Weiter zum Inhalt

Doxxing und Zwangsumzug Unterstützung für „Shero“ Jasmina Kuhnke

Die Comedyautorin Jasmina Kuhnke ist seit Jahren massiven rechten Angriffen aus dem Netz ausgesetzt. Ein Mordaufruf, zusammen mit der Veröffentlichung ihrer Adresse setzt nun einen traurigen Höhepunkt. Doch für uns ist sie kein Opfer – sie ist eine „Shero“.

 
Jasmina Kuhnke aka @ebonyplusirony (Quelle: Marvin Ruppert)

Die Aktivistin und vierfache Mutter Jasmina Kuhnke setzt sich unter dem Social Media Synonym Quattromilf seit Jahren unentwegt und entschlossen gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit ein. Nun wurde ihre Adresse mit den Worten „Massakriert Jasmina Kuhnke“ veröffentlicht. Dies zwang sie und Ihre Familie aus der eigenen Wohnung zu fliehen und unterzutauchen.

Aktivist*innen, Politiker*innen und Organisationen, die offen die Zivilgesellschaft und demokratische Werte verteidigen waren schon immer Ziel und Opfer von rechten Hetzkampagnen. Doch seit einigen Jahren müssen wir beobachten, wie sich menschenfeindliche Sprache im Netz derart etabliert, dass sich Menschen aus der Querfront wieder offen trauen, ja gar beauftragt sehen, ihre menschenfeindlichen Ansichten kundzutun.

Familie musste ihr Zuhause fluchtartig verlassen

Tagtäglich werden dabei Menschen, die es wagen den Rechtstaat und die Menschenrechte zu verteidigen auf Übelste Art und Weise angefeindet, bedroht und sogar körperlich angegriffen. Die Verschiebung der Normen hat zu Folge, dass nun schon Menschen, die im Einklang mit dem Grundgesetz versuchen Pfeiler der Demokratie wie das Gleichwertigkeitsprinzip zu verteidigen, zum Feindbild deklariert werden.

Als seien die Anfeindungen der extremen Rechten nicht genug, kamen im Falle von Jasmina Kuhnke auch noch rechtskonservative Medien hinzu, die durch Behauptungen wie der Kampf gegen Rassismus sei für Betroffene und Unterstützer*innen zum lukrativen „Geschäftsmodell“ geworden, die Wut und Gewaltphantasien jener Personen befeuerten, die nur allzu bereit waren Worten auch Taten folgen zu lassen.

Angriffe gegen einzelne Personen sind Angriffe gegen die gesamte Zivilgesellschaft 

Mit dieser Sprache wurde ein Klima geschaffen, dass das extrem rechte Spektrum nicht nur darin bestärkte menschenfeindliche Ressentiments offen kund zu tun, sondern sie sogar darin ermutigte marginalisierte Personen antisemitisch, rassistisch und antifeministisch zu attackieren und ihnen mit dem Tode zu drohen. Dass durch die Veröffentlichung einer Adresse mit den Worten „Massakriert Jasmina Kuhnke“ dabei eine ganze Familie ihr Zuhause fluchtartig verlassen musste, ist letztlich nur ein Produkt des Versagens der Politik und der Zivilgesellschaft, die viel zu oft und viel zu lange gewähren ließ. Dabei stellen die Angriffe gegen einzelne Personen wie Jasmina Kuhnke letztlich Angriffe gegen die gesamte Zivilgesellschaft dar.

Zuletzt mussten wir schockiert den Mord an Walter Lübcke beobachten, der durch ein Klima des Hasses sein Leben ließ. In Zeiten in denen Hate Speech und Radikalisierung im Netz ernsthafte Folgen für Leib, Leben und unsere Demokratie bedeuten, ist es unsere Aufgabe als Zivilgesellschaft demokratische Aktivist*innen, Organisationen und Institutionen zu schützen, wenn der Rechtsstaat versagt.

Frauen sind besonders häufig von rechten Angriffen betroffen

Dass es sich bei Jasmina Kuhnke um eine Frau und Mutter handelt, ist jedoch kein Zufall: Insbesondere Frauen werden besonders häufig attackiert und gelten den Angreifer*innen als Dorn im Auge: Das Frauenbild der extremen Rechten duldet keine kämpferischen Frauen, sondern will sie in rückständige Rollen drängen. Doch Aktivist*innen wie Jasmina Kuhnke sind keine Opfer, sie sind Held*innen. Auch weil sie und viele andere aktivistische Mütter nicht nur sich selbst schützen müssen, sondern ebenso die Sicherheit ihrer Familien verantworten, ist der Schutz dieser tapferen Frauen auch unsere Verantwortung.

„SHEROES Fund“

Deshalb unterstützen wir den Spendenaufruf unter dem Motto „SHEROES Fund“, der Aktivist*innen wie Jasmina Kuhnke unterstützen soll, die durch das fluchtartige Untertauchen, die Finanzierung von Anwält*innen und den zeitgleichen Umzug Kosten von 50.000€ tragen musste. Nachdem das Fundraising-Ziel von 50.000 € für die Unterstützung von Jasmina Kuhnke erreicht ist, soll der “Sheroes Fund” ebenso andere Sheroes unterstützen.

Sie und viele andere Sheroes werden nicht die letzten sein, die im Kampf gegen Menschenfeindlichkeit Bedrohungen erfahren werden und keine von ihnen sollte allein gelassen werden. Deshalb rufen wir jede Person dazu auf, den Aufruf mitzutragen!

Unter dem Link finden Sie den Spendenaufruf und die Beschreibung Jasmina Kuhnkes Situation.

https://www.betterplace.org/de/projects/93203-deine-spende-fuer-shero-jasmina-kuhnke

 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

 

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für ein breites Publikum zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sollen immer frei verfügbar sein und nie hinter einer Paywall verschwinden.
Dafür brauchen wir aber auch Ihre Hilfe.
Bitte unterstützen Sie unseren Journalismus, Sie helfen damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

twitter

Social Media Tipps Aufmerksamkeit schenken durch Social Media-Takeover

Von einem Social Media-Takeover spricht man, wenn für eine kürzere Zeit ein großer Account durch eine oder mehrere Personen diesen…

Von
2020-08-11 10_14_07-Natascha Strobl2

Interview Shitstorm nach „Don Alphonso“-Kolumne: „Es gab für die gar keine Grenze mehr“

Natascha Strobl ist Rechtsextremismus-Expertin, ihre Analysen veröffentlicht sie in Büchern, Vorträgen und Artikeln für verschiedene Medien. Auf Twitter schreibt sie…

Von
Im Gespräch: Der Sozialphilosoph und Mitarbeiter der Amadeu Antonio Stiftung Nikolas Lelle

Interview „Das Selbstbild vom ‚deutschem Fleiß‘ gibt es nicht ohne die Faulheit der Anderen“

„Deutscher Fleiß“ ist sprichwörtlich weltbekannt – und fußt unter anderem in der nationalsozialistischen Auffassung von „deutscher Arbeit“, die zutiefst rassistisch…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.