg: 5% Erst- und Zweitstimmen (2017: 7,3% und 7,8 %)

Hessen: 8,7% Erst- und 8,8% Zweitstimmen (2017: 11,2% und 11,9%)

Niedersachsen: 6,5% Erst- und 7,5% Zweitstimmen (2017: 8% und 9,1%)

Nordrhein-Westfalen: 7,1% Erst- und 7,3% Zweitstimmen (2017: 8,1% und 9,4%)

Rheinland-Pfalz: 8,8% Erst- und 9,2% Zweitstimmen (2017: 9,5% und 11,2%)

Schleswig-Holstein: 6,4% Erst- und 6,8 % Zweitstimmen (2017:7,5% und 8,2%)

In etwa gleich geblieben und Gewinne:

Mecklenburg-Vorpommern: 18,5% Erst- und 18 % Zweitstimmen (2017: 18,2% und 18,6%)

Saarland: 9,8% Erst- und 10% Zweitstimme (2017: 9,3% und 10,1%)

Sachsen: 25,7% Erst- und 24,6% Zweitstimmen (2017: 25,4% und 27%).

Sachsen-Anhalt: 20,2% Erst- und 19,6% Zweitstimmen (2017: 16,9% und 19,6%).

Thüringen: 23,7% Erst- und 24% Zweitstimmen (2017: 22,5% und 22,7%).

AfD im Ost-Westgefälle

Die Zahlen zeigen eines: Während die AfD im Westen teilweise an der 5-Prozent-Hürde kratzt, ist sie im Osten tief verankert und fährt hier ihre besten Ergebnisse mit ein. In Thüringen sind die Rechtsradikalen gar stärkste Kraft, noch vor der CDU (20,9% Erst- und 16,9% Zweitstimme). In einigen Hochburgen rückt die AfD an die 50%, wie in den thüringischen Regionen Altenbeuthen mit 51,7%, Eßbach mit 49,3% und Grimmelshausen mit 48,8%. Auch in Sachsen ist die AfD zur stimmenstärksten Partei gewählt worden, mit 24,6%, vor der SPD mit 19,3%  und der CDU mit 17,2 %.

Im sächsischen Dorfchemnitz kommt die AfD auf 47,9%. Der Erststimmenanteil für die AfD-Direktkandidatin Carolin Bachmann liegt gar noch darüber bei 52,3 Prozent. In Sachsen büßt die AfD allerdings im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl absolut knapp 63.000 Zweitstimmen ein. In Sachsen-Anhalt hielt die AfD ihr Ergebnis von 19,6 Prozent von vor vier Jahren und kam auf Platz drei hinter SPD und CDU.

Wählerwanderung

Die AfD konnte nur von den Linken einige Stimmen dazu gewinnen (90.000), an alle anderen Parteien verlor sie, und diesmal wanderten 180.000 mehr frühere AfD-Wähler:innen zu den Nichtwähler:innen ab als umgekehrt. Prozentual wählten mehr Männer (12%) als Frauen (8%) die Rechtsradikalen.

Direktmandate für die AfD

Die AfD konnte in dieser Wahl insgesamt 16 Direktmandate gewinnen, in Thüringen, in Sachsen und in Sachsen-Anhalt.

Direktmandate der AfD für Sachsen-Anhalt

Erstmals gewann die AfD in Sachsen-Anhalt zwei Direktmandate (von insgesamt neun) für den Bundestag. Im Wahlkreis 71 Anhalt holte AfD-Kandidat Kay-Uwe Ziegler 24,2% der Erststimmen und landete damit vor dem Kandidaten der CDU, Frank Wyszkowski. Im Wahlkreis Mansfeld gewann Robert Farle das Direktmandat.

Direktmandate der AfD für Thüringen

 In Thüringen gewann die AfD vier von acht Direktmandaten: Stephan Brandner (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge; 29%), Klaus Stöber (Eisenach – Wartburgkreis – Unstrut-Hainich-Kreis; 24,8%), Marcus Bühl (Gotha – Ilm-Kreis; 26,5%), Michael Kaufmann (Saalfeld-Rudolstadt – Saale-Holzl- Saale-Orla-Kreis; 29,3%).

Direktmandate der AfD für Sachsen

In Sachsen holte die AfD 10von 16 Direktmandaten. Erfolgreich war unter anderem der sächsische AfD-Spitzenkandidat und Bundesvorsitzende Tino Chrupalla in seinem Wahlkreis Görlitz. Er kam nach Auszählung bei den Erststimmen auf 36,6%. Chrupalla hatte bereits bei der Bundestagswahl 2017 das Direktmandat in Görlitz geholt. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), verlor sein Direktmandat im Wahlkreis Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II an den AfD-Kandidaten Mike Moncsek, AfD. Wanderwitz hatte seinen Wahlkreis seit 2002 im Bundestag vertreten. Weitere AfD-Direktkandidaten sind Rene Bochmann (Nordsachsen; 27,2%), Edgar Naujok (Leipziger-Land 24,6%), Thomas Dietz (Erzgebirgskreis I; 31,7%), Carolin Bachmann (Mittelsachsen; 30,2%), Karsten Hilse (Bautzen I; 31,9%), Barbara Lenk (Meißen; 31%), Stefan Janich (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge; 33%), Matthias Moosdorf (Zwickau; 25,6%).

Während die AfD in Thüringen erstmals stärkste Kraft wurde, wiederholte sie in Sachsen ihren Erfolg von 2017. Thüringen ist zudem das einzige Bundesland, in dem die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2017 steigern konnte.

Fazit

Die AfD ist in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt besonders stark. Damit wird das rechtsextreme Lager in der Partei gestärkt. Es wird wohl auf einen Machtkampf zwischen Parteichef Meuthen und den Höcke-Anhänger:innen hinauslaufen. Ende Mai hatte Meuthen – der die AfD eher bürgerlich-rechtskonservativ ausrichten will – den Rauswurf des Brandenburger Landeschefs Andreas Kalbitz aus der Partei durchgesetzt. Kalbitz galt als zweiter Mann hinter Björn Höcke. Mit dessen Rauswurf hatte Meuthen die radikalen Kräfte in der Partei gegen sich aufgebracht. Beide Lager stehen sich seither unversöhnlich gegenüber. Durch die guten Ergebnisse im Osten des radikalen Lagers und den eher schlechten Ergebnisse im Westen werden die rechtsextremen Kräfte in der Partei weiter gestärkt. Eine Mäßigung der Partei ist daher nicht zu erwarten. 

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